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Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus
Autoren: Arthur W Upfield
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Entscheidung, indem er seine Pferde im Bogen um die Lichtung herumführte und dann weiter durch den Wald ritt. Der hellrote Waldboden war ganz eben, nirgends von Spuren menschlicher oder tierischer Füße gezeichnet.
    Bony mußte wohl neun bis zehn Meilen geritten sein, als er es zwischen den Bäumen vor sich heller werden sah und den Ostrand des Waldes erreichte. Er erblickte das dahinter sanft ansteigende offene Land und in einiger Entfernung vereinzelt Eukalyptusbäume. Vom Waldrand an wurden die Mulgabäume spärlich, der Boden war hier durchzogen von flachen trockenen Wasserrinnen. Er stellte fest, daß er in dem dichten Wald gut seine Richtung gehalten hatte, denn sein Blick traf, wenn er geradeaus schaute, fast genau das Städtchen Daybreak. Vor dem Waldrand verlief ein Drahtzaun, offenbar als Grenze des Gemeindelandes. Bony ritt nach rechts, in der Hoffnung, dort ein Tor zu finden, und scheuchte dabei einen Schwarm Krähen von einer Beute hoch, die nahe am Wald liegen mußte. Da er es nicht eilig hatte, gab er seiner Neugier nach und ging hin. Ein totes Känguruh war es.
    Eine von einem Hund begleitete Frau mußte hier barfuß in den Wald gelaufen sein. Der Hund hatte das Känguruh getötet, die Frau war gestürzt, hatte eine Weile auf der Erde gelegen und war dann über den sandigen Boden zu dem Grenzzaun gekrochen.
    Bony trieb seine Pferde auf den Spuren dieser Frau schneller vorwärts und entdeckte bald die Stelle, wo sie unter dem Draht durchgekrochen und in offenes Gebiet bis in die Nähe der sieben oder acht uralten Eukalyptusbäume gekommen sein mußte. An einem der Bäume stand festgebunden ein gesatteltes Pferd. Vorsichtig folgte Bony den Schleifspuren der Frau bis an den Rand der kleinen Senke.
    Unter einem der Stämme lag eine Frau, über sie gebeugt sah er einen Mann, der ein Messer mit langer Klinge in der Rechten hielt.

2

    Der Mann merkte nichts von Bonys Nähe; die Frau, ein junges Mädchen, gewiß noch nicht zwanzig, lag mit geschlossenen Augen da, ihr blondes Haar war zerzaust, ihr Gesicht bleich.
    Sie sagte: »Los, Tony, du mußt es tun.«
    »Ich sage dir doch, ich kann’s nicht, ich bringe es einfach nicht fertig«, gab der Mann zurück.
    Das Messer wurde ihm aus der Hand genommen, und erst jetzt merkte er, daß jemand neben ihm kniete. Als er aufsah, traf sein Blick in die blauen Augen eines Unbekannten. Schnell, wie in Abwehr, erklärte er: »Sie hat sich einen scheußlichen Splitter in den Fuß getreten, und den sollte ich ‘rausschneiden. Sehen Sie doch, wie tief er drin sitzt! Sie liegt hier schon seit gestern früh. Muß schlimm für sie gewesen sein. Als ich sie fand, war ihre Zunge vom Durst so dick, daß sie den Mund gar nicht aufmachen konnte.«
    Das Holz war dicht hinter ihren Zehen tief in die Sohle und fast bis zur Ferse durchgedrungen, ein über zwanzig Zentimeter langes, eisenhartes Stück Mulgaholz.
    »Ich möchte was trinken, Tony«, stöhnte das Mädchen, das jetzt die Augen öffnete, die so golden schimmerten wie ihr Haar.
    »Du dürftest eigentlich nicht schon wieder trinken«, sagte der junge Mann und blickte den Fremden beinah bittend an. »In so einem Zustand soll man den Leuten nicht viel geben.«
    »Machen Sie jetzt mal ein Feuer an, ich hole Wasser und was wir sonst noch brauchen«, sagte Bony. Er gab dem jungen Mann das Messer zurück, dann brachte er von seinem Packpferd einen Wasserkanister, einen kleinen Blechkessel, seinen Topf, Tee und Zucker und einen einfachen Sanitätskasten.
    »Ich kam hierher, um Vieh zum Schlachten einzutreiben«, erklärte Tony Carr, während Bony seine Vorbereitungen traf. »Auf einem Felsen sah ich ihren Hund, der sehr hungrig zu sein schien, und dann fand ich hier Joy. Sie sagte mir, daß sie nach Granatsteinen gesucht hätte. Ihr Hund hatte ein ziemlich großes Känguruh aufgestöbert und es über den Zaun in den Wald gejagt, und als sie hinterher wollte, sprang sie vom Zaun direkt auf das Stück Holz, das mit der Spitze nach oben im Boden steckte.
    Sie weiß, daß diesen Wald kein Mensch betritt, deshalb kroch sie unterm Zaun zurück und schaffte es bis hierher. Sie konnte das Holz nicht herausziehen, aber damit auch nicht gehen. Das war gestern morgen. Als ich herkam, konnte sie nicht sprechen, so geschwollen war ihre Zunge. Na, da ließ ich ihr aus meinem Wasserbeutel ein bißchen auf die Zunge tropfen, bis die Schwellung etwas zurückging. Man darf ja in solchen Fällen zuerst nur wenig Flüssigkeit geben. Ich bin zwar
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