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Infantizid

Titel: Infantizid
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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andere Sorgen. Was geht uns das an?«
    Â»Der Fahrer hat überlebt. Er war komplett schwarz gekleidet. In seinem Auto haben die Kollegen ein Messer, eine Sturmhaube und zwei Geldbomben mit der Aufschrift ›Classic-Center Weimar‹ gefunden.«

    Das Sophien- und Hufeland-Klinikum in Weimar war ein großer und moderner Neubau. Es befand sich im Süden der Stadt, kurz vor der Autobahnauffahrt. Insgesamt 13 Kliniken waren unter einem Dach vereint, darunter auch zwei Unfall- und Wiederherstellungschirurgien. Die zwei Kliniken waren auf Verletzungen der Extremitäten, des Schädels sowie der Brust- und Bauchhöhle spezialisiert. Außerdem war eine optimale Versorgung von Patienten, die mehrfach verletzt waren, gewährleistet. Wie jede moderne Klinik verfügte auch dieses Klinikum über einen Hubschrauberlandeplatz.
    Hauptkommissar Bräunig konnte es immer noch nicht glauben. »Wo ist der Verletzte und wie ist sein Zustand?«, fragte er Klimm.
    Â»Er wird mit dem Heli gerade in das Klinikum nach Weimar geflogen. Über seinen Zustand konnte mir niemand etwas sagen, nur dass er lebt.«
    Bräunig gab den beiden Technikern die Anweisung, alles noch einmal gründlich zu untersuchen und wirklich nichts außer Acht zu lassen. Auch wenn auf sie Verlass war, lieber einmal mehr betont als einmal zu wenig. Er trat näher an sie heran. »Wir treffen uns später. Zu niemandem ein Wort, zu keinem! Bringt auch Klimm mit! Den mit der komischen Mütze.«
    Hubaczek, Kratzenstein und Bräunig rannten zu ihren Autos und fuhren mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Autobahn, zum Klinikum. Es war mittlerweile wenig Verkehr auf der Straße, sie kamen gut und schnell voran.

    Als Matti Klatt vom Parkplatz des ›POM‹ auf die Lyonel-Feininger-Straße fuhr, konnte er gerade noch rechtzeitig bremsen. Ihm schnitten drei Autos mit hoher Geschwindigkeit die Vorfahrt ab, als diese links in das Klinikum einbogen.
    Â»Verdammte Penner«, fluchte er. Instinktiv speicherte er die Fahrzeugtypen sowie deren Kennzeichen in seinem Kopf ab. Er hatte es irgendwann aufgegeben, da­rüber nachzudenken, warum er sich an Kreuzungen, auf Straßen und Parkplätzen immer diese Daten im Unterbewusstsein einprägte. Typ, Farbe und Kennzeichen, alles in Bruchteilen von Sekunden. Und noch Wochen später konnte er sich genau daran erinnern.
    Was soll’s, leider bringt einem diese Fähigkeit nichts ein, dachte er wieder und fuhr nach Hause.

    Die Unfall- und Wiederherstellungschirurgien befanden sich im Haus A, gleich hinter dem Verwaltungsgebäude. Als die drei Kriminalbeamten das Haus betraten, schlug ihnen der übliche Geruch eines Krankenhauses entgegen, eine Mischung aus Desinfektionsmitteln und Äther.
    Â»Hauptkommissar Bräunig, meine Mitarbeiter Hubaczek und Kratzenstein«, stellte Bräunig die Gruppe dem behandelnden Arzt vor. »Sie haben einen Patienten aufgenommen, der gerade mit dem Hubschrauber hergebracht wurde. Können Sie uns schon etwas über seinen Zustand sagen?«
    Â»Dr. Röhl mein Name. Wir haben ihn geröntgt und gleich in den OP gebracht. Er hat Verletzungen oberhalb der Gürtellinie: Frakturen der Rippen, des Brustbeines und des linken Armes. Innere Organe sind, soweit wir das sehen konnten, nicht betroffen. Die Wirbelsäule ebenfalls nicht, allerdings hat er ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Die seitliche Schädeldecke ist zertrümmert und das Hirn ist in Mitleidenschaft gezogen. Wie schwer, kann ich noch nicht sagen. Er ist ohne Bewusstsein.«
    Â»Wird er es überleben?«
    Â»Auch das kann ich derzeit noch nicht beantworten. Ich denke, er wird es nicht schaffen«, konstatierte der Arzt.
    Bräunig traf eine Entscheidung. »Wir bleiben hier und warten ab, was die Operation bringt. Danke, Doktor.« Damit wandte er sich an seine Mitarbeiter. »Hubaczek, du kümmerst dich um seine persönlichen Sachen, Papiere, Schlüssel und so weiter. Kratzenstein, du sorgst dafür, dass das Auto zu uns auf die Dienststelle geschafft wird und von niemandem außer von Leichenkolbe oder Fischer untersucht wird. Lass dir den Unfallbericht gleich mitschicken. Ich möchte den Kreis, der mit dieser Sache zu tun hat, möglichst klein halten. Ich werde unseren Staatsanwalt über diese Neuigkeit informieren.«
    Es war jetzt 22:55 Uhr.

    Staatsanwalt Feller war ein Mann von 58 Jahren und mit sich zufrieden.
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