Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inkubus

Inkubus

Titel: Inkubus
Autoren: Luca Di Fulvio
Vom Netzwerk:
keuchte.
    Die Angst des Jungen war verflogen.
    Da bemerkte er, dass seine Hände so groß waren wie die eines Erwachsenen. Und genauso stark. Er fühlte, dass das Herz in seiner Brust so kräftig schlug wie das eines Erwachsenen und dass es genauso grausam sein konnte.
    Er lächelte erschrocken wie ein Erwachsener.
    Plötzlich fühlte er einen furchtbaren stechenden Schmerz an der Schläfe, unter der Wunde. Im Kopf. In seiner Seele. Ein eigenes, aber trotzdem fremdes Gefühl. Wie der Nachklang einer Tragödie, die sich am anderen Ende der Welt ereignete.
    Er war tot.
    Der Junge war tot.
    Jetzt musste er nur noch eines tun. Eine letzte Sünde von Ferrantes Schultern nehmen. Die schrecklichste aller Sünden. Er musste seinen Vater töten.
    Dann würde Ferrante frei sein.
    Der Diener konnte auch für seinen Herrn sterben.
    Ferrante würde sein Licht wiederfinden.
    Luz trat aus dem Schatten.
    Max saß auf dem Rücksitz des Wagens, sein Notebook auf den Knien, und hämmerte hektisch auf die Tastatur ein.
    Seit über vier Stunden observierten Amaldi, Frese und der junge Mann aus dem Archiv nun schon Boirons Haustür. Die Stimmung war gereizt. Sie waren müde und angespannt.
    »Hör endlich auf mit diesem verdammten Computer, Max«, sagte Frese. »Du gehst mir langsam auf den Zeiger …«
    »Nichts …«, meinte Max zu Amaldi. »Einen Dejan Kreutzer scheint es nicht zu geben …«
    »Ich hab dir doch gesagt, du sollst das Ding da ausmachen«, fuhr Frese ihn erneut an. »Ich hab schon Kopfschmerzen davon …«
    »Was hat denn mein Computer mit deinen Kopfschmerzen zu tun?«
    »Das sind diese verfluchten elektromagnetischen Felder … habe ich in einer Zeitschrift gelesen …«, brummte Frese.
    Amaldi sah auf die Uhr. 1.43 Uhr. Er drehte erneut seine Dienstwaffe in den Händen. Er wusste nicht einmal, ob sie auch funktionierte. Amaldi hatte sie noch nie zuvor benutzt.
    »Was weißt du denn schon über elektromagnetische Felder?«, fragte Max Frese ärgerlich.
    »Was ich darüber weiß?« Rot im Gesicht drehte Frese sich um. »Sie verursachen Störungen in der Atmosphäre und haben Auswirkungen auf unser Immunsystem, das weiß ich«, sagte er, sich in Rage redend. »Das ist wissenschaftlich erwiesen …«
    »Du und die Wissenschaft, das hat doch noch nie zusammengepasst …«, unterbrach Max ihn.
    Frese umklammerte das Lenkrad. Amaldi sah, wie er vor Wut bebte, dann huschte kurz ein Lächeln über sein Gesicht.
    »Es ist nämlich wissenschaftlich erwiesen …«, fuhr er fort und richtete den Finger auf Max’ Gesicht, »dass sie ein Auslöser von Tumoren und Durchfall sind …«
    »Es ist überhaupt nicht erwiesen, dass sie Durchfall verursachen …«, widersprach Max sofort.
    »Aha! Hab ich dich erwischt! Kein Durchfall! Kein Durchfall!«, jubelte Frese triumphierend. »Aber dass sie Krebs verursachen steht für dich fest.«
    Amaldi sah, wie Max betroffen und wütend das Gesicht verzog.
    »Du bist ein richtiges Arschloch, ja, genau das bist du …«, lachte Frese höhnisch. »Ein eingebildetes Bürschchen, ein Riesenrindvieh …«
    »Leck mich, Nicola«, platzte Max der Kragen. »Ich hab deine dämlichen Witze satt … ich bin es leid, dass du ständig auf mir herumhackst, nur weil du selbst ein beschissenes Leben führst!«
    »Nun beruhigt euch doch …«, meinte Amaldi.
    »Du hast einen fahren lassen!«, schrie Frese wieder los. »Du dämliches Stück Scheiße, du hast schon wieder einen Furz gelassen! Steig aus, du verdammtes Schwein! …« Und er begann blindlings auf den jungen Mann einzuschlagen. »Raus aus diesem Wagen!«
    »Nicola …«, schaltete sich Amaldi erneut ein und packte dessen Arme. »Nicola!« Seine Waffe fiel auf die Fußmatte.
    Inzwischen hatte Max die Autotür geöffnet.
    »Du kannst mich mal, Nicola«, sagte er und stieg aus.
    »Du bist doch nur ein Haufen Scheiße!«
    »Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!«, sagte Max im Gehen.
    »Dann sieh zu, dass du Land gewinnst …«, meinte Frese und machte ihm unmissverständlich klar, dass er verschwinden sollte.
    Max drehte ihm den Rücken zu und entfernte sich kopfschüttelnd.
    »Was fällt dir denn ein, Nicola?«, fragte Amaldi wütend.
    Frese trommelte mit beiden Fäusten auf das Lenkrad.
    »Das war doch nur Spaß …«, sagte er. »Ich hab doch nur Spaß gemacht … und dieser verdammte Fettsack …«
    »Du hast ihn beleidigt, Nicola«, fuhr Amaldi fort. »Du tust den ganzen Tag nichts anderes, als auf ihm rumzuhacken und ihn zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher