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Internat Lindenberg - Achtung, es spukt

Internat Lindenberg - Achtung, es spukt

Titel: Internat Lindenberg - Achtung, es spukt
Autoren: Mathias Metzger
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unleserlichen Handschrift geschrieben, dass es kaum zu entziffern war.
    „Altdeutsche Schreibschrift“, erklärte Leonie den Umstehenden.
    „Glaubst du, das ist mit Blut geschrieben?“, hauchte Nina und trat, ohne es zu wollen, einen Schritt zurück.
    „Das kann ich mir nicht vorstellen“, versetzte Leonie trocken. Zu Ninas Entsetzen befeuchtete sie einen Finger mit Spucke und wischte über den Text. Dann führte sie den Finger an die Nase und schnupperte daran. Anschließend leckte sie ihn sogar ab!
    „Das kann unmöglich Blut sein“, erklärte sie mit Kennermiene. „Außerdem handelt es sich um stinknormales Kopierpapier, DIN A4, holzfrei.“
    „Was willst du damit sagen?“, meinte Nina, die ihre Augen wieder vorsichtig geöffnet hatte. Aber nur einen Spalt.
    Leonie roch noch einmal an dem Blatt und probierte einen Radiergummi daran aus. „Dokumentenechte rote Tinte“, sagte sie und versuchte möglichst gewichtig zu klingen. „Der Brief stammt jedenfalls nicht aus dem Jenseits. Außer, im Jenseits gibt es einen Schreibwarenladen!“
    „Wahrscheinlich hast du Recht“, meinte Hanna. „Aber was steht drin? Kannst du das lesen?“
    Leonie legte die Stirn in Falten und versuchte, das Schreiben zu entziffern.
    „Ja, was steht denn nun drin?“, drängte auch Nina ungeduldig. Leonie holte tief Luft, las langsam vor und betonte jedes einzelne Wort:
    „Ein Fluch zwingt mich seit einhundertfünfzig Jahren durch diese Gemäuer zu irren. Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt fühle ich mich einsamer. Nunmehr habe ich mich entschlossen, mir eine Gefährtin zu holen. Diejenige, die das liest, sei auf der Hut, bald schon kann sie bei mir sein.
Emily Gibson“
    Nina erbleichte und griff mechanisch nach Sophies Hand.
    „Das bedeutet, wir sind alle in Gefahr“, bibberte Nadine.
    „Ihr seid in Gefahr, völlig durchzudrehen“, sagte Hanna kalt.
    Nadine tat so, als hätte sie die letzte Bemerkung nicht gehört und legte die Hand auf die Schulter ihrer Freundin. „Angelika, du hattest wirklich ein Wahnsinnsglück, dass du mit dem Schrecken davongekommen bist“, sagte sie mit belegter Stimme. Mit der anderen Hand krallte sie sich an dem kleinen Teddy fest, der an ihrem Rucksack befestigt war. „Wenn du dir vorstellst, du könntest jetzt genauso gut selber schon nachts als Untote umgehe n …“
    Angelika schluckte.
    Dann würde sie wenigstens tagsüber nicht rumnerven, wollte Leonie schon sagen. Stattdessen zwang sie sich, sachlich zu bleiben.
    „Seit hundertfünfzig Jahren soll das Gespenst hier schon rumgeistern?“, gab sie zu bedenken. „Und bis heute hat noch niemand etwas davon bemerkt? Kann mir das jemand erklären?“
    „Mir reicht das hier als Erklärung“, versetzte Nadine unwirsch und deutete auf das Blatt in Leonies Hand.
    „Und Emily Gibson, wer soll das sein?“, beharrte Leonie. „Du hast nichts davon gesagt, dass das Gespenst ein Mädchen gewesen ist, Angelika. Hat es irgendwas zu dir gesagt, als du ihm begegnet bist, oder fällt dir sonst noch etwas ein? Der kleinste Hinweis kann wichtig sein!“
    Angelika zuckte hilflos mit den Schultern.
    „Ich weiß nich t … So genau kann ich mich nicht mehr erinnern.“
    Leonie verdrehte die Augen.
    „Ich stand unter Schock“, verteidigte sich Angelika pikiert. „Ich weiß, der tollen Leonie hätte das natürlich nichts ausgemacht“, fügte sie giftig hinzu. Nadine legte besänftigend die Hand auf die Schulter ihrer Freundin und warf Leonie einen strafenden Blick zu.
    „So kommen wir nicht weiter“, raunte Leonie Hanna zu. „Wenigstens wir zwei müssen versuchen, einen klaren Kopf zu bewahren. Wir müssen mit System vorgehen und erst einmal herausfinden, ob sich jemand das Ganze einfach aus den Fingern gesogen hat oder ob doch mehr dahintersteckt.“
    „Und wie sollen wir das anfangen?“, fragte Hanna.
    „Immerhin steht ein Name mit dabei. Das wird kaum der echte Name der Person sein, der wir das alles zu verdanken haben, aber vielleicht hat er ja irgendwas zu bedeuten. Außerdem müssen wir überlegen, ob noch etwas in dem Schreiben steht, was uns zur Identität des Gespenstes führen kann. Also, worauf warten wir noch!“
    Hanna nickte zwar, aber Leonie bemerkte sofort, dass ihre Freundin nicht ganz so begeistert bei der Sache war wie sie. „Im Prinzip hast du Recht“, sagte Hanna. „Aber heute ist es ganz schlecht. Das hat doch noch Zeit, oder?“
    „Wir müssen dicht dranbleiben“, wusste Leonie aus Fernsehkrimis. „Wir dürfen keine Zeit
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