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Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
Autoren: Claudia de Lillo
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Paola«?!
    Mir geht's auf einmal gar nicht gut.
    Ich rufe noch mal an.
     
    »Ja bitte?«
    »Ich bin's noch mal, Elasti. Wer ist Paola?«
    »Paola? Woher soll ich das wissen?«
    »Vorhin. Du hast zu mir gesagt: ›Ciao, Paola‹. Du kannst Elasti zu mir sagen, oder Liebste, Schatz, mein Augenstern, Frau meines Lebens, Traumfrau, mein Ein und Alles ... aber nicht Paola. Wer zum Teufel ist diese verdammte Paola?«
    »Aber nicht doch ... ich habe gesagt ›Ciao, Pa'‹, weil mir gerade einfiel, dass ich meinen Vater anrufen muss.«
    »Du hast also gesagt ›Ciao, Pa'‹, und nicht ›Ciao, Paola‹? Bist du sicher?«
    »Aber ja, Elasti, Liebste, mein Schatz, mein Augenstern und so weiter.«
    »Aha, dann ist es ja gut, ich habe mich also verhört.«
    »Genau, du hast dich verhört. Ciao.«
    »Ciao ...«
    Klick.
     
    Ich lege auf. Ich atme tief durch. Und rufe noch mal an.
     
    »Pronto.«
    »Entschuldige. Ich bin's noch mal. Nur noch eins.«
    »Was denn?«
    »Also. Ich bin völlig entspannt und guter Dinge, aber eines solltest du wissen: Wenn rein zufällig eine Paola oder eine Giovanna, eine Teresa oder eine Rosina, einfach irgend so ein dahergelaufenes Miststück auch nur am Horizont deines Lebens auftauchen sollte ... Also, wenn das passieren würde, wäre mein Zorn furchtbar und grenzenlos. Dann würde ich dir nach Kräften das Leben zur Hölle machen, und wenn mir das gelungen wäre, dann würde ich dich und diese Schlampe von Paola oder wie auch immer sie heißt gnadenlos ins Jenseits befördern. Das war alles. Ach, was ich noch sagen wollte: Ich liebe dich auch.«
    Klick.
     
Freitag, 12. Januar
    Der rebellische PIZZA-UND-KINO-Abend
     
    Nach Mister Wonders Rückkehr von seiner Tagung der amerikanischen Superhelden fühlen er und Elasti-Mama sich richtig beschwingt und zu allen Schandtaten bereit. Daher haben sie beschlossen, einen Abend lang die behagliche Wärme des heimischen Herds zu verlassen, um sich ins pulsierende Nachtleben der Metropole zu stürzen.
    Sie wollen sich einen PIZZA-UND-KINO-Abend gönnen.
    Elasti-Mama entscheidet sich für ein gewagtes Kleid, in dem man ihr nicht ansieht, dass sie schon zwei Kinder hat. Sie riskiert es sogar, sich die Lippen zu schminken. Mister Wonder in seiner schnörkellosen Art besitzt, wie Dylan Dog aus dem gleichnamigen Comic, nur ein einziges Outfit, was er folglich auch anzieht. Aber immerhin rasiert und duscht er sich.
    So findet Valentina Diolabenedica die beiden vor: Sie ganz Femme fatale, er wie immer, aber gepflegt.
    Um bei minimalem Zeitaufwand ein Maximum an Vergnügen herauszuschlagen, beschließt das Ehepaar, sich in das Multisala-Multex-Star-Kino mit angeschlossenem Einkaufszentrum zu wagen, das man unweit von Felicity Place aus dem Boden gestampft hat.
    Der Parkplatz dort hat gigantische Ausmaße und der riesige Glasbau erinnert an eine Kathedrale. Ein Kitsch-Paradies.
    Signorina Ornella an der Kasse sagt an Mister Wonder gewandt, die Augen fest auf den Computerbildschirm geheftet, kryptische Dinge wie: »I21 und 22? L14 und 15? M32 und 33?«
    Er blickt sie verwirrt an. »Nun sieh dir bloß diese Tussi an, die will gar nicht, dass ich sie verstehe«, sagt er nervös. Ornella rasselt weiter Buchstaben und Nummern herunter, um schließlich, vom dumpfen Schweigen der beiden perplexen Gestalten entnervt, auf gut Glück Karten für zwei Plätze auszustellen, wahrscheinlich die schlechtesten im ganzen Saal.
    Das Ehepaar ist glücklich, die raumschiffartige Atmosphäre gibt ihnen ein Gefühl von Freiheit.
    Ehe der Film beginnt, fährt Elasti-Mama, weil sie ihrer Aufregung nicht anders Herr wird, viermal in dem durchsichtigen Aufzug auf und ab, der das Herz des gläsernen Ungetüms bildet. Mister Wonder dagegen ist fasziniert von den vierzig Restaurants im ersten Stock: Da gibt es das Buffalo Bistrot, in dem automatikgesteuerte wütende Stiere die Tische zieren, außerdem das Safari Fusion, wo ein traurig aussehender Mensch Kebab heruntersäbelt, daneben das Napul'è mit pizzaförmigen Tischen und schließlich auch noch eine riesengroße Marilyn Monroe, die wie aus Manche mögen's heiß entsprungen neben einer ebenso großen Bierflasche posiert.
    Der Film ist wunderschön. Elasti-Mama verliert dann und wann den roten Faden im Gewirr der Handlungsstränge und verlangt Erklärungen. Mister Wonder zieht seine Schuhe aus - weil das die Engländer im Kino auch machen, sagt er.
    Als sie herauskommen, sind sie müde, aber glücklich.
    Hier essen? Das braucht man Mister
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