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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission
Autoren: Ian Fleming
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jeden Fall merken.«
    Bond schätzte, dass Mr Krest inzwischen ungefähr eine Flasche verschiedener Alkoholika intus hatte, hauptsächlich Whisky. Bond fasste einen Entschluss. Wenn Mr Krest nicht bald von alleine umkippte, würde er ihm mal ordentlich eine verpassen.
    Nun hatte es Krest auf Fidele Barbey abgesehen. »Was Ihre Inseln angeht, Fido, als ich die das erste Mal auf der Karte gesehen habe, dachte ich, es wäre Fliegendreck auf dem Papier.« Mr Krest lachte. »Hab sogar versucht, ihn mit meiner Hand wegzuwischen. Dann habe ich ein wenig darüber gelesen, und es kam mir so vor, als hätte ich mit meinem ersten Gedanken genau ins Schwarze getroffen. Die taugen nicht besonders viel, oder, Fido? Ich frage mich, warum ein so kluger Kopf wie Sie nicht endlich von hier abhaut. Sie können doch nicht ewig Strandgut sammeln. Auch wenn mir zu Ohren gekommen ist, dass einer Ihrer Verwandten über hundert uneheliche Kinder gezeugt hat. Vielleicht besteht darin der Reiz, was, Kumpel?« Mr Krest grinste verschwörerisch.
    »Das ist mein Onkel Gaston«, erwiderte Fidele Barbey gelassen. »Die übrige Familie hält nicht viel davon. Es hat ein ziemliches Loch in das Familienvermögen gerissen.«
    »Familienvermögen, was?« Mr Krest zwinkerte Bond zu. »In was haben Sie’s denn angelegt. In Kaurimuscheln?«
    »Nicht direkt.« Fidele Barbey war solche Unverschämtheiten nicht gewöhnt. Er wirkte ein wenig verlegen. »Auch wenn wir vor über hundert Jahren ziemlich viel mit Schildplatt und Perlmutt verdient haben, als die Nachfrage nach diesen Dingen sehr groß war. Kopra war schon immer unser Hauptgeschäft.«
    »Und die Familienbastarde werden wahrscheinlich als Arbeitskräfte eingesetzt, nehme ich an. Ich wünschte, so etwas könnte ich auch bei mir zu Hause etablieren.« Er warf seiner Frau einen Blick zu. Seine Mundwinkel zogen sich immer weiter nach unten. Bevor er seinen nächsten Schwall Gift verspritzen konnte, hatte Bond seinen Stuhl zurückgeschoben, war aufs Welldeck gegangen und hatte die Tür hinter sich geschlossen.
    Zehn Minuten später hörte Bond, wie jemand leise die Leiter vom Bootsdeck herunterstieg. Er drehte sich um. Es war Liz Krest. Sie stellte sich neben ihn ans Heck. »Ich habe gesagt, ich würde ins Bett gehen«, sagte sie angespannt. »Aber dann dachte ich mir, ich sollte besser noch einmal nachsehen, ob Sie alles haben, was Sie brauchen. Ich fürchte, ich bin eine furchtbare Gastgeberin. Sind Sie sicher, dass es Ihnen nichts ausmacht, hier draußen zu schlafen?«
    »Ich mag es. Mir gefällt diese Luft besser als das Zeug, was drinnen aus der Klimaanlage kommt. Und es ist wirklich wunderbar, direkt unter den Sternen zu schlafen. So viele habe ich noch nie gesehen.«
    Eifrig ergriff sie die Gelegenheit, sich einem freundlicheren Thema zuzuwenden. »Ich mag den Gürtel des Orion und das Kreuz des Südens am liebsten. Wissen Sie, als Kind habe ich mir vorgestellt, die Sterne wären in Wirklichkeit Löcher im Himmel. Ich dachte, dass die Welt von einer Art großem schwarzem Vorhang umgeben wäre und das Universum dahinter voller Licht sei. Man kommt auf die seltsamsten Ideen, wenn man jung ist.« Sie sah zu ihm auf und schien ihn anzuflehen, ihr keine schroffe Antwort zu geben.
    »Wahrscheinlich haben Sie recht«, erwiderte Bond. »Man sollte nicht alles glauben, was die Wissenschaftler behaupten. Sie wollen alles langweilig machen. Wo haben Sie damals gelebt?«
    »In Ringwood in der Nähe des New-Forest-Nationalparks. Es war ein guter Ort, um aufzuwachsen. Ein guter Ort für Kinder. Eines Tages möchte ich dorthin zurückkehren.«
    »Sie haben mittlerweile einiges erlebt. Wahrscheinlich würde es Ihnen dort nun langweilig vorkommen.«
    Sie streckte ihre Hand aus und berührte seinen Ärmel. »Bitte sagen Sie das nicht. Sie verstehen nicht ...« In ihrer Stimme lag Verzweiflung. »Ich kann es nicht mehr ertragen, das zu vermissen, was andere Leute haben – gewöhnliche Leute. Ich meine ...« Sie lachte nervös. »Sie werden mir nicht glauben, aber selbst ein paar Minuten Unterhaltung, mit jemandem wie Ihnen plaudern zu können ... das ist etwas, das ich schon fast vergessen hatte.« Plötzlich ergriff sie seine Hand und drückte sie fest. »Es tut mir leid. Aber das wollte ich einfach tun. Und jetzt gehe ich ins Bett.«
    Hinter ihnen erklang eine sanfte Stimme. Sie lallte ein wenig, aber jedes Wort war sorgfältig voneinander getrennt. »Soso. Wer hätte das gedacht? Ein kleines Stelldichein mit
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