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Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3

Titel: Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3
Autoren: Piers Anthony
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vorschnell mit einem Wort aus. Um es kurz zu machen, zusammengefaßt erklärte der Fremde
dies: »Ich brauche Hilfe, um das Königreich zu verlassen.«
»Wenn Ihr ein schändliches Verbrechen begangen habt, wenn Ihr vor einem Gericht flieht, so werde
ich Euch nicht helfen«, erklärte die Frau.
Er versicherte ihr, kein Verbrechen begangen zu haben. Er müsse nur unerkannt über die Grenze
gelangen.
»Verzeiht mir bitte noch ein weiteres Mal«, antwortete die Sängerin, »aber ich muß von Euch
verlangen, meine Harfe zu berühren. Daraus vermag ich dann zu schließen, ob Ihr die Wahrheit
sprecht oder nicht.«
Er berührte die Harfe. Nichts geschah.
Die Frau lächelte. »Seid bedankt. Doch nun wollen wir uns miteinander bekannt machen. Ich heiße
Orb Kafftan und stamme aus Irland. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich mit Singen. Die Harfe ist
ein Geschenk vom Bergkönig, und dieses Instrument duldet es nicht, von einem unehrenhaften
Menschen berührt zu werden. Es tut mir nun leid, daß ich Euch vorhin mißtraute.«
»Ich... ich darf Euch meinen wahren Namen nicht sagen«, erklärte der Fremde zögernd. »Ich bin
jedoch nicht verwundet und trage die Verbände nur, um mein Gesicht zu verbergen.«
»So seid Ihr ein politischer Flüchtling?«
»So in etwa.« Sein Stottern schwächte unter ihrer warmherzigen Aufmerksamkeit immer weiter ab,
aber er behielt es sich dennoch vor, keine zu langen Sätze zu sprechen.
»Darf ich Euer Gesicht sehen?«
Er löste die Bandagen. Sein Antlitz war fein und hübsch wie das eines Edelmannes. »Ich darf es
niemals in der Öffentlichkeit zeigen«, erklärte er.
»Ich denke, wir können Euch helfen«, antwortete Orb, »allerdings bin ich mir nicht sicher, ob
Euch das gefällt. Wir haben hier ständig großen Bedarf an Händen, die zupacken können. Die Tiere
müssen versorgt, die Käfige gereinigt werden, ganz zu schweigen von unzähligen anderen niederen
Arbeiten. Ich denke, Ihr seid von zu hoher Geburt für solche Tätigkeiten.«
»Das ist wahr. Doch ich will es tun.«
»Mal sehen, was wir tun können, um Euer Gesicht zu verbergen«, sagte die Frau. »Hm, ich könnte
für Euch eine Maske anfertigen.«
Sie fand für ihn eine Clowns-Maske und versicherte ihm, daß er damit nicht auffallen würde,
solange er bei der Zirkustruppe blieb; denn die meisten hier hatten mehr als nur eine Arbeit zu
erledigen. Sie traten nicht nur auf der Bühne auf, sondern verrichteten auch noch andere
anfallende Dienste.
So wurde der Fremde Mitglied der Zirkustruppe. Er schaufelte Drachendung, säuberte den
Harpyien-Käfig und fütterte die Meerjungfrau mit Fischen.
Zum Lohn dafür erhielt er etwas zu essen, einen Schlafplatz in einem der Wagen und das Recht,
unerkannt zu bleiben.
Der Wanderzirkus zog langsam von Dorf zu Dorf.
Die Wagen wurden von Mietelefanten gezogen, und in jedem Flecken hielt man an, um eine
Vorstellung zu geben.
Einige Tage waren vergangen, als der Mann sich erneut Orb näherte. »Ich glaube, ich könnte selbst
auftreten«, erklärte er zurückhaltend.
»Wollt Ihr Euer Leiden dem Gespött der Menge aussetzen?« entfuhr es der Sängerin. »Alle lachen
über Clowns«, fügte sie in Anspielung auf seine Maske hinzu.
»Die Menschen lachen mit den Clowns«, berichtigte er sie. »Ich möchte andere Dinge
vorführen. Solche, bei denen ich nicht sprechen muß. Ich könnte als Mime auftreten oder als
Jongleur oder Akrobat.«
»Solche Kunststücke sind aber bei weitem nicht so einfach, wie sie aussehen«, wandte sie
ein.
»Ich habe einige Begabung für solche Dinge und mich auch schon darin geübt«, erklärte er. »Meine
Zunge mag vielleicht zu nichts nutze sein, aber mein Körper befindet sich in bester
Verfassung.«
»Nun, wenn Ihr Euch da so sicher seid«, sagte sie voller Zweifel, »dann bringe ich Euch zu
unserem Prinzipal. Aber ich muß Euch warnen, er stellt sehr hohe Anforderungen.«
»Führt mich nur zu ihm.«
Sie brachte ihn, ohne eine Miene zu verziehen, zum Prinzipal. Dieser war ein großer und
schwergewichtiger Mann, der immerzu mürrisch war, wenn er nicht gerade auf der Bühne stand.
»Zeigt, was Ihr könnt, oder verschwindet wieder an Eure Arbeit«, sagte er ungnädig.
Der Fremde mit der Clowns-Maske sprang aus dem Stand auf die Hände, wanderte auf ihnen herum und
sprang dann wieder auf die Füße.
»Nett«, brummte der Prinzipal unbeeindruckt.
»Könnt Ihr das auch auf einer hohen Plattform vorführen?«
Der Clown nickte. Da keine hohe Plattform
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