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Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Titel: Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)
Autoren: Frank Wehrheim , Michael Gösele
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Dienstunfähigkeit auf Lebenszeit zugesprochen. Den Steuerfahnder Wehner traf es nur ein Jahr später – ebenso durch das unerbittliche und endgültige Urteil des Psychiaters Dr. med. Michael H. In allen Fällen berichtete der Nervenarzt von »chronischen Anpassungsstörungen« und »paranoid-querulatorischen« Charaktereigenschaften. Verrückt, stigmatisiert, abgeschoben. Auf diesem Wege gab es vier unbequeme Beamte aus der Steuerfahndung Frankfurt weniger, und erneut wurde ein deutliches Exempel statuiert. So stellte sich das moderne Land Hessen im 21. Jahrhundert dar.
    Es waren nicht nur die erzwungenen Frühpensionierungen, die diesen ehemaligen Steuerfahndern das Leben schwer machten. Sie trugen vielmehr fortan den Stempel mit sich herum, verrückt, paranoid und krank zu sein. Schon in den Jahren ihres Kampfes gegen die Behördenwillkür mussten sie erleben, wie immer wieder kritische Fragen aus ihrem persönlichen Umfeld gestellt wurden. Rudolf Schmengers Schwiegervater war Finanzbeamter, seine Frau arbeitete ebenfalls in der Finanzverwaltung. Aus allen Richtungen kamen zweifelhafte Bemerkungen. Die Eltern des Beamten wurden auf den kämpferischen Sohn angesprochen – die Ehefrau musste sich auf ihrer Dienststelle Abfälligkeiten gefallen lassen. Was sich in diesen Jahren abspielte, war längst nicht mehr nur auf die beiden streitenden Parteien begrenzt.
    Auch innerhalb der Familie hinterließen im Laufe der Zeit die permanenten Demütigungen, Anfeindungen und die feinen Mobbingscharmützel, die in Heckenschützenmanier auf die betroffenen Beamten niedergingen, ihre Spuren. Die Probleme von der Dienststelle wurden mit nach Hause genommen. Gereiztheiten in den Familien traten zutage und vormals engagierte und lebensfrohe Menschen verloren ihr Lachen, ihre Unbeschwertheit – und den Lebenswillen. Marco Wehner konnte verstehen, dass in derart dunklen Momenten ein Suizid der letzte Ausweg sein könnte.
    Diese Menschen wurden zunehmend krank. Krank gemacht von einem Staat, dessen Aufgabe es gewesen wäre, seinen Dienern eine gewisse Fürsorgepflicht entgegenzubringen. Oder steckte vielleicht doch ein System dahinter? Doch wer fragte danach? Es war in der Vergangenheit doch einigermaßen gut gelungen, kritische Nachfragen – ob nun von Journalisten oder Mitgliedern des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses – frühzeitig und geschickt zu ersticken.
    Die kaltgestellten Beamten litten, deren Familien litten mit und bisweilen unter ihnen – und nun bekamen sie auch noch schriftlich, was manche unreflektierten Geister schon längst hinter vorgehaltener Hand getuschelt hatten: Sie waren verrückt! Der jüngste dieser vier mit gerade einmal 39 Jahren.
    Und dieses verheerende medizinische Verdikt sollte im Laufe der Zeit noch ganz andere böse Überraschungen für die gebeutelten ehemaligen Staatsdiener offenbaren.
    Nicht verrückt
    Rudolf Schmenger wollte ein halbes Jahr nach seiner Zwangspensionierung bei der Steuerberaterkammer die Zulassung zum Steuerberater beantragen – doch mit seinem amtsärztlichen Attest, auf Lebenszeit psychisch krank zu sein, hatte die Kammer ein Problem. Was war dran an dem Befund? Konnte ein ehemaliger Finanzbeamter mit einer derart fatalen nervenärztlichen Diagnose ernsthaft den Beruf des Steuerberaters ausüben? Die Kammer verlangte ein weiteres psychiatrisches Gutachten über Rudolf Schmenger – dieses Mal allerdings aus der Hand der Universitätsklinik Frankfurt am Main.
    Ein Professor der Uniklinik erstellte ein neuerliches Gutachten über Rudolf Schmenger. Darin hieß es nun, dass der ehemalige Steuerfahnder aus psychiatrischer Sicht völlig gesund sei und die Diagnose »paranoid-querulatorische Entwicklung« durch den im Auftrag der Finanzbehörde untersuchenden Arztkollegen H. nicht bestätigt werden könne. Rudolf Schmenger sei »bewusstseinsklar, allseits orientiert, freundlich-zugewandt und kooperativ« und aus diesem Grund in der Lage, den Beruf eines Steuerberaters »in vollem Umfang ordnungsgemäß auszuüben«.
    Der zwangspensionierte Rudolf Schmenger erhielt daraufhin – als psychisch gesunder Mensch – im November 2007 seine offizielle Zulassung als Steuerberater. Seit dem Wintersemester 2009/2010 unterrichtet Schmenger zudem an einer privaten Hochschule als Dozent die Fächer Unternehmensmanagement, Personalführung, Investition und Finanzierung, Bilanzierung, Körperschaftssteuer und Abgabenordnung.
    Seine Ausbildung zum Fahnder hat geschätzt rund 100 000
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