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In unsern Traeumen weihnachtet es schon

In unsern Traeumen weihnachtet es schon

Titel: In unsern Traeumen weihnachtet es schon
Autoren: Tucholsky Fallada , Co.
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grünes bewegliches Nadelgehölz,
    Von keiner Wurzel gebunden!
     
    Anstatt der warmen Sonne scheint
    Das Rauschgold durch die Wipfel;
    Hier backt man Kuchen, dort brät man Wurst,
    Das Räuchlein zieht um die Gipfel.
     
    Es ist ein fröhliches Leben im Wald,
    Das Volk erfüllet die Räume;
    Die nie mit Tränen ein Reis gepflanzt,
    Die fällen am frohsten die Bäume.
     
    Der eine kauft ein bescheidnes Gewächs
    Zu überreichen Geschenken,
    Der andre einen gewaltigen Strauch,
    Drei Nüsse daran zu henken.
     
    Dort feilscht um ein winziges Kieferlein
    Ein Weib mit scharfen Waffen;
    Der dünne Silberling soll zugleich
    Den Baum und die Früchte verschaffen.
     
    Mit rosiger Nase schleppt der Lakai
    Die schwere Tanne von hinnen;
    Das Zöfchen trägt ein Leiterchen nach,
    Zu ersteigen die grünen Zinnen.
     
    Und kommt die Nacht, so singt der Wald
    Und wiegt sich im Gaslichtscheine;
    Bang führt die ärmste Mutter ihr Kind
    Vorüber dem Zauberhaine.
     
    Einst sah ich einen Weihnachtsbaum:
    Im düstern Bergesbanne
    Stand reifbezuckert auf dem Grat
    Die alte Wettertanne.
     
    Und zwischen den Ästen waren schön
    Die Sterne aufgegangen;
    Am untersten Ast sah ich entsetzt
    Die alte Wendel hangen.
     
    Hell schien der Mond ihr ins Ge sicht,
    Das festlich still verkläret;
    Weil sie auf der Welt sonst nichts besaß,
    Hatt’ sie sich selbst bescheret.

GROSSSTADT-WEIHNACHTEN
    Kurt Tucholsky
     
    Nun senkt sich wieder auf die heim’schen Fluren
    die Weihenacht! die Weihenacht!
    Was die Mamas bepackt nach Hause fuhren,
    wir kriegen’s jetzo freundlich dargebracht.
     
    Der Asphalt glitscht. Kann Emil das gebrauchen?
    Die Braut kramt schämig in dem Portemonnaie.
    Sie schenkt ihm, teils zum Schmuck und teils zum Rauchen,
    den Aschenbecher aus Emalch glasé.
     
    Das Christkind kommt! Wir jungen Leute lauschen
    auf einen stillen heiligen Grammophon.
    Das Christkind kommt und ist bereit zu tauschen
    den Schlips, die Puppe und das Lexikohn.
     
    Und sitzt der wackre Bürger bei den Seinen,
    voll Karpfen, still im Stuhl, um halber Zehn,
    dann ist er mit sich selbst zufrieden und im Reinen:
    »Ach ja, so’n Christfest ist doch ooch janz scheen!«
     
    Und frohgelaunt spricht er vom »Weihnachtswetter«,
    mag es nun regnen oder mag es schnei’n.
    Jovial und schmauchend liest er seine Morgenblätter,
    die trächtig sind von süßen Plauderei’n.
     
    So trifft denn nur auf eitel Glück hienieden
    in dieser Residenz Christkindleins Flug?
    Mein Gott, sie mimen eben Weihnachtsfrieden   …
    »Wir spielen alle. Wer es weiß, ist klug.«
     
    25.
Dezember
1913

FÜNFZIG MARK UND EIN FRÖHLICHES WEIHNACHTSFEST
    Hans Fallada
     
    Wir waren frisch verheiratet, Itzenplitz und ich, und hatten eigentlich gar nichts. Wenn man sehr jung ist, dazu frisch verheiratet und sehr verliebt, macht es noch nicht viel aus, wenn man »eigentlich gar nichts« hat. Gewiß, manchmal kamen so kleine seufzerische Anwandlungen, aber dann war immer einer von uns, der lachend sagte: »Es braucht ja nicht alles auf einmal zu kommen. Wir haben doch alle Zeit, die Gott werden läßt   … « Und die kleine Anwandlung war vorbei.
    Aber dann erinnere ich mich doch an ein Gespräch, das zwischen uns im Stadtpark geführt wurde, wo Itzenplitz aufseufzend sagte: »Wenn man doch nicht immer gar so sehr mit dem Pfennig rechnen müßte   –!«
    Ich hatte keinen rechten Begriff von der Sache. »Na und?« fragte ich. »Was dann –?«
    »Dann würde ich mir was anschaffen«, sagte Itzenplitz träumerisch.
    »Und was denn zum Beispiel?«
    Itzenplitz suchte. Sie mußte wirklich erst suchen, ehe sie sagte: »Zum Beispiel ein Paar warme Hausschuhe.«
    »Ach nee!« sagte ich ganz verblüfft und war völlig außer Fassung über meines Weibes Elisabeth (wurde Ibeth, wurde Itzenplitz) Sinnen und Trachten. Denn wir führten dies Gespräch im Hochsommer, die Sonne prallte, und was mich anging, so gingen meine Wünsche in diesem Augenblick nicht weiter als zu einer kühlen Brause und einer Zigarette.
    Doch müssen als Niederschlag dieses Hochsommergesprächs dann unsere Weihnachtswunschzettel entstanden sein. »Weißt du, Mumm«, hatte Itzenplitz gesagt undenergisch ihre lange, spitze Nase gerieben, »wir sollten jetzt schon anfangen, jeden Wunsch, der uns einfällt, aufzuschreiben. Nachher zu Weihnachten geht alles in einer Hatz, und man schenkt sich womöglich etwas ganz Dummes, was man nachher nicht braucht.«
    Auf einen Zettel aus meinem Abonnentenwerbeblock schrieben wir
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