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Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)

Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)

Titel: Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)
Autoren: Andrea Wölk
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Waschbecken und hinterließ dort eine hellrote Spur, die im Abfluss verschwand.
Wieder nahm Channing diesen metallisch süßlichen Geruch wahr den er bereits beim Aufwachen in seinem Mund geschmeckt hatte, und augenblicklich begannen seine Eckzähne zu brennen. Ein zischendes Geräusch trat aus seiner Kehle, leise, wie das Fauchen einer Katze, drang es aus seinem Körper. Seine Sicht veränderte sich merklich. Wie durch ein Röntgengerät sah er die Umrisse der Gegenstände, die in dem geschlossenen Kleiderschrank verborgen waren. Er hob den Kopf und sah im Spiegel in das Gesicht einer unbekannten Kreatur. Dunkle Augen mit glühend silbrigen Rändern blickten ihn an, aber viel erschreckender waren die langen Reißzähne, die sich aus den Eckzähnen seines Gebisses bildeten und ihm nun gierig als Spiegelbild entgegenblitzten.
Starr vor Schreck war er unfähig, sich abzuwenden. Fassungslos starrte er in den Spiegel, um erst wenige Sekunden später zu verstehen, dass er es war, den er sah. Angstvoll wich er zurück und schrie aus Leibeskräften, doch aus seinem Mund kam nur ein markerschütterndes Grollen, das die Wände erzittern ließ.
Channing widerstand dem Drang, fluchtartig den Raum zu verlassen, brauchte aber einige Zeit, bis sich sein Puls beruhigte. Im Untergeschoss angekommen, machte er einen neuen Versuch, sich seinem Spiegelbild zu stellen. Sein Blick in den Spiegel zeigte diesmal ein Gesicht mit ausdrucksstarken grauen Augen und normalen Eckzähnen, selbst von der kleinen Wunde gab es keine Spur, so, als hätte es sie nie gegeben.

Einsamer Spaziergang
     
    Kapitel 2
     
    L eichter Nieselregen fiel wie Puder auf den Boden und überzog ihn im Nu mit einem feuchten Film. Schwere Wolken hingen am Himmel und drückten auf die Stimmung. Aber was konnte man von einem faden Märztag auch anderes erwarten? Selbst in Paris blieb ein mieser Regentag ein mieser Regentag.
Sara schlenderte, bewaffnet mit einem alten Regenschirm und warmer Kleidung, an der Seine auf der Île de la Cité Richtung Notre-Dame entlang. Seit genau vierzehn Tagen war sie nun schon in Paris, und ihr Weg war immer derselbe. Von ihrer Wohnung in der Rue de Rivoli, zwischen Louvre und Centre Pompidou gelegen, in Richtung Pont Neuf, hinüber auf die Île de la Cité, zur Notre- Dame, und über die Pont L. Philippe wieder zurück.
Dieser immer gleiche Weg gab ihr Sicherheit und Geborgenheit. Dieselbe Geborgenheit, die sie in der fremden Wohnung empfand, die sie seit ihrer Ankunft bewohnte. Obwohl Sara die Räume niemals vorher betreten hatte, spürte sie gleich zu Beginn eine seltsame Vertrautheit, als sie durch die Tür trat – so, als würde jemand schützend die Arme um ihre Schultern legen.
Vielleicht war es auch das Gefühl des Unbekannten, des Verborgenen, das sie hier in Paris genießen konnte. Anders als in Seattle. Dort, wo jeder ihr Gesicht kannte, wo sie Abend für Abend im Scheinwerferlicht auf der Bühne des stadtbekannten Musicaltheaters stand. Nein, hier in Paris musste sie nicht befürchten, beim Einkaufen angesprochen zu werden und um ein Autogramm gebeten. An diesem Ort war sie sicher vor den Menschen, die ihre innere Ruhe störten und vielleicht durchschauten, wer sie in Wirklichkeit war.
 
    Vor dem Haupteingang der Notre-Dame saß wie jeden Tag ein Maler unter seinem riesigen Regenschirm. Er hielt den Zeichenblock auf den Knien, die Finger schwarz von dem Kohlestift. Er lächelte leicht, als er Sara in der Ferne erblickte, die langsam auf ihn zuschlenderte. Auch er fand sich hier jeden Tag ein, um die Kirche und ihre Umgebung zu skizzieren.
Sara schenkte ihm ebenfalls ein scheues Lächeln und hielt einen Moment inne, unschlüssig, ihn anzusprechen. Gerne würde sie einen Blick auf seine Zeichnungen werfen, doch im nächsten Augenblick wandte sie sich um und schlenderte weiter.
»Kein guter Tag für einen Spaziergang.« Die Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sara blieb stehen, wieder unschlüssig, ob sie sich umdrehen sollte oder nicht.
Dann drehte sie sich doch um, lächelte freundlich und sagte, den Blick in die Wolken gerichtet: »Nun, zum Malen reicht das Wetter aber auch nicht.« Der Maler schüttelte den Kopf. »Nein, da haben Sie recht. Ich sollte mich auf kleinere Projekte konzentrieren. Möchten Sie mir nicht Modell stehen?«
Saras Augen weiteten sich erschrocken. »Ich meine natürlich nur Ihr Porträt. Nicht weit von hier gibt es ein Bistro, ich lade Sie zu einem Kaffee ein, und als Gegenleistung darf ich
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