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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition)
Autoren: Gabriele Gfrerer
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ihn so schlimm verärgert?
    »Besser, du übernimmst wieder.« Ihre Stimme kratzte im Hals.
    Die Art, wie er ohne Widerspruch, dafür mit unbewegter Miene die Fernbedienung entgegennahm, killte endgültig das Hochgefühl, das sie eben noch unbesiegbar gemacht hatte.
    Stumm stopfte sie die Fäuste in die Taschen und starrte auf die niedergetretenen Blütenköpfe vor ihren Füßen.
    »Tut mir leid«, murmelte sie, ohne aufzusehen. Sie hasste den rosa Pullover, das Herzklopfen und den süßlichen Geschmack, den sie auf den Lippen schmeckte. »Ich wollte ja eh nicht damit fliegen …« Der Trotz kämpfte gegen die Enttäuschung, die ihr in den Augen brannte. Sie trat mit dem Schuh nach einer lila Blume. Gleichzeitig wartete sie auf ein erlösendes Ist-ja-nichts-passiert. Oder etwas anderes, das sie aus dem Loch holen würde, in das sie gestürzt war.
    Doch zwischen dem Wimpernvorhang und den borstigen Haarsträhnen vor ihren Augen fing ihr Blick lediglich Jonas’ versteinerte Miene ein, mit der er den Wettkampf gegen Rudi führte. Als hätte er vergessen, dass sie immer noch neben ihm stand.
    »Ich geh dann«, würgte sie hervor und versuchte, das Zittern in ihrer Stimme in den Griff zu bekommen.
    »Arschloch! Sag das noch einmal!«
    Ihr war nicht sofort klar, dass er nicht sie gemeint hatte. Erst als Jonas die Fernbedienung fallen ließ und auf Rudi zustürmte, wusste sie, wem sein plötzlicher Wutausbruch galt. In ihrem Gefühlschaos hatte sie nicht mitgekriegt, was Rudi getan hatte. Aber was auch immer der Anlass war, es muss etwas außergewöhnlich Schlimmes gewesen sein. Sie hatte noch nie zuvor erlebt, dass Jonas derartig ausrastete.
    Nach der ersten Schrecksekunde rannte sie hinter ihm her. »Komm schon, beruhig dich! Wir sind Popperianer! Hast du selbst erst zu mir gesagt!« Angst erfasste sie. Jonas war ihr plötzlich total fremd. Wie er auf Rudi kniete und ihn mit seinen Fäusten bearbeitete, umgab ihn ein Ring aus Wut und Gewalt, den Klara beinahe mit den Händen greifen konnte. Verzweifelt zerrte sie an seinen Schultern. »Hör auf! Er blutet ja schon! Scheiße! Schluss damit! Bist du denn total übergeschnappt?«
    Ein Mann kam ihr zu Hilfe. Mit der Hundeleine, die er bei sich hatte und die er Jonas um Arme und Brustkorb schlang, machte er ihn bewegungsunfähig. Als hätte er damit einen Schalter umgelegt, fielen Jonas’ Schultern nach vorne und seine Fäuste entspannten sich.
    Klara las Verwirrung in seinen Augen. »Was ist denn in dich gefahren?« Das Gefühl, plötzlich Pudding in den Beinen zu haben, ließ sie neben ihm auf die Knie gehen. Erleichtert stellte sie fest, dass Rudi sich aus eigener Kraft aufsetzte.
    Jonas rieb sich über die Augen. »Ich weiß nicht … Rudi hat dich eine blöde Kuh genannt … Das hat mich schon irre wütend gemacht. Erst wollte ich ihn in der Luft besiegen, aber dann ist er wieder über dich hergezogen …«
    Rudi wischte sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht und spuckte in die Wiese. »Ich hab doch nur Spaß gemacht«, knurrte er. Der Muskel unter dem roten Fleck auf seiner linken Wange zuckte unkontrolliert. »Nicht im Traum hätte ich gedacht, dass du deswegen derartig ausflippst.«
    »Klara ist nicht so eine …«
    Klara reichte Rudi ein Taschentuch. »Was hast du denn gesagt?«
    Ohne Jonas aus den Augen zu lassen, beugte Rudi sich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    Klara prustete los und legte Jonas vorsichtig eine Hand auf den Arm. »Also, echt, wer hätte gedacht, dass Rudi überhaupt Wortwitze auf Lager hat? Ehrlich, ich finde das lustig.« Sie gluckste wieder und biss sich auf die Lippen.
    »Schaf – schärfer – Schäfer!« Ihre Hand klatschte auf den Oberschenkel. »Das könnte von mir sein!«
    Rudi starrte sie mit großen Augen an und vergaß dabei, wütend dreinzuschauen. Und Jonas hörte auf, seine Finger zu Fäusten zu ballen. Beim Anblick der beiden konnte Klara sich nicht länger beherrschen.
    »Wenn ich euch so anschaue, bin ich mit Sicherheit die Letzte, die man als Schaf bezeichnen könnte.«
    Lachend drückte sie sich zum Stehen hoch und hielt Jonas und Rudi je eine Hand hin. »Ich weiß nicht, wie’s euch geht, aber ich brauch jetzt eine Riesenportion Eis.« Mit einem Ruck wischte sie sich die Haare aus der Stirn. »Mäh!«, machte sie, weil die beiden unschlüssig voreinander stehen geblieben waren. »Los, kommt schon, ihr zwei Hammel! Oder muss ich den Schäferhund holen?« Sie zwinkerte dem Mann zu, der bis jetzt abwartend
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