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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück
Autoren: Elin Hilderbrand
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zehn Kilometer langen Fahrt über die Milestone Road, und es war weder so malerisch wie das Dörfchen Sconset noch so schick wie die Gegend am Hafen. Es gab hier keine Restaurants und keine Einkaufsmöglichkeiten; für Kaffee und die Zeitung musste Connie sich nach Sconset bemühen. Da Tom Nevers im Südosten lag, war es häufig in Nebel gehüllt, auch wenn über dem Rest der Insel die Sonne schien. Doch Connie liebte den Frieden und die Stille, den zerklüfteten, einsamen Strand und den zutraulichen Seehund, der vor der Küste schwamm. Sie liebte den weiten Horizont und die Schlichtheit der anderen Häuser. Tom Nevers war nicht glamourös, aber ein Zuhause für sie.
    Sobald Connie in die lange Kieseinfahrt (markiert mit einem verwitterten Holzbrett, auf dem Flute stand) eingebogen war, sagte sie Meredith, sie könne sich jetzt aufrichten.
    »Wow«, bemerkte Meredith erneut. Der Weg war auf beiden Seiten von Seegras und windzerzausten spanischen Olivenbäumen gesäumt. Connie fragte sich, was Meredith wohl dachte. Es war ein heikles Thema gewesen – lange vor der Sache mit Wolf und dem Geld – , dass Meredith und Freddy sich nie herabgelassen hatten, Wolf und Connie hier auf Nantucket zu besuchen. Meredith hatte versprochen, im Sommer nach ihrem Collegeabschluss zu kommen; sie war mit bereits gebuchten Bus- und Fährtickets praktisch schon unterwegs gewesen, hatte dann aber in letzter Minute wegen Freddy abgesagt. Und sobald Meredith Freddy geheiratet hatte, war sie ganz und gar von ihrem märchenhaften Leben in den Hamptons beansprucht gewesen.
    Das Haus kam in Sicht und gleich dahinter das Meer.
    »Mein Gott, Connie«, sagte Meredith, »es ist riesig. Es ist ein Prachtstück .«
    Connie verspürte ein Aufwallen von Stolz, den sie sich, das war ihr klar, eigentlich verkneifen sollte. Schließlich hatten sie gelernt, dass Materielles vergänglich war. Meredith hatte einmal alles auf der Welt Erdenkliche besessen; jetzt hatte sie nichts mehr. Und doch konnte Connie nicht anders, als eine gewisse Genugtuung zu empfinden. Es war immer so gewesen, dass Connie als die Hübsche und Meredith als die Intelligente gegolten hatte. Connie war ein Leben voller Liebe zuteilgeworden, Meredith eins voller Reichtum: Geld, Orte, Dinge und Erfahrungen, von denen man nur träumen konnte. Ihr Haus in Palm Beach hatte früher den Pulitzers gehört. Meredith hatte Donald und Ivanka zum Abendessen empfangen, und an ihrem fünfundvierzigsten Geburtstag hatte Jimmy Buffet für sie gesungen. Es ging das Gerücht, dass sogar ein Stern am Himmel nach ihr benannt war.
    War es angesichts dessen nicht okay, wenn Conny sich darüber freute, dass ihr Haus Meredith beeindruckte? Es war riesig, es war ein Prachtstück.
    Leider war es aber auch leer.
    Dieser Gedanke überfiel Connie, als sie die Tür aufschloss. Ihre Schritte hallten in dem zweistöckigen Foyer wider. Die Böden bestanden aus weißem, unregelmäßig geschliffenem Marmor, und rechts schwang sich eine Treppe die Wand hinauf. Wolf hatte das Gebäude entworfen.
    Connie rang nach Luft. Meredith sah neben ihr sehr klein und geradezu überwältigt aus, und Connie dachte: Wir sind schon so ein Pärchen. Ich, als Teenager zur Hübschesten und Beliebtesten gewählt, Meredith zu der, die es wahrscheinlich am weitesten bringen würde.
    »Komm, ich zeig dir alles«, sagte sie.
    Sie führte Meredith durch die Halle in den großen Raum, der über die ganze Längsseite des Hauses verlief und im Morgengrauen in rosiges Licht getaucht war. Links lag die Küche: Schränke aus Ahornholz mit Glasfront, Arbeitsflächen aus blauem Granit. Sie war mit allem Drum und Dran ausgestattet, denn Connie war Gourmetköchin. Es gab einen Herd mit acht Flammen, einen Porzellanausguss, einen Weinkühlschrank, zwei Öfen, eine speziell angefertigte extrabreite Geschirrspülmaschine, einen Fliesenspiegel aus kobaltblauen und weißen italienischen Kacheln, die Connie und Wolf bei ihrer Wanderung durch die Cinque Terre entdeckt hatten. Die Küche ging in ein Esszimmer über, das mit einem Tisch aus glänzendem Kirschholz und zwölf Stühlen möbliert war. Jenseits der Doppeltür, die auf die Terrasse führte, folgte der ebenfalls in Weiß und Blau gehaltene Wohnbereich mit einem weißen gemauerten Kamin an der Rückseite, geziert von einem Sims aus massivem Treibholz, das Wolfs Großvater nach dem Hurrikan Donna 1960 an ihrem Strand gefunden hatte.
    »Wunderschön«, sagte Meredith. »Wer hat das Haus
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