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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim
Autoren: Peter Robinson
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und legte den Arm um Banks. »Wie gesagt, du bist doch auch nicht da, um das alles zu erledigen, oder? Ich kann nur sagen, sei froh und wecke keine schlafenden Hunde. Guck mal, da ist Onkel Ken. Bis gleich!«
      Banks murmelte etwas vor sich hin. Er hätte wissen müssen, dass das Gespräch mit Roy reine Zeitverschwendung war. Bestände nur der geringste Verdacht, dass ihm jemand Geld aus der Tasche ziehen wollte, zack, würde er wahrscheinlich sofort einen Auftragskiller anheuern, aber wenn es um seine Eltern ging ... Andererseits: Hatte Roy vielleicht recht? Maß Banks alldem zu viel Bedeutung bei? War er ein Spielverderber? Er beobachtete seine Eltern: Sie wirkten durchaus glücklich - seine Mutter auf jeden Fall -, welches Recht hatte er also, das in Frage zu stellen? Woher nahm er das Recht, einmal alle Jubeljahre bei ihnen aufzukreuzen und ihnen das kleine Glück zu verderben, das sie noch hatten? Seine Mutter himmelte Geoff an, das merkte Banks an der Art, wie sie ihn ansah und von ihm sprach. Und Geoffs Anwesenheit machte auch seinem Vater das Leben ein ganzes Stück leichter. Roy hatte recht. Banks hatte sich zu stark eingemischt; es wurde Zeit, dass er sich zurückzog und die Leute ihr eigenes Leben führen ließ.
      »Was du wohl gerade denkst!«
      Banks drehte sich um. Kay stand vor ihm. »Ich hab dich gar nicht kommen hören«, sagte er. »Schön, dich zu sehen.«
      Lächelnd legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Freut mich auch. Ich hab gerade mit deiner Mutter gesprochen. Sie hat mir ihr Beileid ausgedrückt.«
      Kay trug ein zitronengelbes Sommerkleid, das ihr bis knapp übers Knie reichte. Das Haar hatte sie hochgesteckt, es wurde von einer gemusterten Lederspange gehalten.
      »Du siehst toll aus«, sagte Banks.
      Kay wurde rot. »Danke. Gibt's auch was zu trinken für die Dame?«
      »Klar. Einen Wodka Tonic?«
      »Gern.« Sie hielt ihn am Arm fest. »Und geh nicht zu weit weg. Ich kenne hier niemanden.«
      »Klar kennst du hier Leute«, sagte Banks. »Meine Eltern zum Beispiel.«
      »Die habe ich seit Jahren nicht gesehen.«
      »Meinen Bruder Roy?«
      »Der war damals noch ein kleiner Junge. Und immer im Weg, wenn ich mich recht entsinne.«
      Banks nickte. Er wusste noch, dass er Roy mehr als einmal hatte Geld geben müssen, damit er sich trollte. »Du kennst Geoff Salisbury«, ergänzte Banks und nickte in Richtung des Kamins, wo Geoff mit einer Cousine sprach, deren Namen Banks vergessen hatte.
      Kay erschauderte leicht. »Bah! Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber wenn ich den sehe, überläuft es mich immer eiskalt.«
      Sie holten sich etwas zu trinken.
      »Komm«, sagte Banks zu Kay. »Gehen wir ein bisschen frische Luft schnappen.«
      Sie traten nach draußen auf die Treppe. Banks hörte Musik von nebenan, aber sie war leise. Am Nachmittag hatte es aufgehört zu regnen, der Abend war doch noch schön geworden. Es wurde bereits dunkel, die Sterne gingen auf. Sogar eine blasse Mondsichel stand tief am Himmel. Banks lehnte sich gegen die Mauer. Schweigend stand Kay neben ihm.
      »Wegen gestern -«, setzte er an.
      Kay legte ihm den Finger auf die Lippen, damit er nicht weitersprach. »Nein, sag nichts. Es war wunderbar. Etwas Besonderes. Lassen wir's dabei, ja?«
      »Wenn das für dich okay ist«, sagte Banks. Er hatte dasselbe gedacht. Was zwischen ihnen geschehen war, hatte mit der Vergangenheit zu tun, mit nicht abgeschlossenen Dingen. Es war eine magische Nacht gewesen. Eine Zeitreise. Morgen würden sie beide in ihr Leben zurückkehren und sich wahrscheinlich nie wiedersehen. Banks dachte daran, wie ihre Beziehung damals zerbrochen war. Als er nach London ging, hatte er geglaubt, Kay niemals wiederzusehen. Ihr Treffen war schön gewesen. Es war in Ordnung so. So musste es sein.
      Sie gingen wieder hinein. Die Feier war in vollem Gange. Banks und Kay unterhielten sich eine Weile mit Mrs Green; Banks versprach, sich öfter bei ihr blicken zu lassen. Tante Florence erfreute ihn mit einer Geschichte über ihren grauen Star, Tante Lynn erzählte von ihrer Gallenblasenoperation. Dann hörte er von Cousin Patricks Prostataproblemen, Onkel Geralds Hämorrhoiden und der manischen Depression von Cousine Louise. Am Ende kam er zu dem Schluss, dass er sich besser umbrachte, bevor er alt wurde. Dann ging es um Cousine Beths Scheidung, Nicks und Janets drittes Kind, ein Mädchen namens Shania, um Sharons Beförderung, Gails Fehlgeburt und
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