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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern
Autoren: Patricia Strunk
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Arm. »Mach dir keine Sorgen, Hiro«, versuchte sie ihn zu beruhigen, obwohl sie selbst alles andere als ruhig war. »Dein Vater hat sich nichts zuschulden kommen lassen.« Plötzlich fiel ihr etwas ein. »Vielleicht geht es um die Kristallenergie«, meinte sie nachdenklich. »Die beiden Telani, die mit dem Reshir zusammenstanden, sind vorhin erst angekommen. Sie haben etwas mit ihm besprochen, aber ich war zu weit weg, um zu verstehen, worum es ging.«
    »Das könnte es sein«, stimmte Kenjin ihr zu. »Der Reshir hat vor allem ältere Hauer zurückgehalten.«
    Ishira sah ihren Bruder überrascht an. Das war ihr gar nicht aufgefallen, aber es erschien einleuchtend. Die Älteren konnten wohl am besten beurteilen, wie schnell und wie stark die Kraft des Kristalls schwand.
    Kanhiro rieb sich das Kinn. »Wenn sich ihre Gelehrten damit befassen, müssen die Gohari es wirklich für ein ernstes Problem halten.«
    Kenjin verzog das Gesicht. »Soll die Energie doch versiegen«, brummte er. »Würde den Gohari nur recht geschehen, wenn sie zu Feuer und Kerzen zurückkehren müssten.«
    Kanhiros Mundwinkel hoben sich ein wenig. »Wie wahr.«
    Inzwischen hatten sie das Nordwestufer des Ashikiri erreicht. Während der heftigen Winterregenfälle der vergangenen Wochen war der Fluss auf seine doppelte Größe angeschwollen und zum reißenden Ungetüm geworden. Noch immer führte er mehr Wasser als gewöhnlich, aber inzwischen konnte man sich wieder einige Schritte weit hineinwagen. Die ersten Bergleute spülten sich bereits Schweiß und Staub von der Haut. Ein paar Jungen in Kenjins Alter rannten lachend und schreiend an ihnen vorüber und warfen sich aufspritzend in die Fluten.
    »Wer zuerst im Wasser ist!« forderte Ozamis jüngerer Bruder Seiichi Kenjin heraus. Noch im Laufen streifte er sich die wadenlangen weiten Hosen ab.
    Brüllend rannte Kenjin hinter seinem besten Freund her und versuchte ihn zu überholen. Hose und Kandi flogen achtlos auf den felsigen Boden. Automatisch bückte Ishira sich, um die Sachen ihres Bruders aufzuheben, bevor jemand darauf trat, und legte sie auf einen großen Felsen. Als sie die Hände ins Wasser tauchte, um Arme und Gesicht zu erfrischen, konnte sie nur mühsam ein Frösteln unterdrücken. Das Flusswasser war beinahe das ganze Jahr über schneidend kalt, aber normalerweise war zumindest die Luft angenehm mild. In den letzten beiden Monden waren die Temperaturen jedoch so tief gesunken, dass Ishira manchmal selbst in ihrem Überwurf gefroren hatte, und nur allmählich wurde es wieder wärmer.
    Ihr Bruder bespritzte sie übermütig mit einem Tropfenregen und schüttete sich über ihren erstickten Schrei beinahe aus vor Lachen. Ausgelassen und etwas atemlos wateten die Jungen schließlich zurück ans Ufer und schüttelten sich das Wasser ab.
    Ishira reichte ihrem Bruder Hemd und Hose. »Wenn du mit deiner Kleidung nicht sorgfältiger umgehst, Ken, wäschst und flickst du sie demnächst selbst!« drohte sie ihm an.
    Zur Antwort verdrehte er nur die Augen. Sie setzte gerade zu einer erneuten Zurechtweisung an, als Kenjin plötzlich auf die Straße deutete. »Da kommen Togawa und die anderen!«
    Die sechs Hauer waren in ein Gespräch vertieft und erweckten nicht den Eindruck, als hätten die Gohari ihnen etwas angetan oder sie irgendwie bedroht. Kanhiro stieß erleichtert die Luft aus. Ungeduldig wartete er, bis sein Vater zu ihnen gestoßen war. »Alles in Ordnung, Koru ?«
    Togawa nickte ohne weitere Erklärung.
    »Weshalb hat der Aufseher euch zurückgehalten?« bohrte Kenjin nach, als er nicht weitersprach. »War es wegen der Kristallenergie?«
    »Später«, zügelte Kanhiros Vater seine Neugier. »Beim Abendessen werde ich euch in Ruhe alles erzählen.«
    Kenjin blieb nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu fassen – was nicht gerade zu seinen Stärken gehörte. Doch er kannte Togawa gut genug um zu wissen, dass dieser sich nicht gern zu etwas drängen ließ.
    Sie aßen jetzt schon seit mehr als fünf Jahren gemeinsam zu Abend. Trauriger Auslöser war der Tod von Togawas Frau gewesen, die der Kristallhusten kaum zwei Jahre nach Ishiras Mutter ereilt hatte. Auch wenn Kanhiros Vater zunächst nichts davon hatte hören wollen, dass die Tochter seines besten Freundes auch noch für ihn und seinen Sohn kochte, hatte er sich von Hagare schließlich dazu überreden lassen, dass sie zumindest gemeinsam zu Abend aßen. Auch nach dem tödlichen Unfall ihres Vaters hatte Ishira darauf bestanden,
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