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Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
Autoren: Peter Robinson
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nach Davy Crockett, einem seiner Helden zu jener Zeit. Das hatte ein paar Monate angehalten, dann hatte er schließlich seinen eigenen Namen - Alan - akzeptiert.
      Rosalind klickte eines der Bilder an, und es füllte allmählich den Bildschirm aus, baute sich von oben nach unten auf. Banks sah ein Amateurfoto vor sich, aufgenommen in einem schlecht ausgeleuchteten Schlafzimmer: Ein hübsches junges Mädchen, das nackt im Schneidersitz auf einer hellblauen Steppdecke saß. Ihr Lächeln sah ein wenig gezwungen aus, und ihr Blick wirkte verschwommen.
      Die Ähnlichkeit zwischen Louisa und ihrer Mutter war erstaunlich. Beide besaßen dieselbe langbeinige Anmut, dieselbe bleiche, fast durchscheinende Haut, denselben freigebigen Mund. Der einzige wirkliche Unterschied, abgesehen von ihrem Alter, war, dass Louisas blondes Haar bis über die Schultern herabhing. Ansonsten hatte Banks das Gefühl, er hätte genauso gut ein vor vielleicht fünfundzwanzig Jahren aufgenommenes Foto von Rosalind betrachten können, und das machte ihn verlegen. Er bemerkte eine tränenförmige Verfärbung auf der Innenseite von Louisas rechtem Oberschenkel: das Muttermal. Im Nabel trug sie eine Art kleinen Ring und darunter eine schwarze Tätowierung, die offenbar eine Spinne darstellen sollte. Banks dachte an Annie Cabbots tätowierte Rose über der linken Brust, wie lang es her war, seit er die Tätowierung zum letzten Mal gesehen hatte, und dass er sie vermutlich nie wieder sehen würde, vor allem, wenn es ihm gelang, sich mit Sandra auszusöhnen.
      Die anderen Fotos waren ähnlich, alle im gleichen Raum aufgenommen, alle ebenso schlecht ausgeleuchtet. Nur die Stellungen waren unterschiedlich. Ihr neuer Nachname war durchaus passend, fand Banks, sie hatte definitiv etwas von einer Gamine an sich, einem jungen Mädchen mit boshaftem Charme. Da war noch etwas anderes an dem von ihr gewählten Nachnamen, aber er kam im Moment nicht darauf. Vielleicht würde es ihm später einfallen, wenn er nicht darüber nachdachte. Das funktionierte im Allgemeinen.
      Banks betrachtete die Fotos genauer und nahm Rosalinds zartes Parfüm wahr, während er sich über ihre Schulter beugte. Er konnte ein paar Einzelheiten in dem Raum ausmachen - die Ecke eines Popstarposters, eine Reihe von Büchern - aber sie waren zu verschwommen, um von Nutzen zu sein.
      »Genug gesehen?«, fragte Rosalind, sah mit schräg gelegtem Kopf zu ihm auf und deutete an, dass er vielleicht zu lange auf die Bilder starrte, den Anblick zu sehr genoss.
      »Sie sieht aus, als wüsste sie, was sie tut«, sagte Banks.
      Rosalind zögerte, sagte dann: »Emily ist sexuell aktiv, seit sie vierzehn war. Zumindest, soweit wir es wissen. Sie war dreizehn, als sie ... widerspenstig wurde, also könnte es auch früher passiert sein. Das war zum Teil der Grund, warum wir sie aufs Internat geschickt haben.«
      »Nicht ungewöhnlich«, sagte Banks und dachte alarmiert an Tracy. Er war sich sicher, dass sie so jung noch nicht sexuell aktiv gewesen war, konnte sie aber wohl kaum danach fragen. Er wusste nicht mal, ob sie jetzt aktiv war, wenn er es genau bedachte, und er glaubte nicht, dass er es wissen wollte. Tracy war neunzehn und demnach einige Jahre älter als Emily, aber sie war immer noch Banks kleines Mädchen. »Glauben Sie, das Internat hat geholfen?«, fragte er.
      »Offensichtlich nicht. Sie ist ja nicht zurückgekommen.«
      »Haben Sie mit dem Direktor gesprochen oder mit ihren Klassenkameradinnen?«
      »Nein. Jerry hat zu viel Angst vor Indiskretionen.«
      »Natürlich. Drucken Sie das aus.« Banks deutete auf ein Foto, auf dem Louisa am Bettrand saß, ausdruckslos in die Kamera starrte und nichts außer einem roten T-Shirt trug. »Kopf und Schultern reichen. Den unteren Teil können wir abschneiden.«
      Rosalind blickte über die Schulter zu ihm, und er meinte, in ihrem Gesichtsausdruck eine gewisse Dankbarkeit zu erkennen. Zumindest wirkte sie nicht mehr so offen feindselig wie vorher. »Sie machen es?«, fragte sie. »Sie versuchen, Emily zu finden?«
      »Ich versuche es.«
      »Sie brauchen sie nicht zu überreden, nach Hause zu kommen. Das wird sie nicht wollen. Dafür garantiere ich.«
      »Sie klingen, als ob Sie es auch nicht wollten.«
      Rosalind runzelte die Stirn und meinte dann: »Vielleicht haben Sie Recht. Ich hatte Jerry vorgeschlagen, sie einfach ihren eigenen Weg gehen zu lassen. Sie ist alt genug und sicherlich auch gescheit
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