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Inferno

Inferno

Titel: Inferno
Autoren: Dan Brown
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informierte ihn, dass der eingehende Anruf von einem schwedischen Sectra Tiger XS Telefon mit Stimmverschlüsselung kam und über vier nicht nachzuverfolgende Router geleitet wurde, bevor er auf der Yacht einging.
    Er setzte sein Headset auf. »Hier ist der Provost«, meldete er sich und betonte dabei jedes Wort akribisch. »Berichten Sie.«
    »Vayentha hier«, antwortete eine Frau.
    Der Provost hörte die ungewöhnliche Nervosität in ihrem Tonfall. Agenten sprachen während eines Einsatzes nur in Ausnahmefällen direkt mit dem Provost, und noch seltener blieben sie nach einem Debakel wie dem der vergangenen Nacht bei ihm beschäftigt. In diesem speziellen Fall jedoch brauchte der Provost einen Agenten vor Ort, der beim Bewältigen der Krise half, und Vayentha war die am besten geeignete Person für den Auftrag.
    »Ich habe neue Informationen«, sagte sie.
    Der Provost schwieg – sein Signal an sie, den Bericht fortzusetzen.
    Als sie sprach, war ihr Ton emotionslos. Offenbar bemühte sie sich um Professionalität. »Langdon ist entkommen«, sagte sie. »Er hat das Objekt.«
    Der Provost nahm schweigend auf dem Sessel am Schreibtisch Platz. Nach einer Weile ergriff er schließlich das Wort. »Ich verstehe. Ich nehme an, er wird sich an die Behörden wenden, sobald sich ihm eine Möglichkeit dazu bietet.«
    Zwei Decks tiefer im abhörsicheren elektronischen Kommandozentrum der Yacht saß der Senior-Koordinator Laurence Knowlton in seiner Kabine und stellte fest, dass das Telefonat beendet war. Hoffentlich bedeutete das gute Nachrichten. Die Anspannung des Provosts in den letzten zwei Tagen war augenfällig gewesen, und jeder Mitarbeiter an Bord hatte gespürt, dass eine Operation im Gange war, bei der eine Menge auf dem Spiel stand.
    Es steht sogar unfassbar viel auf dem Spiel. Vayentha darf sich diesmal nicht den kleinsten Fehler erlauben.
    Knowlton war an sorgfältig ausgearbeitete Schlachtpläne gewöhnt, die er im Hintergrund betreute, doch dieses spezielle Szenario hatte sich in Chaos aufgelöst, und der Provost hatte persönlich die Leitung übernommen.
    Wir bewegen uns auf unbekanntem Terrain.
    Obwohl zeitgleich ein halbes Dutzend andere Missionen des Konsortiums liefen, wurden sie inzwischen von den verschiedenen Niederlassungen aus geleitet, sodass der Provost und sein Stab an Bord der Mendacium sich ganz auf diese eine Mission konzentrieren konnten.
    Vor einigen Tagen hatte sich der Klient in Florenz von einem Turm gestürzt, doch standen noch zahlreiche Aufgaben aus – spezielle Aufträge, deren Erledigung er dem Konsortium ungeachtet der Umstände anvertraut hatte. Und das Konsortium beabsichtigte wie immer, diese Aufträge ohne Fragen zu erledigen.
    Ich habe meine Befehle , dachte Knowlton. Er hatte nicht vor, sie zu missachten. Er verließ seine schalldichte Glaskabine und passierte ein halbes Dutzend weiterer Kabinen – manche transparent, andere milchig –, in denen die Kollegen diverse Aspekte dieser einen Mission kontrollierten.
    Knowlton durchquerte die kühle, gefilterte Luft des Hauptkontrollraums und betrat einen kleinen begehbaren Tresor mit einem Dutzend Stahlschränken darin. Er öffnete einen der Schränke und entnahm einen kleinen hellroten Memorystick. Gemäß der angehefteten Aufgabenkarte enthielt der Stick eine große Videodatei. Laut Anweisung des Klienten sollte sie zu einem spezifizierten Zeitpunkt sämtlichen wichtigen Medienagenturen zugestellt werden.
    Der anonyme Upload war kein Problem, doch musste die Datei gemäß Protokoll und Prozessdiagramm am heutigen Tag kontrolliert werden – vierundzwanzig Stunden vor der Lieferung. Dies sollte sicherstellen, dass dem Konsortium ausreichend Zeit blieb für die eventuelle Entschlüsselung, Kompilierung oder andere vorbereitende Maßnahmen zum pünktlichen Upload.
    Nichts bleibt dem Zufall überlassen.
    Knowlton kehrte in sein transparentes Abteil zurück, schloss die schwere Glastür hinter sich, und augenblicklich kehrte Stille ein.
    Er legte einen Schalter an der Wand um, und das Glas wurde von einer Sekunde zur anderen milchig. Sämtliche Glaswände an Bord der Mendacium bestanden aus sogenanntem SPD -Glas, einem Material, das polarisierbare Partikel enthielt. Diese Partikel ließen sich durch Anlegen einer elektrischen Spannung ausrichten oder randomisieren und machten das Glas entweder transparent oder undurchsichtig.
    Der Grundpfeiler für den Erfolg des Konsortiums war Kompartmentalisierung.
    Kenne nur deine eigene
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