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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3
Autoren: Piers Anthony
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in meiner Vergangenheit. Ich begegnete einem Geist. Er
hatte eine ungewöhnliche Bitte an mich: Ich sollte seine Frau schwängern.«
Orb hörte verblüfft, aber höchst aufmerksam zu.
»Ich lernte also seine Frau kennen und habe mich bald in sie verliebt. Natürlich konnte ich sie
wegen des Geistes nicht heiraten, doch wir lebten wie Mann und Frau zusammen. Und schließlich
brachte sie ein Kind zur Welt. Unglücklicherweise war das Kind von Geburt an so krank und
geschwächt, daß es nur wenige Wochen alt wurde. Die Mutter nahm sich in ihrem Kummer selbst das
Leben. Sie war eine wunderschöne Frau und hätte sicher eine hervorragende Mutter
abgegeben...«
Ein Stich ging durch Orbs Herz. Wie gut sie den Kummer dieser Frau nachempfinden konnte.
Heute noch kam es viel zu oft vor, daß sie an ihr Baby dachte und sich wünschte, es wäre alles
anders gekommen, und sie hätte Orlene behalten dürfen.
»Ohne diese Frau war mein eigenes Leben sinnlos geworden. Der Geist half mir schließlich, ins Amt
des Chronos eingesetzt zu werden, und seitdem bin ich die Inkarnation der Zeit. Ohne die Frau
wäre ich nie eine Inkarnation geworden. Und ich würde sofort mein Amt aufgeben, wenn ich dafür
wieder mit dieser Frau zusammenleben dürfte. Aber das ist natürlich unmöglich, und so verrichte
ich hier meine Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen. Ihr werdet nun verstehen, daß ich davor
zurückschrecke, die Vergangenheit zu ändern.«
»Es tut mir leid, was Euch damals widerfahren ist«, sagte Orb, »aber ich weiß nicht, was das
alles mit meinem Problem zu tun hat. Ich stecke jetzt, also in der Gegenwart, in den allergrößten
Schwierigkeiten.«
»Aber diese Gegenwart hat doch Einfluß auf die Zukunft, auf Ihre Zukunft und meine Vergangenheit.
Die Frau, die ich so geliebt habe, lebt heute, lebt jetzt, wenn auch als kleines Kind. Sie heißt
Orlene.«
Orb fühlte sich, als hätte jemand einen Eimer kaltes Wasser über sie geschüttet. »Or...
Orlene?«
»Ja, Eure Tochter. Sie wird Euch einmal sehr ähnlich sehen. Deshalb war ich eben auch so
verwirrt, Euch vor mir zu sehen.«
Orb senkte den Blick, um sich zu sammeln. »Ich glaube, ich verstehe jetzt endlich. Aber meine
Tochter...«
»Als ich sie kennenlernte, was sie zwanzig. Eine sehr selbstbewußte junge Frau, die sich über
sich und ihre Fähigkeiten im klaren war. Auch sie besaß ein magisches Talent. Sie konnte das
Beste aus einem Menschen herausholen, konnte es zum Strahlen bringen. Und ich war sozusagen für
sie entflammt.« Er bedeckte das Gesicht mit den Händen. »Verzeiht bitte... es ist lange her, daß
ich über sie gesprochen habe.«
Orb betrachtete ihn mit neuen Augen. Er würde also der Geliebte ihrer Tochter sein. Aber warum
würde Orlene sich das Leben nehmen? Was für eine Tragödie! Sie begriff jetzt allmählich, warum
Chronos sich so sehr zurückhielt, ihr zu helfen.
Wenn er jetzt eingriff und alles umkehrte, würde er vielleicht nie Orlene kennenlernen und somit
nie Chronos werden.
Dann entdeckte sie den Ring an Chronos Finger.
War das ein ähnliches Stück, oder etwa...
Orb erhob sich und berührte den Ring. Er erwachte sofort zum Leben, glitt von der Hand des Mannes
und schlängelte sich um ihren Finger.
»Bist du es wirklich?« fragte sie.
Der Ring drückte einmal.
»Ist das alles wahr, was Chronos gesagt hat?«
Wieder ein Druck.
»Und du hast meiner Tochter nicht helfen können?«
Ein Druck.
Orb schlug die Hände vors Gesicht und ließ den Tränen freien Lauf. Es dauerte eine Weile, bis sie
wieder aufblicken konnte. Der Ring war mittlerweile zu Chronos zurückgekehrt.
Er gehörte nun ihm, und vermutlich hatte er auch alles Recht, ihn zu besitzen.
»Nun versteht Ihr mich sicher«, sagte Chronos. »Ich möchte nicht Orlenes Zukunft verändern. Ein
furchtbares Paradoxum könnte die Folge sein.«
»Aber wenn das Chaos weiter wütet, hat sie überhaupt keine Zukunft mehr!« rief Orb. »Womöglich
ist sie schon tot!«
»Das müßte nicht endgültig sein.«
»Wie? Was könnte denn endgültiger sein als der Tod?«
»Die Zeit.«
»Aber wenn sie im Chaos stirbt oder womöglich schon tot ist, steht Ihr erst recht vor einem
Paradoxum. Deshalb müßt Ihr etwas unternehmen, um sie vor Schaden zu bewahren!«
»Es ist mir nicht gestattet, in die natürliche Ordnung einzugreifen, wenn dadurch meine eigene
Vergangenheit betroffen wird. Denn daraus könnte ein Desaster von noch viel größerem Ausmaß
entstehen.«
»Aber wenn Ihr unsere Zukunft
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