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Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
Autoren: Peter Robinson
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Zweifel gelassen. Ich möchte, dass Sie diskret vorgehen, Banks. Versuchen Sie, Emily zu finden, bevor sie merkt, dass jemand nach ihr sucht. Ich verlange nicht, dass Sie sie entführen oder so was. Finden Sie sie, sprechen Sie mit ihr, überzeugen Sie sich davon, dass es ihr gut geht, sagen Sie ihr, wir würden sie gern wiedersehen und über alles mit ihr reden.«
      »Und ich soll sie überreden, nicht mehr für Pornoseiten im Internet zu posieren?«
      Riddle wurde bleich. »Wenn Sie können.«
      »Haben Sie eine Ahnung, wohin sie gegangen ist? Hat Sie sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«
      »Zwei Wochen nachdem sie fortgegangen ist, bekamen wir eine Postkarte von ihr«, antwortete Rosalind. »Sie schrieb, es ginge ihr gut und wir sollten uns keine Sorgen um sie machen. Oder nach ihr suchen.«
      »Woher kam die Karte?«
      »Aus London.«
      »Das ist alles?«
      »Ja, außer einer Karte zu Benjamins Geburtstag.«
      »Hat sie auf der Karte sonst noch was geschrieben?«
      »Nur, dass sie einen Job hätte«, fuhr Rosalind fort. »Damit wir nicht fürchten mussten, dass sie auf der Straße lebt oder so. Nur würde Emily nie auf der Straße leben. Sie hat schon immer viel Wert auf Bequemlichkeit gelegt.«
      »Ros!«
      »Aber das stimmt doch. Und du ...«
      »Gab es einen bestimmten Grund für ihr Verschwinden?«, unterbrach Banks. »Irgendeinen Auslöser? Einen Streit vielleicht?«
      »Nichts Bestimmtes«, sagte Riddle. »Sie hat sich da reingesteigert. Kam einfach von der Schule nicht nach Hause.«
      »Schule?«
      Rosalind mischte sich ein: »Vor zwei Jahren haben wir sie auf ein sehr teures und angesehenes Mädcheninternat bei Warwick geschickt. Am Ende des letzten Trimesters, zu Beginn des Sommers, verschwand sie nach London, statt nach Hause zu kommen.«
      »Allein?«
      »Soweit wir wissen, ja.«
      »Kam sie sonst in den Ferien immer nach Hause?«
      »Ja.«
      »Was hat sie diesmal davon abgehalten? Hatten Sie Probleme mit ihr?«
      Riddle nahm den Faden wieder auf. »Als sie das letzte Mal hier war, in den Frühjahrsferien, gab es den üblichen Streit über zu spätes Heimkommen, Trinken in Pubs, Verkehren in den falschen Kreisen und so weiter. Aber nichts Ungewöhnliches. Sie ist ein sehr intelligentes Mädchen. In der Schule bekam sie gute Noten, aber es langweilte sie. Alles fiel ihr so leicht. Vor allem Sprachen. Darin ist sie besonders gut. Natürlich wollten wir, dass sie Abitur macht und studiert, aber sie wollte nicht. Sie wollte selbstständig sein. Wir haben ihr alles gegeben, Banks. Sie hatte ihr eigenes Pferd, bekam Klavierstunden, fuhr mit auf Klassenfahrt nach Amerika und zum Skifahren nach Österreich, bekam eine gute Schulbildung. Wir waren sehr stolz auf Emily. Wir haben ihr alles gegeben, was sie wollte.«
      Nur vielleicht das nicht, was sie am meisten brauchte, dachte Banks. Dich. Um die schwindelnde Höhe eines Polizeipräsidenten zu erreichen, vor allem mit fünfundvierzig, wie Riddle es getan hatte, musste man zielbewusst, rücksichtslos und ehrgeizig sein. Und man musste flexibel sein, oft umziehen, was auf Kinder, die manchmal nur schwer neue Freunde fanden, eine verheerende Wirkung haben konnte. Dazu die langen Arbeitstage und die vielen Kurse, was hieß, dass Riddle vermutlich nur selten zu Hause gewesen war.
      Banks war kaum jemand, der sich wegen Kindererziehung aufs hohe Ross schwingen konnte, musste er zugeben. Selbst um den Rang eines Chief Inspectors zu erreichen, war er als Vater mehr abwesend, als es für Brian und Tracy gut gewesen war. Zufällig hatten sie sich beide, insgesamt gesehen, gut entwickelt, aber Banks wusste, dass es eher ein Glücksfall war und wenig mit ihm als gutem Vater zu tun hatte. Das meiste hatte Sandra übernommen, und sie hatte ihn nicht immer mit den Problemen der Kinder belastet. Vielleicht hatte Banks seine Familie nicht dem Ehrgeiz geopfert, wie er es von Riddle vermutete, aber er hatte gewiss vieles dafür geopfert, ein guter Detective zu sein.
      »Hat sie hier irgendwelche Freunde, denen sie sich anvertraut haben könnte?«, fragte er. »Jemand, der mit ihr in Verbindung geblieben ist?«
      Rosalind schüttelte den Kopf. »Das glaube ich kaum«, sagte sie. »Emily ist sehr ... unabhängig. Sie hatte viele Freunde, aber keine engeren. Das lag an den vielen Umzügen. Wenn sie weiterzieht, bricht sie hinter sich alle Brücken ab. Und sie war noch nicht sehr lange hier in der
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