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In tiefer Sehnsucht

In tiefer Sehnsucht

Titel: In tiefer Sehnsucht
Autoren: Lisa Marie Rice
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Kopf, und Bud blieb die Luft weg. Jetzt kannte er ihre Augenfarbe. Sie waren stahlblau und eingerahmt von dichten, langen Wimpern. Die konnten einem Mann das Herz brechen. Hinreißende Augen.
    Augen voller Angst.
    In derselben Sekunde war Bud in Bewegung.
    Du meine Güte!
    Claire Parks, ohne eigenes Verschulden Portlands älteste Jungfrau, schaute über die Tanzfläche, besser gesagt, zur Tanzfläche hinunter, denn die lag in einer Vertiefung, die alle nur »die Grube« nannten.
    Während der vergangenen zwölf Jahre, in denen sie zwischen Leben und Tod schwebte, war viel Verblüffendes in Mode gekommen. Sie traute kaum ihren Augen. Fast jeder hatte eine kurze Stachelfrisur, bei der die Haarspitzen in Fuchsia und Neongrün gefärbt waren, oder trug Rastalocken, die wild ins Gesicht fielen.
    Und man zeigte seinen Bauchnabel. Nicht alle waren attraktiv, aber die meisten mit funkelnden Knöpfen geschmückt.
    Claire sah einem Pärchen beim Tanzen zu. Die beiden rotierten zu einem satten Funkrhythmus. Es war nicht zu erkennen, wer von beiden der Mann und wer die Frau war. Vorausgesetzt, sie waren überhaupt verschiedenen Geschlechts.
    So sah das also aus, wenn sie sich mal ins Leben stürzte: Sie saß an der Theke und beobachtete andere Leute. Das tat sie schon ihr Leben lang. Nur dass diese hier ein bisschen, nun ja, bunter waren.
    »… upe … aden … was?«
    »Wie bitte?«, rief sie. Der Lärm der Unterhaltungen rings um die Tanzfläche war enorm.
    Lucy Savage grinste und neigte sich zu Claires Ohr. »Super Laden, was?«
    Sie hatten sich gerade erst bei der Arbeit kennengelernt. Claire war seit einer Woche als Sekretärin bei
Semantika
, einer erfolgreichen Werbeagentur, angestellt und hatte damit ihr neues Leben begonnen. Lucy machte ihrem Nachnamen alle Ehre – sie war wild. Im Büro hatte sie nicht den Eindruck gemacht. Da war sie freundlich und tüchtig und machte Claire mit allem vertraut, obwohl sie selbst eine Riesenmenge Arbeit zu bewältigen hatte. Sie war lustig, hilfsbereit und kollegial gewesen. Als sie Claire gefragt hatte, ob sie am Samstagabend mit ihr ausgehen wolle, hatte Claire bereitwillig zugesagt. Sie war noch nie in einem Club gewesen und fand, es sei höchste Zeit, das zu ändern.
    Die Frau, die dann vor ihrer Tür stand, um sie abzuholen, war kaum wiederzuerkennen gewesen: glitzerndes Bodygel auf viel nackter Haut, die an etlichen Stellen gepierct war, zum Beispiel an der Nase, am Bauchnabel und an der linken Brustwarze, wie durch das schwarze Netztop deutlich zu sehen war. Lucy sei ein Beeper, hatte einer der Partner gesagt – weil bei ihr jeder Metalldetektor anschlug.
    Lucy war schon mehrmals im Waschraum gewesen und jedes Mal mit einem breiteren Lächeln und kleineren Pupillen zurückgekommen. Außerdem hatte sie vier Margaritas und zwei Whiskeys gekippt, während Claire noch an ihrem ersten Glas Wein nippte.
    Claire drehte sich wieder zur Tanzfläche um. Sie sah einem dünnen Mann mit nacktem Oberkörper und Ringen an den Brustwarzen zu. Er war ein guter Tänzer, sehnig und geschmeidig, aber seine Baggy-Jeans saßen so tief, dass man meinte, sie würden jeden Moment fallen und … Claire blinzelte verblüfft.
    Seine Brust war unbehaart, aber seine Schamgegend ebenfalls. Die Hose war ein bisschen herabgerutscht, und jetzt war eindeutig der Penisansatz zu sehen, umgeben von glatter, rosiger Haut.
    Männer hatten da unten Haare, das wusste sie genau. Oder nicht? Selbst der David von Michelangelo, ihre Lieblingsstatue, hatte dichte weiße Marmorlocken. Wieso hatte Mr Haarlos keine?
    Mit halb geschlossenen Augen und verträumt lächelnd schwenkte Lucy im Rhythmus der Musik den Kopf. »Siehst du den Typen da drüben?«, fragte sie dicht an Claires Ohr und zeigte auf Mr Haarlos, der ihnen den Rücken zugekehrt hatte. Claire konnte seine Poritze sehen.
    »Ja«, sagte sie.
    Lucy grinste. »Der hat einen ›Prinz Albert‹. Die Dinger sind echt heiß, weißt du. Fühlt sich supergut an.«
    Claire hatte keine Ahnung, worüber Lucy sprach, wollte es aber nicht zugeben. »Ach ja?« Sie nickte und versuchte, so zu tun, als wüsste sie Bescheid, dann gab sie es auf. Wozu sich cool geben? Sie schüttelte den Kopf. »Eigentlich kenne ich mich damit nicht aus. Was ist ein ›Prinz Albert‹?«
    »Oh Baby, wo hast du gelebt? Ein ›Prinz Albert‹ ist ein gepiercter Schwanz. Sorgt für einen echt geilen Fick. Hat sich göttlich angefühlt, als wir letzte Woche zusammen waren. Letzte Woche? Nein«,
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