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Inkarnationen

Inkarnationen

Titel: Inkarnationen
Autoren: Vampira VA
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wenigstens tun können - oder mögen sie dich nicht?«
    »Wen meinst du?« Der Mann blieb stehen, aber er hatte die Fäuste geballt, und die Art und Weise, wie sich der Junge ihm gegenüber verhielt, schien ihm nicht zu gefallen. »Hör auf, mich zu verspotten!«
    »Ach, tue ich das?«
    »Was sonst?«
    »Ich kam, weil ich hörte, daß du wieder zurück bist.«
    »Wieder zurück?«
    »Von drüben.«
    Der Mann schürzte die Lippen. Die Narbe auf seiner linken Wange sah entzündet aus, die übrige Haut bleich, als hätte sie noch nie einen Sonnenstrahl gesehen.
    »Du kennst mich wirklich?«
    »Ich würde sagen: flüchtig.«
    »Wie heiße ich?«
    Das Lächeln um den Mund des Jungen erstarb so plötzlich, als wäre es von einer unsichtbaren Hand ausradiert worden. »Was soll das? Was für ein Spielchen ist das?«
    »Es ist kein Spiel«, sagte der Mann. »Ich erinnere mich nicht mehr!«
    »Du erinnerst dich nicht mehr an mich?«
    »Ich erinnere mich an nichts - nicht einmal daran, wo ich hier bin!«
    Die Augen des Jungen glitzerten. Er stieß sich von der Wand ab und schlug mit der flachen Hand gegen die Brust des Mannes. Es klatschte dumpf. Der Mann taumelte, von der Stärke des vermeintlichen Kindes überrascht, zurück. Dann hatte er sein Gleichgewicht wiedergefunden und blieb stehen.
    »Was soll das?«
    »Du hältst mich zum Narren!« Mit jedem Wort klang die Stimme des Jungen gereizter. »Du mußt verrückt sein, wenn du denkst, ich würde mir das gefallen lassen!«
    »Verrückt.« Der Mann nickte. »Wahrscheinlich bin ich verrückt, und du bist nur eine Einbildung von mir. Und von wegen Tür . es gibt keine Tür! Ich wurde hier bei lebendigem Leib begraben ...!«
    Der Junge blickte starr zu ihm herüber. Dann spuckte er aus, und fast hatte es den Anschein, als würde sich der Speichel in den Boden fressen.
    »Wie erbärmlich du geworden bist.« Er drehte sich um.
    Hilflos, mit hängenden Schultern, stand der Mann da und wußte keine Antwort darauf.
    Der Junge lachte und setzte sich in Bewegung.
    »Was hast du vor?« fragte der Mann.
    »Ich gehe«, sagte der Junge, winkte herausfordernd - und verschwand durch die Wand.
    *
    »Hilf mir, bitte! Er soll mich loslassen!«
    Aus den Augenwinkeln sah Salvat, wie Adrien dem Ruf der Frau Folge leistete und mit verklärtem Blick heranstürmte. Es dauerte nur eine Sekunde, bis er in vollem Ausmaß begriff, was soeben passiert war.
    Sofort schlug er blitzschnell zu. Die Knöchel seiner Faust krachten gegen Lilenas rechte Stirnseite, und nur die Tatsache, daß er sie mit der anderen Hand immer noch am Arm festhielt, verhinderte ihren Sturz.
    Salvat verlor keine Zeit und legte die Bewußtlose auf das Bett zurück. Als er sich wieder aufrichtete, war Adrien bei ihm und versuchte ihm in einer fast rührenden Geste ein tönernes Gefäß, das er von einem Wandbrett gefischt hatte, aufs Haupt zu schlagen.
    Salvat fing den Hieb ohne Mühe ab. Dann packte er Adrien wie ein Kaninchen hinten im Nacken und sandte einen schwachen Strom magischer Energie über die Rezeptoren seiner eigenen Haut durch das Nervengeflecht des alten Freundes, dem die Pupillen aus den Höhlen quollen. Für ein paar Herzschläge war Adrien in ein blütenweißes Licht getaucht, das seine Konturen auflöste, jedoch keine Veränderung der Helligkeit in der Umgebung verursachte.
    Als das Licht erlosch, fuchtelten Bruder Adriens Hände durch die Luft und suchten Halt an Salvats Kleidung.
    »Was - ist passiert?«
    »Sie hat dich hypnotisiert und gegen mich aufgehetzt«, sagte Sal-vat. Er stützte den Freund, der sich aber schon wieder aus eigener Kraft auf den Beinen halten konnte.
    »Dann ist sie also auch eine -«
    Salvat ließ ihn nicht ausreden.
    »Es ist komplizierter«, beschwichtigte er. »Ihr Begleiter, den wir in Verwahrung nahmen, ist ein reinblütiger Vampir. Aber sie ...«
    »Sie ...?« Adrien rieb sich den Nacken.
    Bevor er antwortete, ließ Salvat noch einmal Revue passieren, was ihm Raphael Baldacci, sein Sohn, im Moment vor seinem wahrscheinlich endgültigen Abschied an Wissen hatte zuspielen können. Einiges davon hatte diese Frau hier betroffen, in der sich die Lilena von damals reinkarniert zu haben schien. Raphael hatte auch den Namen gekannt und genannt, unter dem sie in der Gegenwart lebte.
    Und er hatte sie als Zwitter bezeichnet. Als hybrides Geschöpf, das nicht nur eine, sondern zwei Naturen in sich vereinte .
    »Ich werde es dir sagen, sobald ich sicher bin!« entgegnete er.
    »Was hast du
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