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Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Titel: Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)
Autoren: Frank Wehrheim , Michael Gösele
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Beamten recht bekommen, könnte es für den Mediziner oder das Land Hessen – und somit für den Steuerzahler – noch richtig teuer werden.
    Nach der Klageeinreichung verlangte der Vorsitzende des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses, Leif Blum von der FDP, im März 2011, dass die Aufarbeitung der Steuerfahnder-Affäre im Landtag unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten werden müsse. Er vertrat die Ansicht, dass ein öffentlich abgehaltener Untersuchungsausschuss mit dem Gerichtsverfahren kollidieren würde, weil der »Beweiswert« der Zeugen vor Gericht unter den Aussagen anderer Zeugen vor dem Ausschuss leiden könnte. Ein kluger Schachzug. Man gibt vor, das Zivilverfahren zu schützen, indem man die Öffentlichkeit im Ausschuss ausschließt. Ein Oppositionspolitiker indes kündigte bereits an, dass er »nicht an einer klammheimlichen Veranstaltung teilnehmen« wolle.
    In dem Untersuchungsausschuss 18/1, der im März 2011 noch ruhte, nachdem SPD und Grüne vor dem Staatsgerichtshof eine Klage eingereicht hatten, weil sie die Arbeit des Ausschusses durch Beweisanträge der Regierungskoalition behindert sahen, gab es bis zum Februar 2011 insgesamt 14 Sitzungen, ohne dass auch nur ein einziger der versetzten und zwangspensionierten Steuerfahnder als Zeuge befragt wurde. Ein Urteil des Staatsgerichtshofes darf man vor den hessischen Kommunalwahlen am 27. März 2011 naturgemäß nicht erwarten. Alles läuft wie gewohnt. Hessen im 21. Jahrhundert – auch nach Roland Koch …

Abrechnung – Ein Fazit
    Am 29. April 2010 erhielt ich einen Brief von einem vormals leitenden Angestellten der AAT, also der Firma, gegen die wir im Zusammenhang mit illegalen Nukleartransporten nach Pakistan und Indien ermittelt hatten. Ich habe mir erlaubt, dieses Schreiben an ein paar Stellen leicht zu verändern, um die Anonymität des Verfassers zu gewährleisten. Der Mann schrieb:
    »Sehr geehrter Herr Wehrheim,
    wir kennen uns aus Ihrer früheren Tätigkeit bei der Steuerfahndung. Vielleicht erinnern Sie sich an die Aktion Ende der 80er-Jahre bei der Firma AAT. Es ging damals um mögliche illegale Exporte, Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, Unterschlagung und Steuerhinterziehung meines ehemaligen Kollegen Dieter P.
    Sie haben damals bei uns in der Firma mit einem Kollegen ermittelt. All das ist schon lange her. Kurz nachdem die ganze Geschichte gerichtlich abgearbeitet war, habe ich das Unternehmen verlassen und konnte nach einjähriger Arbeitslosigkeit in einem neuen Job unterkommen, wo ich heute noch bin.
    Aber warum schreibe ich das alles? Ich habe nach meinem Ausscheiden aus dem damaligen Unternehmen immer wieder Diskussionen mit anderen zum Thema Steuern, Finanzamt, Prüfungen usw. geführt – insbesondere, wenn es um die lahmen Finanzbeamten ging. Ich musste dann immer wieder einwenden, welch positiven Eindruck Ihre Tätigkeit als Steuerfahnder bei mir hinterlassen hat. Sie sind professionell und engagiert vorgegangen. Sie haben nicht auf die Uhr gesehen, wenn andere schon Feierabend hatten. Sie sind für mich immer Sinnbild des ›anderen Beamten‹ gewesen, und das hat mir immer auch ein bisschen Kraft gegeben, an das vereinzelt »Positive« in unserer Verwaltung zu glauben.
    Umso mehr haben mich die ganzen Berichte in Presse, Rundfunk und Fernsehen der letzten Jahre betroffen gemacht. Wenn man sieht, wie mit aufrichtigen, ehrbaren Bürgern umgesprungen wird, die sich der guten Sache verschrieben haben, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Ich kann mich gut daran erinnern, dass Sie auch die Coop und die Deutsche Bank am Wickel hatten. Soweit ich es beurteilen kann, haben Sie ohne Ansehen auf Name, Position usw. versucht, der Steuergerechtigkeit Nachdruck zu verleihen. Ich habe das als sehr positiv empfunden – und ich tue dies noch heute.
    Sicherlich werden Sie im Streit mit Wiesbaden irgendwann mal auf dem Papier recht bekommen – aber ich bin mir sicher, dass Sie das nicht nachhaltig befriedigen wird. Es ist mir deshalb persönlich wichtig gewesen, Ihnen zu schreiben und Ihnen meinen Respekt zu zollen für Ihre frühere Tätigkeit und Geradlinigkeit. All dies sind Eigenschaften, die heute leider nur zu selten vorzufinden sind (nicht nur bei den Beamten – auch in der Wirtschaft).
    Ich wünsche Ihnen, dass Sie Frieden schließen können mit diesen Vorgängen und dass Sie damit nicht ganz Ihr Vertrauen in die gute Sache verlieren.
    Ich wünsche Ihnen auf Ihrem weiteren Lebensweg alles Gute,
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