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Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)

Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)

Titel: Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)
Autoren: Andrea Wölk
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silbern auf dem Wasser in der Bucht. Am Strand in der Ferne konnte man mächtige Baumstümpfe ausmachen, die irgendwann einmal angeschwemmt worden waren. Wie schlafende Riesen bewachten sie in dieser klaren Nacht das Ufer.
Das quadratisch gebaute Haus aus grünem Holz war auf einer sehr großen Garage errichtet, die in die Erde hinabführte. Das weiße Tor war so weitläufig, dass sie gut vier Autos nebeneinander Platz bot. Die schwarzen Dachschindeln ragten in der Dunkelheit vor Channing auf, und er konnte erkennen, dass das über zwei Etagen gebaute Haus im Erdgeschoss von einer Veranda umgeben war.
Unschlüssig blieb er stehen, als sich das Taxi entfernte. Das Gebäude lag im Dunklen, kein Lichtschein drang aus seinem Innere. Alle Fenster der ersten Etage waren mit schwarzen Jalousien versehen. Um das Haus herum führte eine kurze Gasse, zu einem Seiteneingang, der etwas versteckt hinter einer Efeuhecke lag.
Zielstrebig ging Channing auf die Tür zu und stieg die vier Stufen hinauf. Einer Eingebung folgend griff er über die Tür und fand, wonach er suchte: einen kleinen goldenen Schlüssel, der genau in das Schloss passte. Zögerlich betrat er das Haus. Sein Instinkt sagte ihm, dass es leer war. Er benötigte noch nicht einmal Licht, um sich umzusehen, denn obwohl es stockfinster war, erkannte er alle Umrisse so klar und deutlich, als wäre es heller Tag.
Er durchquerte die Küche und gelangte über einen kleinen Flur in das Wohnzimmer. Neben der Eingangstür gab es eine Treppe, die in die obere Etage und ebenso in den Keller führte, vermutlich in die Garage. Er ließ seinen Blick durch die Räume streifen in der Hoffnung, dass ihm irgendetwas bekannt vorkam.
Aber er sah sich getäuscht. Nichts deutete darauf hin, dass er schon einmal hier gewesen war. Doch eine innere Stimme sagte ihm, dass er an diesem Ort genau richtig war. Es fühlte sich wirklich an, im Flur zu stehen und sein Gepäck und seinen Mantel abzulegen, als würde er hierhergehören. Aus Gewohnheit schaltete er das Licht an und begann, langsam im Wohnzimmer umherzuwandern. Alles, was er sah, trug deutlich die Handschrift einer Frau. Seiner Frau?
War dies das Haus, in dem er mit seiner Familie lebte? Channing schaute auf seine Hände. Am linken kleinen Finger trug er einen silbernen Siegelring, aber das musste nichts bedeuten.
Weiße luftige Vorhänge zierten die vielen Fenster und gaben dem Raum eine helle, freundliche Note. Neben der Fensterfront, die zur Straße hinausging, stand an der Wand ein altes Klavier, darauf einige gerahmte Fotos. Sie zeigten eine Frau mit flammend roten Haaren, die ihr in großen Locken über die Schultern fielen. Sie sah einfach atemberaubend aus, mit ihrem hellen Teint, wie Porzellan. Die Augen waren grün, wie die Tiefe des Meeres an einem stürmischen Tag. Die kleine Nase kontrastierte mit ihren sinnlich vollen Lippen, die wie reife Himbeeren schimmerten.
Obwohl er keine Erinnerung an diese Frau hatte, wünschte sich Channing, sie zu kennen. Ein leises Knurren entfuhr seiner Brust, dann seinem Mund und er spürte, dass sich sein Pulsschlag beschleunigte.
Das nächste Foto zeigte die gleiche Person, nur dass die Aufnahme mehr als hundert Jahre alt zu sein schien. Die Frau blickte streng, ihr Blick war in der Ferne gerichtet. Der Stil ihrer dunklen und geschlossenen Kleidung wies in eine längst vergangene Epoche. Sie sah der Frau mit den roten langen Haaren zum Verwechseln ähnlich, vermutlich war sie ihre Großmutter. Ein weiteres Foto zeigte wiederum die junge Frau mit einem Mann, der die identischen feinen Züge aufwies, nur hatte er schwarzes Haar. Er mochte höchstens zwanzig Jahre sein und war unverkennbar ihr Bruder: das gleiche Lächeln, dieselbe stolze Haltung.
Als Channing das Foto genauer betrachtete, durchfuhr ihn wieder dieses Wissen, das Gefühl der Verbundenheit, wie er es schon im Krankenhaus gespürt hatte, als er aus dem Koma erwacht war. Ein Luftzug umwehte seinen Körper, so als berührte ihn die leichte Brise eines luftigen Sommertages. Er blickte sich um, doch er konnte nichts und niemanden entdecken.
Die Schafzimmer befanden sich im Obergeschoss. Zu seiner Überraschung las Channing an einer der Türen auf einem Briefumschlag seinen Namen. Er nahm den Umschlag an sich, der eine kurze Notiz enthielt.
› Hallo, Mr McArthur! Dieses Zimmer habe ich für Sie hergerichtet. Ich hoffe, dass Sie sich in meinem Haus wohl fühlen, und wünsche Ihnen erfolgreiche Wochen in Seattle! ‹
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