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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger
Autoren: Caroline Graham
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gewölbten Mauersteine schmerzhaft in ihren Rücken bohrten. Die Geräuschquelle entpuppte sich als Volkswagen, der von Brian, Geralds nächstem Nachbarn, in die Einfahrt gefahren wurde. Die Lichtkegel der Scheinwerfer erloschen. Das Garagentor fiel zu. Sie hörte, wie Brian am Haus entlang- und hineinging. Ein Schloß rastete ein. Laura nahm an, daß Sue einen Gute-Nacht-Trunk mixen würde, und fühlte einen neidvollen Stich. Nicht, daß sie oder sonst jemand im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte mit Brian verheiratet sein wollte. Gott bewahre! Trotzdem gab es zweifellos eine Art der Geborgenheit, die man nur zu zweit erreichte, und die das Leben als Single bestimmt nicht auf dem Zettel hatte.
      Großer Gott, was mache ich eigentlich hier? Laura schlug mit der Faust gegen die Mauer, die Abschürfungen im Leder ihres Handschuhs hinterließ. Ich bin sechsunddreißig und eine erwachsene Frau. Ich bin attraktiv. Manch einer fand mich sogar schön. Ich habe einen erfolgreichen Antiquitätenhandel und ein hübsches Haus voller schöner Dinge. Kinder lächeln bei meinem Anblick. Katzen und Hunde mögen mich. Männer laden mich zum Essen ein. Warum also treibe ich mich wie eine Diebin in einer eiskalten Februarnacht in einem fremden Garten herum, nur um einen Blick auf einen Mann zu erhaschen, der sich nicht die Bohne für mich interessiert?
      Liebe, die wie ein Blitz einschlägt. Sie hatte vorher nicht geahnt, wie wörtlich dieser Ausdruck zu nehmen war. Sie hatte ahnungslos Orangen im Dorfladen gekauft, war dabei aus Versehen einem Mann auf die Füße getreten. Einem großen Mann mit graumeliertem lockigen Haar und kühlen haselnußbraunen Augen. Im nächsten Moment hatte es sie getroffen wie ein elektrischer Schlag. Laura schloß die Augen und fühlte erneut die Macht dieses Augenblicks, der sie verzehrte.
      Überzeugt, daß er verheiratet sein mußte, schwanden Laura vor Erleichterung beinahe die Sinne, als sie erfuhr, daß es sich um einen Witwer handelte. Seine Frau war nach kurzer Ehe an Leukämie gestorben, er nie darüber hinweggekommen. Und sie, überzeugt von ihrer Weiblichkeit, ihrer Anziehungskraft, war von dem missionarischen Eifer beseelt gewesen, ihn diese Tragödie endgültig vergessen zu machen.
      Selbst neu in Midsomer Worthy war sie in der Hoffnung zum Erntedankfest gegangen, ihn dort anzutreffen. Doch er war nicht da gewesen. Dafür hatte sie erfahren, daß es im Dorf einen Literarischen Zirkel, einen Autorenkreis gab, dem er angehörte.
      Diesbezüglich völlig untalentiert und uninteressiert, trat Laura dem Club umgehend bei. Zur Begründung schob sie den Besitz einer großen Anzahl von Briefen, Tagebüchern und Geschäftsunterlagen aus vergangenen Jahrhunderten vor, die sie in modernes Englisch zu übertragen vorgab. Als Mitglied des Autorenkreises konnte sie jedenfalls sicher sein, ihn mindestens einmal pro Monat zu sehen. Was bedeutete, daß sie ihn nicht nur von weitem anhimmeln mußte, sondern zwei, gelegentlich auch drei volle Stunden mit ihm in einem Raum verbringen konnte. Das allein zählte.
      Ihm ihre Gefühle zu gestehen stand außer Frage. Sie war nicht im mindesten versucht, es zu tun. Die Wahrscheinlichkeit, damit alles unwiederbringlich zu zerstören, war einfach zu groß. Er konnte sich sogar gezwungen fühlen, aus dem Autorenkreis auszutreten. Das durfte sie nicht riskieren.
      Laura zitterte vor Kälte. Ihre Füße waren trotz dicker Socken und Winterstiefel zu Eiszapfen erstarrt. Sie trat auf den Grasstreifen entlang des Hauses, wo sie lautlos mit den Füßen stampfen konnte, um die Blutzirkulation anzuregen. Ich muß verrückt sein, sagte sie sich. Ich sehe ihn sowieso in vierundzwanzig Stunden.
      Plötzlich beäugte sie sich mit den Augen eines heimlichen Beobachters. Jeder mußte annehmen, sie sei eine Spannerin, ein weiblicher Voyeur. Und sie schwor sich, damit endgültig Schluß zu machen. Gleich morgen.
      Ein Auto kam näher. Das Motorengeräusch wurde lauter, dröhnte in ihren Ohren. Das klang nicht nach Geralds Celica. Es schien ein größerer, schwerer Wagen zu sein. Eine Autotür öffnete und schloß sich mit sonorem >Plopp<. Laura hastete in den Schutz der Bäume auf der gegenüberliegenden Hausseite. Von dort aus schlich sie mit klopfendem Herzen weiter, um die Front des Hauses einsehen zu können.
      Ein Taxi stand in der Einfahrt. Eine Frau bezahlte den Fahrer. Sie hatte Laura dabei den Rücken zugewandt. Als sie sich umdrehte, erkannte
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