Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus
Autoren: Arthur W Upfield
Vom Netzwerk:
bevor er in die Stadt ritt. Die schroffe Felswand unterhalb der Kante hatte Spalten und Risse, oben wuchsen dürres Gestrüpp und Spmifexbüschel. In einer der Felsspalten sah Joyce jetzt ein Wesen mit Augen, sah das Weiße um die schwarzen Pupillen. Einer der ausgebrannten Baumstümpfe hatte plötzlich auch Augen. Sie flackerten, verschwanden, kamen wieder.
    Joyce schrie entsetzt auf und fuhr zurück in sein Versteck, doch er war längst der Illusion beraubt, er fände Schutz in ihm. – Die nächste Nacht stand Joyce mit dem Rücken an einen Baum gepreßt. Am Morgen des fünften Tages tappte er hilflos umher auf der Suche nach dem Steinhaufen und dem Loch mit dem kühlen Wasser. Da sah er die Spuren nackter Füße. Er blieb stehen und starrte sie so lange stumpf an, bis er endlich ihre Bedeutung erkannte.
    Vor dieser Fährte floh er in bisher noch nicht betretenes Gebiet und stockte doch schon nach kurzer Zeit vor einer anderen Spur. Es waren auch nackte Füße hier gelaufen. Er wandte sich um, rannte blindlings weiter, kreuz und quer, bis er überall Spuren nackter Füße sah.
    Hinaus aus diesem verfluchten Wald! Er mußte hinaus, kein Mensch vermochte das zu ertragen. Und dann war er wirklich aus dem Mulgawald heraus und stolperte über höckerigen Boden zwischen Gras und Gestrüpp vorwärts. War das eine Krähe, dieses Geräusch eben? Niemals, nie wieder würde er eine Krähe schießen! Und da – da saßen Männer auf der Erde, drei Männer. Sie blickten ihm entgegen, während er sich taumelnd bemühte, sie zu erreichen. Harmon war dort, George Harmon. Und Iriti. Und zwischen ihnen hockte der Schankkellner.
    »George!« stöhnte er, »George! Sag etwas! Sag etwas!«

25

    Melody Sam sollte sich noch oft an den Tag erinnern, der wundervoll für alle Bewohner Daybreaks war. Unterstützt von seinem Schankkellner und Hausdiener Nat hielt er alle Gäste frei. Sein Geschäftsführer im Kaufhaus hatte Auftrag, die Kinder der Stadt mit Süßigkeiten, Limonade und Früchten zu beschenken, bis kein Stück mehr da war. Und Tony Carr mußte einen fetten Ochsen für die Eingeborenen schlachten.
    Um fünf Uhr ersuchte Melody Sam sämtliche Gäste, sein Lokal zu verlassen. Bony saß um sechs Uhr mit Wachtmeister Harmon im Büro, wo der Schreibtisch bedeckt war mit vielen, von Friedensrichter Thurley schon unterzeichneten Schriftstücken.
    Harmon war müde, aber in besserer Stimmung als früher. »Da wickelt sich Joyce nicht mehr ‘raus«, sagte er, auf die Papiere deutend. »Ich habe seine Aussagen, die ich nur hinkritzelte, als er aus dem Walde kam, in Reinschrift übertragen, und er hat diese Niederschrift unterzeichnet. Kann mir kaum denken, Nat, daß sich schon mal ein Verbrecher so eindeutig selbst sein Urteil gesprochen hat, wie Joyce es durch die genaue Schilderung aller Vorgänge, mit Zeitangaben, die Wiederholung von Gesprächen und Benennung der Personen, die ihn als Zeugen belasten können, getan hat.«
    »Wenn so kalte berechnende Menschen einmal zusammenbrechen, dann gründlich«, sagte Bony mit Betonung. »Sie meinen in ihrer Eitelkeit, fest dazustehen wie ein Haus, aber sobald ihnen die Eitelkeit vergangen ist, werden sie weich.«
    »Ihre Leistung war großartig, Nat.«
    »Wir haben es alle zusammen erreicht, auch Iriti und seine Leute.«
    »Ja, auch Iriti. Was wird nun aus dem Mord an Mary? Wollen Sie da etwas veranlassen?«
    »Ich werde Ihnen mal die Tatsachen darlegen. Es ist jetzt gerade ein Jahr her, als Janet Elder bei dem Ausflug mit Mary quer über die Kultstätte ging, während Mary einen großen Bogen darum machte.
    Einen Tag später sah ein Eingeborener – Wantarri oder so ähnlich hieß er – die Fußspuren des Mädchens auf dem Platz. Ein Kerl mit schlechtem Charakter, der Mary, die von ihm nichts wissen wollte, schon vorher heimlich nachgestellt hatte. Dieser Wantarri meldete – das habe ich herausbekommen – dem Häuptling, Mary sei über den geheiligten Platz gegangen, also nicht Janet. Er wußte, daß seine falsche Aussage Marys Tod bedeuten würde.
    Wantarri, ein Mann in mittleren Jahren, hatte Einfluß beim Stamm. Seine unwahre Behauptung wurde ernst genommen. Nach einigem Disput beschloß man, Mary in Daybreak durch einen Stammesangehörigen töten zu lassen. Jetzt nun hat Iriti, sobald er von mir überzeugt worden war, daß seinerzeit das weiße Mädchen, nicht aber Mary, den verbotenen Weg gegangen war, den heimtückischen Wantarri zum Todeslauf verurteilt. Es wurde ihm knapp eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher