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Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)

Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)

Titel: Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)
Autoren: Dr. Anja Dostert
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enthält, da die Hefen entsprechend verändert wurden. Hefeextrakt hat einen unangenehmen Beigeschmack, daher wird dieser technisch entfernt. Es bleiben die geschmacksverstärkenden Eigenschaften ohne Eigengeschmack, deklariert wird nur der Hefeextrakt. Sojasauce, also fermentiertes pflanzliches Eiweiß wirkt ebenfalls geschmacksverstärkend, sie wird in der Zutatenliste als Sojawürze und Sojasauce deklariert.
    Glutamat findet sich in Suppenwürfeln, Tütensuppen, Gewürzmischungen, in Fertiggerichten und sogar in Fleisch- und Wurstwaren. Lebensmittel, die von Natur aus Glutamat enthalten, sind Parmesankäse und Tomaten. In der Tat wertet Parmesankäse das Pastagericht geschmacklich auf. Tomaten sind ein sehr beliebtes Gemüse, jedoch käme niemand auf die Idee, ein ganzes Kilo Tomaten auf einmal zu verzehren: Der Tomate fehlen Zucker und Fett, um uns so richtig zu verführen.
    Warum dieses Versteckspiel? Glutamat macht Produkte erfolgreich. Ziel der Industrie ist es, viel zu verkaufen und Gewinne zu machen. Es ist klar nachgewiesen, dass Glutamat den Appetit steigert. In einer Studie wurde den Teilnehmern eine Rinderbrühe mit verschiedenen Mengen Glutamat serviert. Die Suppe mit der höchsten Glutamatmenge wurde als die beste Suppe beschrieben. Nach dem Verzehr der stark glutamathaltigen Suppe bekamen die Menschen wieder früher Appetit und sie aßen mehr. Glutamat beeinflusst also auch den Appetit bei der nächsten Mahlzeit.
    Könnte der Gesetzgeber Geschmacksverstärker verbieten? Die Geschmacksverstärker sind ein Bestandteil der natürlichen Nahrung. Ein Verbot würde nur bewirken, dass die Industrie den Gefräßig-Macher über Extrakte aus der glutamathaltigen Tomate oder über Hefeextrakte trotzdem einsetzen könnte. Die Tomate kann man ja nicht verbieten, sie enthält von Natur aus viel Glutamat. Die Industrie würde das Tomatenpulver von dem roten Farbstoff und von allen Aromastoffen befreien, so dass es auch in nicht-roten Lebensmitteln eingesetzt werden könnte. Jedes Eiweiß kann man abbauen, um Glutamat zu gewinnen. Der Verbraucher hat nur die Wahl, von den industriellen Produkten Abstand zu nehmen und wieder mehr Grundnahrungsmittel und natürliche Produkte zu konsumieren.
Nachgewiesen ist:
    1) Glutamat hilft bei der Täuschung, durch seinen Einsatz kann man bei wertgebenden Rohstoffen (Eiweiß) sparen.
    2) Wenn Menschen Glutamat zu sich nehmen, essen sie mehr. Der Konsum steigt sogar im Laufe der Wochen.
    3) Glutamat hat eine wichtige Funktion im Gehirnstoffwechsel. (Ob Glutamat einige Personengruppen gesundheitlich beeinträchtigen könnte, wird diskutiert.)
    Jedes glutamathaltige Lebensmittel sollte den sichtbaren Warnhinweis erhalten: Dieses Produkt kann dafür sorgen, dass Sie mehr essen als Sie möchten.
Ihre Checkliste:
    Glutamat verbirgt sich hinter folgenden Begriffen: Hefeextrakt, Brühe, Sojaprotein, Tomatenpulver, Würze, Trockenmilcherzeugnis.

Zucker und Sucht
    Neugeborene, die kleine Tropfen einer Lösung mit Zucker erhalten, verziehen erfreut das Gesicht. Auch die Muttermilch schmeckt süß. Zucker macht süchtig, diese Schlagzeile ist mittlerweile von vielen Medien verwendet worden. Der Mensch ist evolutionär darauf getrimmt, nach Zucker förmlich zu gieren, da Süßes eine schnell verfügbare Energiequelle ist. Früher gab es Zucker für den Menschen nur in Form von Früchten oder von Honig. Heute gibt es Cola im Riesenbecher für unterwegs. Eine dänische Studie hat gezeigt, dass gezuckerte Getränke bei Männern in sechs Wochen das Körpergewicht um drei Kilogramm erhöhten.
    Zucker macht Lust auf mehr Zucker, der Insulinspiegel steigt, um kurz darauf schnell wieder zu sinken. Wer kennt die Zucker- oder Keksfalle nicht? Jemand bringt im Büro oder auf der Arbeit Süßigkeiten mit und stellt diese auf einen für alle erreichbaren Platz. Man nimmt sich ein Stück. Später noch ein Stück. Schon diese kleinen Portionen kurbeln den Appetit an. Am nächsten Tag bringt ein anderer Kollege etwas mit. Am übernächsten Tag haben Sie mitten am Tag plötzlich das Gefühl, dass Sie eine zusätzliche Zwischenmahlzeit benötigen. Unterzuckert sind Menschen zittrig und gieren nach Süßem. Aber umgekehrt stillt ein hoher Blutzuckerspiegel den Hunger nicht. Sonst dürften Diabetiker mit deutlich überhöhtem Blutzucker nicht hungrig sein, sie essen aber trotzdem (was den Blutzuckerspiegel weiter erhöht).
    Zucker aktiviert das Belohnungsystem des Gehirns. Der Suchtforscher Professor Falk Kiefer
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