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Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3

Titel: Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3
Autoren: Piers Anthony
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vorhanden war, stieg er kurzerhand einen Baum hinauf
und wiederholte seine Darbietung auf einem hohen Ast. Er ließ sich hinabfallen, bekam mit den
Händen den Ast zu fassen, schwang sich vor und zurück, schwang sich hinauf und stand endlich
wieder mit den Füßen auf dem Ast.
Dieses Kunststückchen interessierte den Prinzipal schon mehr. »Keine Höhenangst, was? Worauf
versteht Ihr Euch noch?«
»Er sagt, er könne jonglieren«, sagte Orb.
»Zu mir kommen mehr Jongleure, als ich Haare auf dem Kopf habe. Da müßte er mir schon etwas
wirklich Ausgefallenes bieten.«
Der Fremde zeigte auf ein Dutzend Messer, die von einem ehemaligen Messerwerfer stammten.
Als er die Erlaubnis erhielt, sie zu benutzen, suchte er sich fünf Dolche aus, warf sie einen
nach dem anderen in die Luft und jonglierte mit ihnen.
Die Klingen blitzten auf, als sie durch die Luft wirbelten, aber kein einziges Stück fiel zu
Boden.
»Was könnt Ihr noch?« Dem Prinzipal hatte die Darbietung gefallen.
Der Clown war mit seinem Können noch nicht am Ende.
Er zeigte jetzt eine pantomimische Nummer und ahmte geschickt einen Krieger nach, dem ständig
sein Schwert in die Quere kam. Der Fremde trug weder eine Rüstung noch hatte er ein Schwert, aber
er führte diese Szene so geschickt vor, daß man sie ihm abnahm. Als er sich ungeschickt mit dem
imaginären Schwert in den eigenen Fuß stach, lächelte der Prinzipal. Als er die Klinge hastig in
die Scheide stecken wollte, daneben griff und sie sich zwischen die Oberschenkel stieß, lachte
der Prinzipal laut.
»Das war hervorragend, Mime! Macht eine vollständige Nummer daraus, und ich setze Euch auf die
Lohnliste. Wir kündigen Euch an als... hm, mal sehen...« Der Prinzipal rieb sich das Kinn.
»Der Mime. Nein, Mym. Mym, der Mime! Ihr habt wirklich Talent, junger Freund. Ich wünschte, Ihr
wärt mir schon früher über den Weg gelaufen.«
Und so wurde der Fremde Artist. Den Drachendung brauchte er fortan nicht mehr zu schaufeln. »Ich
hatte ja keine Ahnung«, erklärte ihm Orb freundlich, »welche Talente in Euch schlummern,
Mym.«
Es käme nur auf Körperbeherrschung und Übung an, antwortete er ihr, und darauf, mit den Händen
sprechen zu können. Und letzteres habe er ausgiebig gelernt, um auf seine verdrehte Zunge
verzichten zu können. Die Sängerin zeigte wie immer Wärme und Verständnis für ihn. Dennoch kam
sich Mym als Belastung für sie vor, und das letzte, was er wollte, war einer Frau, die sowohl
äußerlich wie innerlich so wundervoll war, mit seiner Behinderung zur Last zu fallen.
Doch ihr Interesse an ihm war geweckt, und da er nun zum Darsteller aufgestiegen war, kamen die
beiden auch häufiger zusammen. Zwar galten in der Truppe keine Kastenschranken - womit sie für
die Normalbürger den Status von Parias hatte -, doch gab es auch hier eine Art
Klassensystem.
Darin stand der Prinzipal an der Spitze, dann kamen die Künstler, und ganz unten standen die
Wärter und Knechte. Orb nahm als erste Attraktion des Zirkus den Platz direkt unter dem Prinzipal
ein. Doch je weiter Mym seine Nummer verfeinerte und je mehr Rupien nach seiner Vorstellung auf
die Bühne flogen, desto bedeutender wurde er.
Zuerst hatten ihn die anderen etwas herablassend oder gar mißtrauisch behandelt, denn er hatte
eine Sprachbehinderung und war im Zirkusgeschäft wenig erfahren. Aber niemals lachte ihn jemand
wegen seines Stotterns aus.
Denn auf die eine oder andere Weise waren sie alle Ausgestoßene. Der Mahut (Indischer
Elefantentreiber - Anm. d. Ü.) auf dem Führungselefanten hatte einen Klumpfuß, der
Drachenabrichter war Alkoholiker (das Ungetüm liebte den Geruch von Alkohol), und der Koch war so
über alle Maße fett, daß er schon damit rechnete, in absehbarer Zeit in einer menschlichen
Monstrositäten-Schau aufzutreten. So hatte niemand aus der Truppe einen Anlaß, über ein so
verhältnismäßig kleines Leiden wie das Stottern zu lachen.
Bald stellte Mym fest, daß die Truppe einer wirklichen Familie glich. Alle hielten zusammen und
sorgten für das gemeinsame Wohlergehen; und Mym war nun Mitglied dieser Familie geworden. Dies
wurde ihm erst so richtig an dem Tag bewußt, als sie die Bühne in einem kleinen Dorf unweit
südlich von Ahmedabat, der riesigen Hauptstadt des Königreichs Gudscherat, aufbauten. Mym half
gerade Pythia, der exotischen Tänzerin, bei der Vorbereitung ihres Auftritts.
Dafür mußte sie sich entkleiden und sich mit einem besonderen Schutzöl
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