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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen
Autoren: Patricia Cornwell
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nahe, dass niemand vorzeitig von Bord ging. Während der Überfahrt starb ein Siedler in der Karibik, vermutlich durch Hitzschlag, und am 14. Mai 1607 gingen 107 Siedler in Jamestown Island am Nordufer des James River in Virginia von Bord, wo die drei Schiffe endlich angelegt hatten. Kurz darauf wurden drei Siedler von Indianern getötet, und im Juli nahmen die Schiffe wieder Kurs auf England, um Proviant zu holen, und überließen 104 Siedler ihrem Schicksal.
    Deren Zahl verringerte sich rasch und bedrohlich, nachdem sich die Matrosen unter Captain Newports Kommando auf die endlose Reise nach England begeben hatten. Dort angekommen, suchten die Männer vermutlich erst einmal die Bierschenken der Isle of Dogs und das Sir Walter Raleigh House auf, um sich zu erholen und Pläne zu schmieden, während die Siedler dringend auf Proviant warteten und sich bemühten, friedliche Beziehungen zu den Indianern - oder Naturals, wie die Siedler die Ureinwohner nannten - zu unterhalten, indem sie ihnen Kupferstücke schenkten oder anderen Tand gegen Tabak und Nahrung tauschten.
    Niemand konnte mir bisher überzeugend erklären, warum die Siedler und die Naturals eine so schwierige Beziehung unterhielten, doch ich fürchte, die Antwort liegt in der menschlichen Natur, die uns verleitet, ander e zu unterdrücken, die uns empfindlich, fanatisch, egoistisch, gierig und heuchlerisch macht und uns dazu bringt, andere zusammenzuschlagen und ihnen ihre Trucks zu rauben. Mir konnte auch noch niemand erklären, woher die Isle of Dogs ihren Namen hat, und auch hier kann ich mich nur an nahe liegende Vermutungen halten: Der Name könnte sich von Sea Dogs - »Freibeuter« -herleiten, denn es ist bekannt, dass im elisabethanischen England viele Seeleute und Piraten in diesen Bierschenken verkehrten, um sich von den Fahrten zu erholen, die sie schon hinter sich hatten, und auf die Fahrten zu warten, die sie noch vor sich hatten.
    Schon sehr bald werde ich mich ausführlicher mit den Piraten befassen, denn sie spielten sicherlich eine entscheidende Rolle, als Amerika in den Kinderschuhen steckte, und noch heute haben wir Probleme mit ihnen auf unseren Land- und Wasserstraßen, obwohl die Freibeuter im Laufe der Jahrhunderte stolze Fortschritte gemacht haben, was ihre Beförderungsmittel, Ausrüstung und Waffen anbelangt. Leider muss ich Ihnen sagen, dass sich die modernen Piraten in Mentalität und Methoden nicht von ihren Zunftgenossen aus alter Zeit unterscheiden. Wie eh und je sind sie unbarmherzige Killer, die gemäß ihrem Wahlspruch Tote reden nicht alle unliebsamen Zeugen beseitigen, wenn sie Schiffe und Trucks kapern. Doch damit niemand sich einbilde, die Geschichte Virginias sei frei von solchen Verfehlungen, gestatten Sie mir, Sie daran zu erinnern, dass es in der Chesapeake Bay einst von Piraten wimmelte, dass Tangier Island vor der Küste Virginias offen mit ihnen Handel trieb, ihnen Unterschlupf gewährte und der Legende nach sogar den englischen Piraten Blackbeard willkommen hieß.
    Ich hoffe sehr, geschätzter Leser, dass diese Artikelserie Sie anregt, sich ein paar Gedanken über Ihr eigenes Lebe n zu machen, sodass Sie heute vielleicht einmal die Bedürfnisse und Gefühle eines anderen Menschen über Ihre eigenen stellen. Wie die Dinge im Rückspiegel näher sind, als es den Anschein hat, so hängt uns unsere Vergangenheit auf der Autobahn des Lebens an der Stoßstange, vielleicht sitzt sie sogar auf dem Beifahrersitz. Wir sind, wer wir waren, und je mehr sich die Welt auch zu ändern scheint, desto weniger tut sie es in Wirklichkeit, solange wir nicht in unserem Herzen mit dieser Veränderung beginnen.
    Passen Sie gut auf sich auf!

ZWEI
    Gouverneur Bedford Crimm IV ahnte nichts von der Existenz von Trooper Truth, bis sein Pressesprecher Major Trader ihn um ein Uhr mittags aufsuchte und ihm die »Kurze Einleitung« auf den antiken Wurzelholzschreibtisch legte.
    »Kennen Sie das, Governor?«, fragte Trader.
    Gouverneur Crimm nahm den Computerausdruck und warf einen kurzen Blick darauf. »Was ist das denn?«
    »Gute Frage«, antwortete Trader grimmig. »Wir konnten es nicht verhindern, weil Trooper Truth natürlich ein falscher Name ist. Und den Urheber im Internet zu erwischen ist völlig ausgeschlossen.«
    »Verstehe«, murmelte der Gouverneur, während er sich hilflos bemühte, wenigstens hin und wieder ein Wort davon zu begreifen. »Vermutlich einer von uns, oder? Oh«, rief er freudig überrascht, als Trader ihm einen
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