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Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus
Autoren: Arthur W Upfield
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Gasthof der Stadt.
    Dieses Haus war das letzte Haus an der westlichen Straßenseite. Gegenüber lag das kleine, saubere Schulgebäude, und zwischen beiden Häusern stand ein Denkmal aus Naturstein: die Statue eines Mannes, der nach Laverton schaute oder auf Reisende wartete, um sie in Daybreak willkommen zu heißen. Er trug keinen Hut, sein Haar war ungekämmt, die Enden seines dicken Schnurrbarts hingen schlaff herab. Mit dem linken Arm hielt er eine Geige samt Bogen an sich gedrückt und in der rechten, vorgestreckten Hand, vielleicht als Zeichen freundlicher Begrüßung, einen Brocken, der wohl einen Goldklumpen darstellen sollte. In den niedrigen Sockel des Denkmals war kunstvoll eingemeißelt: ›Samuel Loader‹.
    Bony betrachtete das ›Hotel Melody Sam‹, ein einstöckiges, langes Holzhaus. Es stand niemand davor und, soviel er sehen und hören konnte, war auch im Lokal kein Mensch, während in den Läden des Ortes und an der Straße recht reger Betrieb herrschte.
    Er nickte dem steinernen Mann zu und ritt hinters Hotel in den Hof, in dessen Mitte ein einzelner knorriger Eukalyptusbaum emporragte. An den Hof grenzten Koppeln und Ställe, mehrere Schuppen und, in einer Reihe, fünf Einzelzimmer für Gäste.
    Bony sattelte seine Pferde ab, tränkte sie und entließ sie in einen der leeren Ställe. Kein Mensch war zu sehen.
    Er betrat das Lokal durch die Vordertür, fand es ohne Gäste und entdeckte eine attraktive junge Frau, die auf einem hohen Hocker hinter der Theke saß, ganz vertieft in eine Illustrierte.
    »Guten Abend«, sagte sie, als sie ihn bemerkte. Ihr dunkles Haar war schlicht frisiert. Besonders ins Auge fielen die Perlenhalskette und die funkelnden Brillanten an ihren Händen.
    »Guten Abend!« gab Bony höflich zurück. »Bitte ein schönes kühles Bier und später ein Zimmer.«
    »Sind Sie auf Reisen?«
    »Sehr richtig, auf Reisen.«
    Die Frau machte keine Anstalten, ihm Bier einzuschenken. »Es gibt kein Bier«, sagte sie. »Unser Bier ist im Keller und Melody Sam auch. Ferner eine Kiste Dynamit sowie Sprengkapseln und Zündschnur. Wenn einer da ‘runter geht, um Bier zu holen, fliegen wir alle in die Luft.«
    Sie tat, als sei ihr die Illustrierte interessanter als der unbekannte Gast. Die Kneipe, so ohne Gäste, war tadellos sauber. Kein bißchen Abfall verriet, daß hier Menschen zu trinken pflegten.
    »Wenn ich recht verstanden habe, erwähnten Sie Dynamit.«
    »Und Zündschnur sowie Sprengkapseln und dergleichen«, ergänzte die Frau, die wohl kaum als Barmädchen anzusprechen war, denn die Perlen um ihren Hals schienen echt zu sein. »Ja, und dort ist auch unser Bier. – Ihr Gesicht ist mir noch neu.«
    »Ich möchte eine Weile hierbleiben, falls Sie mir ein Zimmer geben können. Bonnar heiße ich – Nat Bonnar.«
    Die Frau verließ ihren Hocker und betrachtete blinzelnd die Seiten eines Buches, das aufgeklappt auf dem schmalen Bord hinter dem Schanktisch lag. Sie drehte sich wieder zu Bony und sagte: »Nummer sieben. Abendessen um sieben Uhr. Frühstück um sieben Uhr. Dreimal sieben für Sie, leicht zu merken.« Ihre dunklen Augen verengten sich bei dem Lächeln, das sie wesentlich jünger machte. Er spürte, wie genau sie sein Gesicht erforschte und entdeckte in ihren dunklen Augen, als er sie ebenso frei ansah, wachsende Freundlichkeit und ehrliches Interesse. Sie sagte: »Tut mir leid, daß ich kein Bier für Sie habe. Er wird aber bald ‘raufkommen. Acht Tage ist er ja schon unten. Hin und wieder kriegt er nämlich seine Tour.«
    »Ich kenne so was ganz gut«, sagte Bony. »Wenn ich also richtig verstehe, ist Melody Sam im Keller und säuft, und er hat Sprengstoff bei sich, den er hochgehen lassen will, wenn jemand ihn oder das Bier da unten ‘rausholen will. Stimmt’s?«
    »Genau. Er macht’s etwa zweimal im Jahr so. Spart sich sozusagen seinen Durst dafür auf. Stellt sich eine Kiste Dynamit und alles, was sonst dazugehört, hin, sowie eine Lampe und einen Kanister Petroleum, verschwindet nach unten, ohne es vorher zu sagen, und schwört, daß er das Haus in die Luft sprengen wird, wenn einer versuchen sollte, ihn selber oder Bier heraufzuholen.«
    »Und Sie glauben im Ernst, er täte das, wenn – «
    »Davon bin ich überzeugt. Deshalb gehe ich selbst nicht in den Keller und erlaube es auch niemandem. Melody Sam gehört ja das Hotel und alles. Und ich erbe es, wenn er mal stirbt, also werde ich’s doch nicht in die Luft sprengen lassen.«
    »Wär’ auch ein Jammer, da
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