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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition)
Autoren: Gabriele Gfrerer
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Stirn anschaute.
    »Ich bin eigentlich der perfekte Arier! Schau mich an! Blond, groß, blaue Augen.« Er stützte sich auf seine Unterarme und drehte Marijana erst die rechte und dann die linke Gesichtshälfte zu – das Kinn mit Nachdruck in die Luft gereckt. Mitten in der Bewegung zog er die Stirn in Falten. »Woher habe ich das überhaupt? Mama und Papa schauen beide so aus wie du. Da muss es wohl einen Germanen in unserer Ahnenreihe geben.« Er grinste schelmisch und zwinkerte Marijana zu. »Es ist also doch noch nicht alles verloren!«, kicherte er und puffte gegen ihren Oberarm. »Wir haben noch eine Chance auf Anerkennung!«
    Gegen ihren Willen ließ sich Marijana von seiner unbekümmerten Fröhlichkeit anstecken. Sie warf einen letzten Blick auf den Artikel und drückte entschlossen auf den Ausschaltknopf.
    »Wie ich Alma kenne, wird sie bestimmt wieder ihre Kumpels zusammentrommeln, um eine Demo gegen den Fremdenhass in Wien auf die Beine zu stellen. Mit mir kann sie jedenfalls fest rechnen!«
    Marijana löschte das Licht und drückte Ivo einen Kuss auf die Stirn. »Schlaf gut, kleiner Bruder!« Er schnaufte amüsiert, und Marijana musste lachen. »Na sicher, Bruderherz! Auch wenn du mich um einen Kopf überragst – was bei meiner Größe wirklich nicht schwer ist –, bleibst du doch immer mein kleiner Bruder. Und überhaupt bist du erst 13 und solltest längst schlafen!« Sie stopfte ihm die Decke fest um seinen Körper, bis ihn kein Luftzug mehr erreichen konnte.
    »In drei Monaten bin ich schon 14«, murmelte Ivo, aber die Worte verloren sich in einem ausgedehnten Gähnen.
    Marijana lauschte auf die gleichmäßigen Atemzüge neben sich, die gleich darauf einsetzten. Was Ivo vorhin gesagt hatte, ging ihr nicht aus dem Kopf.
    »Ich muss die Mama fragen«, dachte sie und seufzte. »Wenn sie mir ausnahmsweise einmal eine Antwort gibt.« Sie rückte noch ein Stückchen zu Ivo, bis seine Körperwärme durch ihre Decke drang. So konnte sie im Halbschlaf noch spüren, dass er in Sicherheit war.

Leseempfehlung: Alice Gabathuler, Freerunning

    Als E-Book ebenfalls im Thienemann Verlag erschienen:

    Alice Gabathuler
    Freerunning
    ab 13 Jahren
    ISBN 978 3 522 62025 3

    Ein Adrenalinrausch zum Lesen

    Es hätte der perfekte Sprung werden sollen, aber dann ist Julian für einen Sekundenbruchteil abgelenkt. Er stürzt ab – und landet direkt neben einer Leiche. Es ist Hartmann. Ausgerechnet Hartmann, der Baulöwe, der die Freerunner schon lange von seiner stillgelegten Baustelle vertreiben wollte. Der Ärger mit so gut wie jedem Bauunternehmer und Handwerker der Umgebung hatte. Die Liste der Verdächtigen ist lang. Und ganz oben stehen zwei Leute, die Julian sehr viel bedeuten: Da ist zum einen Jazz, das geheimnisvolle Mädchen, das er auf der Baustelle immer wieder gesehen hat. Und der andere ist sein eigener Vater ...

Leseprobe: Freerunning

1

    Julian schnellt von einer Betonplatte zur nächsten, gute fünf Meter über dem Boden. Mit jedem Sprung gewinnt er an Tempo. Beim letzten der geländerlosen Balkone bremst er nicht ab. Er rast weiter, ins Nichts, dreht sich im Flug, die Beine angewinkelt, die Arme ausgebreitet. Der Augenblick ist perfekt, das Adrenalin zieht ihn in die Länge, die Welt um Julian ist kristallklar. Im Einklang mit sich und seiner Umgebung schießt er auf die Mauer zu, die knapp drei Meter tiefer liegt.
    Kurz bevor Julians Füße den rauen Beton berühren, blendet ihn ein Lichtstrahl. Den Bruchteil einer Sekunde verliert er die Konzentration. Das reicht, seinen Körper ganz leicht aus der Balance zu bringen, aus dem perfekten Sprung einen misslungenen zu machen. Julian kann ihn nicht stehen, sondern wird nach vorn katapultiert, hinab in die Tiefe.
    Der Instinkt übernimmt. Es geht nur noch darum, richtig zu fallen und richtig aufzuschlagen.
    Ein Schrei hallt durch die Luft, dringt durch die Gehörgänge an Julians Hirn vorbei ins Unterbewusstsein. Jetzt nimmt er ihn nicht wahr; erst später wird er sich daran erinnern.
    Er landet auf den Füßen, rollt über die rechte Schulter ab. Der Schwung reißt ihn weiter, spitzer Schutt bohrt sich in seine Haut, schürft sie auf und lässt sie wie Feuer brennen. Julian kippt zur Seite und prallt mit dem Brustkorb gegen ein Hindernis. Benommen bleibt er liegen.
    Unterbrochen von flatternden Lidschlägen spult ein unscharfer Film vor ihm ab, in dem eine verschwommene Gestalt mit etwas Orangefarbenem auf dem Kopf um die Ecke am Ende der Mauer rennt.
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