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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger
Autoren: Caroline Graham
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dem Gefrierpunkt, und das Wasser wurde gerade mal lauwarm.
      Amy beschloß, die Heizung in Ruhe zu lassen. Die Zeit, die sie brauchte, um den Apparat im Keller zu bearbeiten, konnte sie besser zum Schreiben nutzen. Kein Tag ohne eine Zeile, das war Amys Devise, und sie versuchte, sich daran zu halten.
      Ihr Roman Rompers lag sicher verwahrt in einer grünen Hutschachtel auf ihrem Schrank. Im Kreis der Clubmitglieder hatte sie ihn als Familiensaga bezeichnet. Einzelheiten jedoch blieben ein Geheimnis, das sie nur mit Sue teilte. Obwohl Liebe und Sex im Vergleich zu vielen modernen Bestsellern in durchaus harmloser Form behandelt wurden und Amy primitive Kraftausdrücke mit >f< mied, waren die Zutaten in ihrem Geschichtengebräu doch explosiv genug, um Honoria so zu schockieren, daß sie zu der Ansicht kommen konnte, die unmoralische Person, die diese >Unappetitlichkeiten< produzierte, sei es nicht wert, unter dem Dach der Lyddiards zu leben. Das jedoch durfte Amy nicht riskieren. Sie war vierzig Jahre alt, mittellos und ohne Beruf.
      Ralph trug daran keine Schuld. Auch wenn sein Leben für Außenstehende nicht gerade von Erfolg gekrönt gewesen war. Er hatte seinen Dienst als Marinesoldat quittiert, als er sie kennengelernt hatte, um sie nicht allein zu lassen, was Amy rückblickend immer für einen Fehler gehalten hatte. Ralph war intelligent gewesen, hatte jedoch keine besonderen Begabungen gehabt und nie herausgefunden, wozu er eigentlich fähig gewesen wäre. Mit dem Erbe seiner Eltern - Honoria hatte das Haus und eine kleine Rente bekommen - hatte er zuerst ein Antiquariat aufgemacht. Was ebenso fehlgeschlagen war wie andere idealistische Unternehmungen, zum Beispiel eine Olivenplantage in Evvia und eine Rahmenwerkstatt in Devizes. Schließlich, nachdem das Geld fast aufgebraucht war, hatten sie ein kleines Haus in Andalusien mit einem großen steinigen Grundstück gekauft und sich als Selbstversorger abgemüht. Damals waren die ersten Symptome der Krebskrankheit aufgetreten, an der Ralph dann letztendlich gestorben war.
      Amy mußte alle Willenskraft aufbringen, um die Erinnerung an den geliebten Mann, an das winzige, nur unzureichend ausgerüstete spanische Krankenhaus, Honorias wütenden Auftritt und den Alptraum des Heimflugs nach England zu verdrängen. Wollte sie sich aus ihrer gegenwärtigen, desolaten Situation mit diesem Buch herausschreiben, dann mußte sie aufhören, in der Vergangenheit zu wühlen.
      Sie nahm die Hutschachtel vom Schrank, zog das Manuskript heraus und las die letzten drei Seiten noch einmal durch, um in die richtige Stimmung zu kommen. Unbefriedigend war die Lektüre durchaus nicht. Die Prosa war gut lesbar, und sie hatte sorgfältig darauf geachtet, jede Ironie zu vermeiden. Die Frage war nur, ob ihr Werk vor den Augen eines eiskalt kalkulierenden, geschäftstüchtigen Verlegers bestehen würde.
      Zumindest bildeten diesmal (Rompers war bereits ihr dritter Versuch) die gesellschaftliche Ebene und der szenische Hintergrund eine harmonische Einheit. Sue hatte ihr auseinandergesetzt, daß es das sicherste Rezept sei, um mit einem Manuskript das schnelle Geld zu machen, wenn man die Story auf Liebe, Kommerz und Luxus aufbaute. Das hatte sie jetzt beherzigt. Hauptfigur war eine junge Managerin in Hongkong.
      Amy kaute auf ihrem Stift. Die graue Theorie des Schreibens war ein Kinderspiel. Erst wenn man etwas zu Papier bringen sollte, begann der unerbittliche Kampf.
      Sie sah auf die Uhr und hielt entsetzt den Atem an. Seit Honoria das Haus verlassen hatte, war bereits eine halbe Stunde vergangen, die sie ungenutzt mit traurigen Erinnerungen vergeudet hatte. Sie begann zu schreiben:
     
    »Verdammt! Verdammt noch mal!« fluchte Araminta aus vollem Herzen, als sie mit behenden Lippen nach Burgoynes letztem Fax griff.
      Honoria radelte in hoheitsvoller entrückter Haltung am Park entlang. Ihr Mund verzog sich angewidert, als sie die Coladose unter der Bekanntmachungstafel der Gemeinde liegen sah.
      Honoria hatte ihren ganzen Einfluß im Gemeinderat in die Waagschale geworfen, um das Aufstellen eines Papierkorbs in der näheren Umgebung der gepflegten Grünanlage zu verhindern. Wenn das Resultat allerdings diese primitive Entweihung des Ortes sein sollte, mußte sie ihre Haltung wohl noch einmal überdenken.
      Zweifellos war das besagte Exemplar von einem Insassen der Sozialwohnungen so achtlos in die Botanik befördert worden. Diese Blocks lagen (nach Honorias
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