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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition)
Autoren: Gabriele Gfrerer
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neben ihnen ausgeharrt hatte. »Sie würden mir Ihren doch bestimmt zur Verfügung stellen, oder?«
    Verdutzt runzelte er die Stirn, lachte aber gleich darauf. »Natürlich, sicher doch! Sie geben bestimmt einen guten Hirten ab.« Er pfiff nach seinem Hund, der augenblicklich die Jagd nach den bunten Drachen sein ließ und mit wehender Zunge zu seinem Herrchen rannte.
    »Nehmt euch ein Beispiel!« Klara kraulte den Hund hinter den Ohren. »Das nenn ich einen guten Schäfer.«
    Endlich war der Bann gebrochen und Jonas und Rudi stimmten in ihr Gelächter ein.

_ 6 _

    Tam – tadam – tadi – tadi – tadam …
    Mozarts erste Takte der Kleinen Nachtmusik drangen in einer Endlosschleife in ihren Schlaf.
    »Ach nein, noch nicht …«, murmelte Klara und wälzte sich auf die andere Seite.
    Tam – tadam – tadi – tadi – tadam …
    »Heute ist Sonntag …« Klara zog sich das Kissen über den Kopf.
    Tamdam – taditaditatam – taditaditatam – taditaditatam – tadita – tida – dadadada – tida – dadadada – tida – dadadadatam …
    »Das darf doch nicht wahr sein! Welcher Idiot ruft um diese Zeit an?« Schlaftrunken kämpfte Klara mit ihrer Decke, bis sie einen Arm freibekommen hatte. Blind tappte sie neben sich auf das Nachtkästchen, wo sie die Quelle der Störung vermutete. »Was ist?«, blaffte sie ins Handy, nachdem sie auf irgendeine Taste gedrückt hatte.
    »Klara? Bist du das?«
    »Wer sonst?« Sie erkannte Rudis Stimme und fand das überhaupt nicht witzig. »Was willst du?« Im nächsten Augenblick schnellte sie zum Sitzen hoch. Ein schluchzendes Geräusch drang an ihr Ohr. Weinte Rudi etwa? »Verarschst du mich? Was ist passiert?« Auf einmal war sie hellwach.
    »Jonas …« Schniefen war zu hören. »Er hat sich geprügelt …«
    »Was? Schon wieder? Mit wem? Warum?« Klara stieß die Bettdecke mit den Beinen weg. »Wo seid ihr?« Sie hörte selbst, dass ihr Ton unangenehm kreischend klang. »Seid ihr denn vom Della Lucia nicht nach Hause gegangen?«
    Rudis Stimme gurgelte. »Ich wollte noch ins U4. Einen heben. Abtanzen und so. Und ich hab Jonas überredet, mitzukommen.« Er stockte. Papier raschelte. »Scheiße! Ich hab keine Ahnung, was passiert ist!« Klara hatte den Eindruck, dass er gleich wieder heulen würde.
    »Was ist mit Jonas? Ist er verletzt?« Eine Hitzewelle rollte durch ihren Körper.
    »Ich weiß nicht genau. Ich glaub, er nicht, aber er hat wie wild um sich geschlagen. Und als ich ihn aufhalten wollte, hat er mich außer Gefecht gesetzt.«
    Klara sog hörbar die Luft ein.
    »Keine Sorge. Bei mir war’s halb so wild. Aber der andere …« Rudi war kaum zu verstehen. »Den hat’s bös erwischt. Ich … ich weiß nicht genau … ich war eine Zeit lang weggetreten … Als ich wieder zu Bewusstsein gekommen bin, waren eine Menge Sanitäter da. Und die Polizei … Sie haben Jonas mitgenommen.«
    Klaras Finger krallten sich um das Telefon. »Wie … mitgenommen? Was heißt das? Haben sie ihn verhaftet?«
    Schweigen. Im Hintergrund waren Stimmen zu hören. Und das Schlagen einer Tür.
    »Rudi! Wo bist du? Bist du auch bei der Polizei?« Klara riss ihre Jeans vom Stuhl. »Soll ich kommen? Kann ich euch irgendwie helfen?« Während sie ins Telefon schrie, schlüpfte sie in ihre Hose und zog sich das Shirt über den Kopf.
    Rudi schniefte. »Ich … Scheiße! Mir platzt grad der Schädel … Es tut mir so leid! Hätt ich ihn nur nicht überredet, mitzukommen! Ich wollte ihn doch nur aufmuntern … Verdammte Scheiße! Ich hätte nie gedacht, dass er noch einmal so ausflippen würde.«
    Klara rannte in ihrem winzigen Zimmer auf und ab wie ein Tiger im Zoo. »Sag mir doch endlich, wo ihr seid! Ich komme sofort! Jonas ist kein Schläger … da stimmt doch irgendwas nicht!«
    »Ich weiß ja auch nicht … aber, Klara, ich war dabei! Er hat wie von Sinnen auf den anderen eingedroschen. Oh Gott, Klara, es war so schrecklich! So viel Blut …« Der Rest des Satzes ging in kräftigem Schnäuzen unter.
    Klara sackte aufs Bett. »Geht’s dir wenigstens halbwegs gut? Was ist mit dem anderen? Ist er …« Sie konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Die Vorstellung drückte ihr die Kehle zu.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis eine Antwort kam. »Sie haben uns nichts gesagt. Aber was ich hier so mitgekriegt hab, kämpfen die Ärzte um sein Leben. Ich hab was von einer Notoperation gehört.«
    Wieder war die Stille unerträglich. Klara lauschte auf das Rauschen in ihren Ohren. Sie kam sich vor wie in
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