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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas
Autoren: Stephanie Gercke
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Kraushaaren, beachtlichen Bizepsen unter schwarzen T-Shirts, dunklen Brillen, mehreren Goldringen, »... seine Augen«, sie schnaubte. »Ich bin sicher, dass er ausgezeichnet sehen kann und irgendwo hinter den Häusern seinen Mercedes versteckt hat.«
    Umhlanga hatte sich baulich seit 1990 nicht verändert. An den großen Hotels, die direkt am Meer lagen, fuhren sie zur Unterführung, um wieder auf den Highway zu gelangen. An einer Fußgängerampel mussten sie halten.
    Wie es geschah, konnte keiner hinterher mehr genau sagen. Es ging so schnell.
    Ein Mann riss die Fahrertür auf, hielt Neil eine Pistole an den Kopf und schrie: »Raus, raus, raus!« Mit der Hand packte er Neil am Kragen, und dass es eine weiße Hand war, traf Henrietta wie ein Faustschlag. Ein anderer riss die Tür neben Tita auf und zerrte sie aus dem Auto. Auch er war weiß, aber noch sehr jung, höchstens achtzehn, sonnengebleichte Zotteln hingen ihm in die Augen, er war unrasiert und sein Hemd ungewaschen. So stank er auch. Als er auch ihre Tür aufriss und sie mit der Pistole nach draußen orderte, schlug ihr eine Wolke seines Körpergeruchs entgegen. »Nimm Olivia!«, befahl lan,
    »Karsten, hilf mir mit Julia!« Weder er noch Neil leisteten Widerstand. Die Pistolen sprachen eine zu nachdrückliche Sprache.
    Einer riss Nino am Arm heraus, der sofort anfing zu weinen. Sa-mantha stolperte, als sie aussteigen wollte, fiel hin. »Beweg dich, du Fotze!« Der Jüngere trat zu, aber Karsten warf sich dazwischen und fing den Tritt mit seinem Körper ab. Er stöhnte auf. Samantha kroch wimmernd ein paar Meter über den Boden, bis sie Nino erreicht hatte, der käsebleich auf seine Mutter starrte. Olivia in Henriettas Armen fing an zu schreien.
    Vilikazis BMW hatte angehalten, und mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung sprang Vilikazi aus dem Auto und stürmte auf sie zu. Seine Bodyguards folgten ihm mit gezogener Pistole. Laudos rann-507
    ten sie rechts und links der Straße im Schatten überhängender Zweige. Auch Vilikazi hielt eine Waffe in der Hand. Die Gangster schienen sie nicht zu bemerken.
    Der Ältere, der mindestens vierzig war und krank aussah, filzte hastig Neils Taschen. »Her mit dem Geld, Mann, wo hast du es, soll ich dir erst das Hirn rausblasen?« Er fand Neils Brieftasche, klappte sie auf. »Nur Kreditkarten!«, schrie er enttäuscht und schleuderte sie auf die Straße. »Mann, ich will Geld!« Er bohrte seinen Revolver in Neils Wange.
    »Fallen lassen«, befahl Vilikazi hinter ihm mit einer Stimme, die Tod verhieß, und zur gleichen Zeit erreichten seine Bodyguards den Jüngeren. Aber etwas ging schief, ob sich Vilikazis Männer gegenseitig behinderten, konnte Henrietta nicht feststellen. Der Junge trat einem der Bodyguards zwischen die Beine, der aufjaulend zu Boden stürzte. In der anschließenden Verwirrung riss er sich von dem zweiten Leibwächter los, hetzte über die Straße und verschwand im dichten Gestrüpp eines unbebauten Grundstücks. Der unverletzte Bodyguard jagte hinter ihm her.
    Für den Bruchteil eines Augenblicks nur war Vilikazi abgelenkt, der Altere stieß seinen Ellbogen hoch und traf Vilikazis Waffe, die in hohem Bogen scheppernd auf den Asphalt fiel. Der Mann tänzelte vor Vilikazi herum. »Was willst du, alter Mann?«, schrie er, hielt ihm den Revolver ins Gesicht und spannte den Hahn.
    Das Schussfeld des zu Boden gegangenen Bodyguards, der wieder auf die Beine gekommen war, war durch Samantha und Nino verdeckt. Henriettas Herz setzte aus. Vilikazi!
    Die Bewegung war so schnell, dass sie kaum zu erkennen war. Eben noch sprang der Gangster herum, und nun lag er am Boden auf dem Rücken, Vilikazi hielt seinen Revolver in der Hand, sein Fuß stand auf dem Hals des Mannes.
    Der Mann am Boden wimmerte. »Bitte, Sir«, bettelte er dann, »bitte, tun Sie mir nichts, meine Familie hungert - ich habe keinen Job - bitte!« Seine Stimme wurde leiser, er brabbelte ein Gebet, Spucke rann ihn aus dem Mund.
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    Henrietta starrte auf die Szene. Sie musste an den Film denken, von dem lan im Auto erzählt hatte. Das hier hatte nichts mit Afrika zu tun, hier standen sich Besitzende und Besitzlose gegenüber. Das war nicht mehr der Vilikazi, den sie kannte, Sarahs Mann, Imbalis Vater, loyaler Freund - der Zulu. Da stand ein Mann, ein Kämpfer, dem Tod und Folter vertraut waren, sein Gesicht voll kalter Entschlossenheit, das Erreichte mit allen Mitteln zu verteidigen. Sein Schattenvogel, das Afrikanische in ihm - das grausam
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