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Insel des Todes

Insel des Todes

Titel: Insel des Todes
Autoren: Carter Brown
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Sie
weitere zehntausend. Viel Glück, Danny.« Ein Unterton der Sehnsucht schwang in
der Stimme.
    Das Band lief ab, und ich
drehte das Gerät aus. Fran starrte mich geistesabwesend an, bis ich unter ihrer
Nase ein paarmal mit den Fingern schnalzte.
    »Es ist unglaublich«, erklärte
sie erregt. »Ihre Stimme war so klar — ich hab’ eine Gänsehaut bekommen .«
    »Wo ?« fragte ich automatisch.
    »Geht Sie nichts an. Was machen
Sie jetzt, Danny ?«
    »Genau das, was die Dame
vorgeschlagen hat«, erwiderte ich.
    »Ritterlichkeit?«
    »Zehntausend Dollar, mein Schatz«,
versetzte ich nüchtern.
     
     
     

3
     
    »Viel Glück, Danny!«
    Ich stellte das Gerät ab und
lehnte mich in meinem Sessel zurück.
    Barth klopfte behutsam die
gespreizten Fingerspitzen gegeneinander. Seine Augen blickten undurchsichtiger
denn je. »Sehr interessant, Mr. Boyd«, murmelte er. »Die Stimme ist echt. Das
war eindeutig Leila Gilbert. Ich gestehe, daß ich verblüfft bin. Haben Sie
irgend etwas dazu zu sagen ?«
    »Sie hat selbst alles Nötige
gesagt«, versetzte ich. »Vor sechs Wochen behauptete sie, man würde sie ermorden.
Sie muß das Band aufgenommen haben, bevor sie nach Australien reiste. Sie
erklärte, Sie würden mir einen Scheck über fünftausend Dollar geben und die
Sache ad acta legen. Genau das haben Sie getan. Vielleicht sagt sie die
Wahrheit. Vielleicht ist sie tatsächlich ermordet worden. Vielleicht ist auch
ihr Vater ermordet worden .«
    »Das ist eine höchst
vorschnelle Vermutung, Mr. Boyd .« Seine Stimme war wie
ein Lufthauch, der in welken Blättern raschelt. »Sie haben keinerlei Tatsachen,
um eine solche Behauptung zu untermauern .«
    »Sie ist tot — das jedenfalls
ist eine Tatsache«, brummte ich. »Ist ihr Vater bei einem Unfall ums Leben
gekommen ?«
    »Damon Gilbert war in vieler
Hinsicht ein seltsamer Mensch«, erklärte der Anwalt. Er betrachtete angelegentlich
seine Nägel, als lägen in ihnen alle Geheimnisse des Universums verborgen. »Ich
glaube, das Wort Genie ist nicht übertrieben für diese Mischung aus
künstlerischem und, finanziellem Fingerspitzengefühl, das ihn zu dem machte,
was er war; das ihm seine Stellung und sein Format gab. Ich kann nur vermuten,
daß eben diese Mischung ihn zu einem unglücklichen und verbitterten Menschen
machte, der die tiefsten Tiefen menschlicher Verzweiflung kannte .«
    »Ich habe Sie nicht um einen
Lebenslauf gebeten, Mr. Barth«, warf ich ein. »Nur eines wollte ich wissen: Wie
ist er gestorben ?«
    »Er ertrank nachts nicht weit
vom Strand seines Anwesens auf Long Island. Als amtliche Todesursache wurde auf
Unfall erkannt. Er hatte den ganzen Abend stark getrunken und dann wohl
plötzlich den Entschluß gefaßt, zu baden. Es war gegen drei Uhr morgens. Er war
ein ausgezeichneter Schwimmer, ebenso wie seine Tochter, und ich habe immer
daran festgehalten, daß die Sache keineswegs ganz koscher war, doch es wäre
niemandem damit gedient gewesen, wenn ich meine Zweifel zum Ausdruck gebracht
hätte.«
    »Sie meinen also, er könnte
ermordet worden sein ?« fragte ich überrascht.
    Er schüttelte den Kopf. Die
Bewegung war sparsam und abgezirkelt. »Ich glaube, daß Damon in einem seiner
Anfälle von Depression Selbstmord begangen hat«, flüsterte er. »Aber das ist
meine rein private Meinung, Mr. Boyd .«
    »Wer von den fünfen, die Leila
auf dem Band erwähnt, war an jenem Abend Gast in Gilberts Haus ?« erkundigte ich mich.
    »Sie waren alle da .«
    »Sie also auch«, meinte ich.
»Nachdem ich heute morgen zum erstenmal das Band
abgehört hatte, las ich den Zeitungsbericht noch einmal mit aller
Aufmerksamkeit. Die anderen vier befanden sich mit Leila auf der Jacht, als sie
auflief .«
    Seine Lippen zitterten. Ich
dachte schon, er würde sich zu einem Lächeln durchringen, doch er beherrschte
sich.
    »Bin ich damit weniger
verdächtig, Mr. Boyd ?«
    »Leila sprach davon, daß der
Mörder durchaus imstande sein konnte, sich einen Killer zu dingen«, versetzte
ich.
    Der Anwalt neigte den Kopf ein
klein wenig zur Seite und flüsterte mit ernstem Blick dem japanischen Druck an
der Wand hinter mir zu: »Leila war ein eigenartiges Mädchen. In vieler
Beziehung wie ihr Vater. Vielleicht entsprach das ihrer Vorstellung von einem
letzten Streich, den sie uns spielen wollte .«
    »Ach, und um einer guten Pointe
willen schwamm sie direkt in das Maul eines Haifischs ?« fragte ich ätzend.
    Er zuckte mit den Schultern.
»Es war nur eine Idee, Mr. Boyd .«
    »Wer erbt
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