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Inseln im Netz

Titel: Inseln im Netz
Autoren: Bruce Sterling
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Riesensummen in verfehlte Bewässerungsprojekte zu stecken, sollten wandernde Stämme ausgebildeter, motivierter und dezentral arbeitender Ökoaktivisten die Selbstheilungskräfte der Natur unterstützen…«
    »Er ist kein Realist«, sagte De Valera.
    »Ich glaube, darin sind wir uns einig«, sagte Mrs. Wu. Sie schaltete den Ton aus. »Die Frage ist, welche Politik sollen wir verfolgen? Stellt Gresham für uns eine geringere Bedrohung dar als Grenada oder Singapur? Er kultiviert zweifellos ein aggressives Gehabe.«
    »Grenada und Singapur waren Piraten und Parasiten«, sagte Laura. »Gestehen Sie ihm zu, daß er nur in Ruhe gelassen sein will.«
    »Kommen Sie«, sagte De Valera. »Was ist mit all dem HighTech-Material? Das hat er nicht bekommen, indem er einheimisches Kunsthandwerk verkauft hat.«
    »Aha!« sagte Garcia-Meza. »Das ist seine schwache Stelle.«
    »Warum sollten wir jemanden behelligen, der die FAKT bekämpft hat und weiter bekämpft?« sagte Suvendra. »Und wenn die seine Leute nicht besiegen oder auch nur einschüchtern konnte, könnten wir es dann?«
    »Ein gutes Argument«, sagte Mrs. Wu. Sie sahen, wie Gresham sich in seinem Sessel zurücklehnte und dem Leutnant zu seiner Linken einen Befehl gab. Der Tuareg salutierte und schritt aus dem Bild.
    »Er ist in einer Wüste, die niemand will«, sagte Suvendra. »Warum ihn zwingen, gegen uns vorzugehen?«
    »Was, zum Teufel, könnte er uns anhaben?« sagte De Valera. »Er ist ein Maschinenstürmer.«
    Laura schreckte auf. »Können Sie die Aufzeichnung noch einmal zurückspulen? Ich glaube, dieser Mann, der eben aus dem Kamerabereich ging, war Sticky Thompson.«
    Eine Bewegung ging durch den Raum. Mrs. Wu ließ die Aufzeichnung noch einmal ablaufen. »Ja«, sagte Laura. »Dieser Gang, dieses Salutieren. Er muß es sein, unter diesem Schleier. Sticky - Nesta Stubbs. Natürlich - wohin sonst sollte er sich wenden? Ich fragte mich schon, was aus ihm geworden sein mochte.«
    »Das ist schrecklich«, sagte De Valera.
    »Nein, der Meinung bin ich nicht«, versetzte Laura. »Er ist mit Gresham in der Sahara. Er ist nicht hier.«
    »Ach du lieber Gott«, sagte McIntyre. »Wenn ich daran denke, daß ich nachts nicht schlafen kann, weil ich mir Sorgen wegen der Atombomben mache… Wir sollten sofort Wien verständigen.«
    Sie starrten McIntyre an. »Kluger Schachzug«, meinte De Valera nach einer Pause. »Wien. Ha. Das wird ihm wirklich Angst einjagen.«
    Mrs. Wu rieb sich die Stirn. »Was machen wir jetzt?«
    »Ich denke mir«, sagte Laura, »daß wir seine Nachschublinien schützen könnten, so daß niemand sonst ihn behelligt! Und ich kenne ein Versorgungsgut, das ihm mehr als alles andere bedeuten muß. Eiserne Kamele von GoMotion. Das ist ein Unternehmen in Santa Clara, Kalifornien. Wir sollten uns erkundigen.«
    »Rizome-GoMotion«, sagte McIntyre. »Klingt nicht schlecht.«
    »Gut«, sagte Garcia-Meza. »Er ist verwundbar, wie ich sagte. Transportmittel - das würde uns Einfluß auf ihn geben.«
    »Wir könnten besser beraten sein, ihn ganz zu vergessen«, sagte De Valera. »Es ist heiß in der Sahara. Vielleicht werden sie alle verdunsten.«
    »Niemand, der ihn am Bildschirm gesehen hat, wird jemals Gresham vergessen«, sagte Laura: »Die Leute vergessen nie, was sie nicht haben können… Wir sollten diese Firma übernehmen.« Sie blickte in die Runde der Gesichter, in denen sich die wechselnde Helligkeit des Bildschirms widerspiegelte. »Sehen Sie die Möglichkeiten nicht? Eiserne Kamele - der Jonathan-Gresham-Look. Jeder, der gern den harten Naturburschen und Abenteurer spielt, jeder rauhbeinige Individualist, jeder närrische Querfeldeinfahrer auf der Welt wird so ein Ding haben wollen. In sechs Monaten wird Arizona von Verrückten in tagelmousts aus Nylon wimmeln, die mit den Dingern herumkutschieren und sich den Hals brechen.« Sie stützte den Kopf in die Hände. »Und dagegen kann er nichts machen.«
    »Könnte ein Millionengeschäft werden«, überlegte De Valera. »Ja, ich würde darauf setzen.« Er blickte auf. »Wann wird diese Aufzeichnung gesendet?«
    »In drei Tagen.«
    »Können wir in dieser Zeit etwas unternehmen?«
    »In Kalifornien? Sicher«, sagte Mrs. Wu. »Wenn wir uns gleich daranmachen.«
    Also machten sie sich gleich daran.
     
    Laura räumte ihre Küche auf, als es läutete. Sie öffnete, und Charles Cullen, der frühere Vorsitzende des Zentralausschusses, stand in einer blauen Latzhose draußen im Korridor.
    »Mr. Cullen«,
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