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In unsern Traeumen weihnachtet es schon

In unsern Traeumen weihnachtet es schon

Titel: In unsern Traeumen weihnachtet es schon
Autoren: Tucholsky Fallada , Co.
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geben«, was bedeutete, dass Auguste dem Vater Löwenhaupt schnatternd mit ihrem Schnabel an der Nase zwickte.
    Spätabends aber im Bett fragte Peterle seine Gustje, indem er sie fest an sich drückte: »Warum hast du denn vor Weihnachten den Winterschlaf gehalten?«
    Und Gustje antwortete schläfrig: »Weil man mir die Federn rupfen wollte.«
    »Und warum wollte man dir die Federn rupfen?«
    »Weil man mir dann einen Pullover stricken konnte«, gähnte Gustje, halb im Schlaf.
    »Und warum wollte man dir einen Pullover   … «
    Und da geht es auch bei Peterle nicht mehr weiter. Mit seiner Gustje im Arm ist er glücklich eingeschlafen.

DEZEMBERLIED
    Franz Grillparzer
     
    Harter Winter, streng und rauch,
    Winter, sei willkommen!
    Nimmst du viel, so gibst du auch,
    Das heißt nichts genommen!
     
    Zwar am Äußern übst du Raub,
    Zier scheint dir geringe,
    Eis dein Schmuck, und fallend Laub
    Deine Schmetterlinge,
     
    Rabe deine Nachtigall,
    Schnee dein Blütenstäuben,
    Deine Blumen, traurig all
    Auf gefrornen Scheiben.
     
    Doch der Raub der Formenwelt
    Kleidet das Gemüte,
    Wenn die äußere zerfällt
    Treibt das Innre Blüte.
     
    Die Gedanken, die der Mai
    Locket in die Weite,
    Flattern heimwärts kältescheu
    Zu der Feuer-Seite.
     
    Sammlung, jene Götterbraut,
    Mutter alles Großen,
    Steigt herab auf deinen Laut,
    Segen-übergossen.
     
    Und der Busen fühlt ihr Wehn,
    Hebt sich ihr entgegen,
    Läßt in Keim und Knospen sehn,
    Was sonst wüst gelegen.
     
    Wer denn heißt dich Würger nur?
    Du flichst Lebens-Kränze,
    Und die Winter der Natur
    Sind der Geister Lenze!

EIN WINTERABEND
    Georg Trakl
     
    Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
    Lang die Abendglocke läutet,
    Vielen ist der Tisch bereitet
    Und das Haus ist wohlbestellt.
     
    Mancher auf der Wanderschaft
    Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
    Golden blüht der Baum der Gnaden
    Aus der Erde kühlem Saft.
     
    Wanderer tritt still herein;
    Schmerz versteinerte die Schwelle.
    Da erglänzt in reiner Helle
    Auf dem Tische Brot und Wein.

ALTES KAMINSTÜCK
    Heinrich Heine
     
    Draußen ziehen weiße Flocken
    Durch die Nacht, der Sturm ist laut;
    Hier im Stübchen ist es trocken,
    Warm und einsam, stillvertraut.
     
    Sinnend sitz ich auf dem Sessel,
    An dem knisternden Kamin,
    Kochend summt der Wasserkessel
    Längst verklungne Melodien.
     
    Und ein Kätzchen sitzt daneben,
    Wärmt die Pfötchen an der Glut;
    Und die Flammen schweben, weben,
    Wundersam wird mir zumut’.
     
    Dämmernd kommt heraufgestiegen
    Manche längst vergeßne Zeit,
    Wie mit bunten Maskenzügen
    Und verblichner Herrlichkeit.
     
    Schöne Fraun, mit kluger Miene,
    Winken süßgeheimnisvoll,
    Und dazwischen Harlekine
    Springen, lachen, lustigtoll.
     
    Ferne grüßen Marmorgötter,
    Traumhaft neben ihnen stehn
    Märchenblumen, deren Blätter
    In dem Mondenlichte wehn.
     
    Wackelnd kommt herbeigeschwommen
    Manches alte Zauberschloß;
    Hintendrein geritten kommen
    Blanke Ritter, Knappentroß.
     
    Und das alles zieht vorüber,
    Schattenhastig übereilt –
    Ach! da kocht der Kessel über,
    Und das nasse Kätzchen heult.

WINTER AUF DEM SEMMERING
    Peter Altenberg
     
    Ich habe zu meinen zahlreichen unglücklichen Lieben noch eine neue hinzubekommen – den
Schnee!
Er erfüllt mich mit Enthusiasmus, mit Melancholie. Ich will ihn zu nichts Praktischem benützen, wie Schneegleiten, Rodeln, Bobfahren; ich will ihn betrachten, betrachten, betrachten, ihn mit meinen Augen stundenlang in meine Seele hineintrinken, mich durch ihn und vermittelst seiner aus der dummen, realen Welt hinwegflüchten in das sogenannte »weiße und enttäuschungslose Zauberreich«! Jeder Baum, jeder Strauch wird durch ihn zu einer selbständigen Persönlichkeit, während im Sommer ein allgemeines Grün entsteht, das die Persönlichkeiten der Bäume und Sträucher verwischt. Ich liebe den Schnee auf den Spitzen der hölzernen Gartenzäune, auf den eisernen Straßengeländern, auf den Rauchfängen, kurz überall da am meisten, wo er für die Menschen unbrauchbar und gleichgültig ist. Ich liebe ihn, wenn die Bäume ihn abschütteln wie eine unerträglich gewordene Last, ich liebe ihn, wenn der graue Sturm ihn mir ins Gesicht nadelt und staubt und spritzt. Ich liebe ihn, wenn er in sonnigen Waldlachen zerrinnt, ich liebe ihn, wenn er pulverig wird vor Kälte wie Streuzucker. Er befriedigt mich nicht, ich will ihn nicht benützen zu Zwecken der süßen Ermüdung und Erlösung, ich will nicht kreischen und jauchzen durch ihn,
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