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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn
Autoren: Peter Robinson
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angezogen hatte und damit rausgegangen war, hatte er ja keine Ahnung, dass er jemanden töten und das Kleid ruinieren würde. Aber jetzt hatte er ein ernstes Problem. Später in der Nacht kehrte er zurück zum Gemeindezentrum, diesmal darauf bedacht, nicht gesehen zu werden, brach ein, schmierte die üblichen Graffiti an die Wand und zerschnitt die Kleider. Außerdem legte er die Perücke und die Schuhe zurück, die er gründlich geputzt hatte. Als er nach Hause kam, schnitt er seinen Mantel in Streifen und verbrannte sie Stück für Stück in einem Abfalleimer aus Metall. Danach trennte er von dem Kleid, das er getragen hatte, die Ärmel ab und schnitt einen Teil der Vorderseite heraus und verbrannte auch diese Teile. Er übersah ein paar kleine Flekken, aber das Kleid war dunkelrot, sodass sie kaum auffielen. Und das war es dann. Jetzt musste er nur noch versuchen, gelassen zu bleiben, wenn ihm Fragen gestellt wurden. Für jemanden mit einer Schauspielausbildung kein großes Problem, besonders weil er anscheinend die meiste Zeit dazu in der Lage war, sich von der Realität seiner Tat abzulösen. Es war Theater, eine Rolle wie jede andere. Und es gab keinen Grund, warum wir eine Verbindung zwischen dem Einbruch und dem Mord herstellen sollten.«
      »Wie sind Sie ihm auf die Spur gekommen?«, fragte Veronica.
      »Teilweise durch das Stück. Auf jeden Fall habe ich durch die Aufführung zum ersten Mal an die Möglichkeit gedacht, dass sich jemand verkleidet haben könnte. Es gab auch ein paar andere Hinweise. Zum Beispiel diese Aussage über eine Besucherin, die an so einem verschneiten Abend Stöckelschuhe getragen hat. Oder das Leugnen der Jugendlichen, im Gemeindezentrum eingebrochen zu sein. Und Marcia konnte die fehlenden Teile dieses bestimmten Kleides nicht finden. Ganz zu schweigen davon, dass ich mittlerweile immer mehr andere Verdächtige ausschließen musste.« Aber er erzählte Veronica weder, dass Susan Gay seit zwei Tagen von dem zerschnittenen Kleid gewusst, es aber nicht für erwähnenswert gehalten hatte, noch, dass er ihren Bericht über die Sachbeschädigungen erst gelesen hatte, als Conran bereits gefasst war. Er war wegen Susan zu besorgt gewesen, um vorher ins Revier zu gehen und nachzuschauen, und wie sich herausgestellt hatte, war sein Instinkt richtig gewesen.
      »Wie geht es ihr?«, fragte Veronica, nachdem Banks ihr von der Szene in Conrans Wohnung berichtet hatte.
      »Sie kommt wieder in Ordnung. Sandra hat schnell gehandelt und sie wiederbeatmet. Aber sie wird für eine Weile nicht sprechen und keine feste Nahrung zu sich nehmen können.«
      »Wie fühlt sie sich?«
      »Weiß ich nicht. Sandra ist noch bei ihr im Krankenhaus, gemeinsam mit Superintendent Gristhorpe. Jetzt steht sie unter Beruhigungsmitteln, aber wenn sie wieder zu sich kommt, wird sie wahrscheinlich ziemlich hart mit sich selbst ins Gericht gehen.« Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, wie sie damit klarkommen wird.«
      Er wusste es wirklich nicht. Susan hatte Fehler gemacht, ja, aber Fehler, die man leicht verstehen konnte. Jeder, der neu in diesem Job war, machte sie. Wie um alles in der Welt hätte sie eine Verbindung von einem teilweise zerstörten Kleid zu einem Mord sehen sollen? Aber egal was man sagte, sie würde glauben, dass sie die Verbindung hätte sehen müssen, dass sie es hätte wissen müssen. Andererseits hätte sie wenigstens die Information weitergeben müssen, und zwar mündlich, und nicht nur als Routinebericht, der vielleicht tagelang auf dem Boden des Ablagekorbes des Chief Inspectors liegen blieb, besonders wenn er mit einer Mordermittlung beschäftigt war. Und Banks hätte den Bericht lesen sollen. In einer vollkommenen Welt hätte er es getan. Aber die Polizei kam mit ihrem Papierkram notorisch in Verzug, vielleicht mehr als jede andere Behörde. Und so wurden Fehler gemacht. Susans Karriere stand auf der Kippe, und Banks konnte nicht sagen, wie sie weiter verlaufen würde. Selbstverständlich würde er sie so weit er konnte unterstützen, aber auf lange Sicht würden nur ihre eigenen Entscheidungen und Taten zählen, ihre eigene Kraft.
      »Das kommt mir alles so ... unnötig vor«, bemerkte Veronica, »so absolut sinnlos.«
      »Das war es«, bestätigte Banks. »Das ist ein Mord oft.« Er stellte sein Glas ab und griff nach seinem Mantel.
      »Ich bin froh, dass Sie mir alles erzählt haben«, sagte sie. »Ich meine, ich bin froh, dass Sie gleich gekommen
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