Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen
Autoren: Matha Grimes
Vom Netzwerk:
jedenfalls gelegentlich nach London. Ich glaube, ihre Familie wohnt in Lambeth. Ein Horror!«
    »Ja, der Horror von Lambeth.« Man verstand sich! »Wann war das?«
    »Ich bin mir nicht recht sicher.« Sie legte den Kopf schief. »Für einen Privatdetektiv kennen Sie sich aber nicht besonders aus, wie mir scheint – wenn Sie verzeihen.«
    »Und für eine Nichtdetektivin wissen Sie eine ganze Menge, wie mir scheint.«
    »Ich? O nein, ich weiß gar nichts.«
    Er tat, als würde er überlegen. »Trotzdem, Sie müssen doch eine Meinung zu dem haben, was passiert ist?«
    »Aber wohl nicht die gleiche wie Sie.«
    »Ich sammle nur Informationen. Details.«
    »Haben Sie schon mit Rose Ames gesprochen?«
    Rose Ames. »Mit seiner Großmutter?«
    »Er war ihr sehr zugetan. Beiden Großeltern, den beiden, die noch leben.«
    »Mrs. Ames. Ich glaube, sie war der Köchin ein Gräuel.«
    »Ah, ein seltsames Frauchen.«
    »Mrs. Ames?«
    »Nein, Mrs. Jessup. Ich werde nicht recht schlau aus ihr.«
    »Gibt es dafür irgendeinen Grund? Ihre Abneigung gegen Mrs. Ames erscheint mir schon extrem.«
    »Dann wissen Sie also doch eine ganze Menge. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie jemandem aus Lambeth freundlich begegnen würde.«
    Melrose musterte sie verständnislos. »Mrs. Jessup?«
    »Nein! Mrs. Ames. Rose würde ja wohl kaum aus Lambeth stammen, oder? Haben Sie denn nun mit ihr gesprochen?«
    Melrose wurde mit einem leicht bösartigen Lächeln bedacht.
    »Natürlich. Wir reden aneinander vorbei, scheint mir.«
    »Entweder das, oder Sie sind etwas durcheinander. Die Köchin lebt oder lebte mit ihrem Bruder zusammen in Lambeth.« Sie stand auf und sammelte die beiden Gläser ein. Hier befand er sich nun auf festem Grund: »Ach ja. Bertie.«
    In puncto Details hatte er sie jetzt aber ausmanövriert.
    »Bertie? Ach so, Gilbert.«
    Ihr letzter boshafter Knaller zum Abschluss!
    Pech, dass sie nicht wusste, dass sie einen Volltreffer gelandet hatte.
    Er starrte sie an. »Moment!«
    Sie wandte sich um, legte den Kopf schief und musterte ihn aus erstaunten blauen Augen. »Was? Habe ich was Wichtiges gesagt?« Sie lächelte und fügte hinzu: »Endlich?«
    Das war ein Treffer , dachte er, als sie zum Sofa zurückkam und sich setzte.
    »Gilbert. Heißt er zufällig Gilbert Snow? Ihr Bruder?«
    Sie hatte keine Ahnung, was das sollte, doch sie würde so viele Punkte machen, wie sie konnte. »Ja, das stimmt.«
    Da sie sich seit seinem Eintreten hier auf ihn zubewegt hatte, hätte sie bestimmt nichts dagegen. Er griff hinter sie, packte ihren Nacken mit festem Griff und zog sie an sich. Nach einem langen, genüsslichen Kuss flüsterte ihr Melrose ins Ohr: »Die talentierte Mrs. Ripley.«
    Sie starrte ihn bloß an, zur Abwechslung einmal unfähig, sich sprachlich zu äußern.
    Er verabschiedete sich, marschierte aus der Studierstube in Richtung Haustür und durch sie hindurch.
    Das Handy drückte er sich, wie ein Küsschen, ans Ohr.

50
    »Wo steckt eigentlich DI Aguilar?«, fragte Jury, den Telefonhörer zwischen Schulter und Kinn geklemmt, die eine Hand um eine Henkeltasse Tee, die andere mit dem Einstopfen des Hemds in die Hose beschäftigt. Es war schon nach neun, er hatte verschlafen und war in Eile. »Ich hab’s auf ihrem Handy versucht, meldet sich aber niemand.«
    »Keine Ahnung«, sagte Chilten. »Sie war die ganze Nacht auf dem Revier.«
    »Nein, war sie nicht. Ich habe dort angerufen.«
    »Hat sie ein Privatleben? Keine Ahnung, ob sie ein Privatleben hat.«
    Jury sagte nur noch: »Wir treffen uns im Zetter.« Er überlegte. »Nein, warten Sie. Holen Sie Gilbert Snow zur Vernehmung her. Bringen Sie ihn aufs Revier, wir treffen uns dann dort.«
    Chilten schwieg erst, dann sagte er zögernd: »Sagten Sie, Gilbert Snow? Den Kellner?«
    »Ganz recht. Der hat Billy Maples erschossen.« Jury trank einen Schluck Tee und lauschte der Stille. »Ron? Sind Sie noch dran?«
    Ron Chilten räusperte sich. » Snow hat ihn erschossen? Um Himmels willen, wieso denn das?«
    »Nun, wenn ich das wüsste und wenn ich ein paar stichfeste Beweise hätte, würde ich sagen, verhaften.« Er überlegte kurz. »DI Aguilar hatte doch das Abendessen als Beweismaterial eintüten lassen, stimmt’s?« Sie ist brillant. Er lächelte.
    »Ja-ah.« Ron brachte es in zwei Silben heraus, als wäre schon die Vorstellung tödlich.
    »Dann lassen Sie es zum DNA-Test ins Labor bringen.«
    »Billy Maples –«
    »Von Billy rede ich gar nicht. Sondern von dem, der es gegessen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher