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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission
Autoren: Ian Fleming
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Secret Service von der U-Boot-Einheit übernommen hatte. Er bedeutete: schlechte Nachrichten – die schlimmsten. Bond griff in seine Tasche und legte ein paar Münzen auf den Tisch. »In Ordnung«, sagte er. »Gehen wir.« Er stand auf und folgte ihr durch die Tischreihen und über den Bürgersteig zu ihrem Auto. Es behinderte nach wie vor den Verkehr. Jeden Moment würde ein Polizist auftauchen. Wütende Gesichter starrten sie an, als sie einstiegen. Die Frau hatte den Motor angelassen. Sie legte den zweiten Gang ein und ordnete sich in den Verkehr ein.
    Bond schaute sie von der Seite an. Ihre blasse Haut war wie Samt. Das blonde Haar war wie Seide – bis zu den Wurzeln. »Woher kommen Sie, und worum geht es hier?«, fragte er.
    Sie konzentrierte sich auf den Verkehr und antwortete: »Von der Station. Stufe-zwei-Assistentin. Nummer 765 im Dienst, Mary Ann Russell außer Dienst. Ich habe keine Ahnung, worum es hier geht. Ich habe nur die Meldung aus dem Hauptquartier gesehen – persönlich von M an den Stationsleiter. Äußerst dringend und all das. Er sollte Sie sofort ausfindig machen und falls nötig die Hilfe des Deuxième in Anspruch nehmen. Der Leiter von F sagte, Sie gingen immer an dieselben Orte, wenn Sie in Paris seien, und ich und eine weitere Agentin haben eine Liste erhalten.« Sie lächelte. »Ich war bereits in Harry’s Bar und nach dem Fouquets wollte ich es in den Restaurants versuchen. Ich hatte Glück, dass ich Sie so schnell gefunden habe.« Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu. »Ich hoffe, ich habe mich nicht allzu unbeholfen angestellt.«
    »Sie haben das gut gemacht«, beruhigte Bond sie. »Wie hätten Sie es angestellt, wenn ich in weiblicher Begleitung gewesen wäre?«
    Sie lachte. »Dann hätte ich es genauso gemacht, nur dass ich Sie mit ‚Sir‘ angesprochen hätte. Ich war nur wegen der Art und Weise besorgt, auf die Sie die Frau losgeworden wären. Wenn sie eine Szene gemacht hätte, hätte ich angeboten, sie mit meinem Wagen nach Hause zu bringen, während Sie ein Taxi nehmen.«
    »Sie klingen sehr erfindungsreich. Wie lange sind Sie schon beim Service?«
    »Fünf Jahre. Das hier ist mein erster Posten bei einer Station.«
    »Wie gefällt es Ihnen?«
    »Die Arbeit ist ganz in Ordnung. Die Abende und die freien Tagen sind ein wenig langweilig. Es ist nicht leicht, Freunde in Paris zu finden ohne« – ihr Mund verzog sich zu einer ironischen Grimasse – »ohne den ganzen Rest. Ich meine, ich bin nicht prüde, oder so«, fügte sie schnell hinzu, »aber irgendwie machen die Franzosen die ganze Sache so langweilig. Ich meine, ich musste aufhören, die Metro oder den Bus zu benutzen. Egal zu welcher Tageszeit ich unterwegs war, am Ende war mein Hintern immer grün und blau.« Sie lachte. »Abgesehen von der Langeweile und der Tatsache, dass ich nicht weiß, was ich zu einem Mann sagen soll, taten ein paar dieser Kniffe richtig weh. Irgendwann reichte es mir. Also kaufte ich mir dieses Auto zu einem günstigen Preis, um mich fortzubewegen, und die anderen Autos scheinen sich von mir fernzuhalten. Solange ich keinen Blickkontakt zu einem anderen Fahrer herstelle, kann ich es sogar mit den schlimmsten von ihnen aufnehmen. Sie haben Angst davor, dass ich sie nicht gesehen habe. Und das verbeulte Aussehen des Wagens beunruhigt sie. Deswegen halten sie gebührenden Abstand.«
    Sie hatten den Kreisverkehr erreicht. Als ob sie ihre Theorie demonstrieren wollte, fuhr sie ruckartig hinein und hielt direkt auf den Verkehr zu, der vom Place de la Concorde kam. Dieser teilte sich auf wundersame Weise und ließ sie zur Avenue Matignon durch.
    »Ziemlich beeindruckend«, kommentierte Bond. »Aber machen Sie sich das nicht zur Gewohnheit. Es könnte auch ein paar französische Mary Anns geben.«
    Sie lachte, bog in die Avenue Gabrielle ab und parkte vor dem Pariser Hauptquartier des Secret Service. »Solche Manöver absolviere ich nur in Ausübung meiner Pflicht.«
    Bond stieg aus und ging um das Auto herum auf ihre Seite. »Tja, danke, dass Sie mich abgeholt haben«, sagte er. »Darf ich Sie im Gegenzug auch mal abholen, wenn diese Sache vorbei ist? Mir kneift niemand in den Hintern, aber ich bin von Paris genauso gelangweilt wie Sie.«
    Ihre Augen waren blau und standen weit auseinander. Sie blickten suchend in seine. »Das würde mir gefallen«, erwiderte sie ernsthaft. »Das Schaltbrett hier kann mich jederzeit finden.«
    Bond streckte seinen Arm durch das Fenster in den Wagen und drückte
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