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In tiefer Sehnsucht

In tiefer Sehnsucht

Titel: In tiefer Sehnsucht
Autoren: Lisa Marie Rice
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Bier verbringen. Ein kleines Opfer, wenn man zwei sehr große Fische an Land ziehen wollte.
    Doch Belusow war noch nicht aufgekreuzt.
    Na ja, das war durchaus verständlich. Kusin zu verpfeifen war gefährlich. Der hatte die Angewohnheit, Verräter an einem Fleischerhaken aufzuhängen und zuzusehen, wie sie verbluteten. Belusow kauerte jetzt entweder in einem Versteck oder hing an einem Haken. Jedenfalls kam er nicht. Nicht in dieser Nacht. Vielleicht gar nicht mehr.
    Es war Zeit zu gehen.
    Bud hatte im Kofferraum eine gepackte Reisetasche. Er würde übers Wochenende ans Meer fahren, nach Astoria vielleicht. Sich in einem Motel einquartieren. Sex haben. Wahrscheinlich mit der Kellnerin aus dem Diner, das er an einem Wochenende entdeckt hatte. Nancy. Nancy … Soundso.
    Nette Frau, heiß im Bett, hatte aber nicht viel auf dem Kasten. Zum Glück wollte sie selten reden. Dreimal waren sie bisher zusammen gewesen und hatten gerammelt wie die Kaninchen, nur zwischendurch mal was gegessen, um die verbrannten Kalorien wieder reinzuholen.
    Ja, genau das würde er tun. Nach Astoria fahren und das Wochenende durchvögeln.
    Doch er rührte sich nicht vom Fleck, sondern schaute wieder hinüber. Er betrachtete sie und fragte sich, was sie dachte. Ihre Aufmerksamkeit war auf ein Pärchen am Rand der Tanzfläche gerichtet.
    Er sah genau, wann sie begriff, dass die beiden in aller Öffentlichkeit fickten. Ihre hübschen, vollen Lippen formten ein O, und sie drehte den Kopf weg.
    Mann, sah die klasse aus. Sie hatte glänzende dunkle Haare, die auf dem Kopf aufgetürmt und mit zwei komischen Stäbchen festgesteckt waren, makellose helle Haut und ein vornehmes Profil. Dem Anschein nach war sie ungeschminkt.
    Er erinnerte sich an ein Bild, das er mal in der Bibliothek gesehen hatte. Während seiner Jugend war er häufig dort gewesen, hatte lange Nachmittage dort verbracht, um den Fäusten seines betrunkenen Vaters zu entgehen. Zum Lesen hatte er keine Lust gehabt, sondern hatte in Bildbänden geblättert. Darunter war einer über New York während der Jahrhundertwende gewesen und darin die Abbildung einer schönen jungen Frau mit feinen Gesichtszügen und dunklen Haaren, die auch so hochgesteckt gewesen waren. »Gibson-Girl« hatte daruntergestanden.
    Was tat also ein Gibson-Girl im
Warehouse
?
    Drei Abende lang hatte er ihre Freundin beobachtet, die in der Toilette sniffte und jede Nacht mit einem anderen Mann wegging. Die Sorte kannte er gut. Aber was hatte die Prinzessin mit so einer zu tun?
    Prinzessin.
Er schnaubte. Was für komische Gedanken hatte er denn im Kopf? Nach einem Schluck Bier blickte er widerstrebend wieder zu ihr hinüber.
    Er sah ihr Profil und den langen schlanken Hals. Noch immer beobachtete sie die Leute. Sie hatte von ihrem Weißwein nur ein paar Schlucke getrunken. Sie sah so unschuldig aus, so unglaublich jung …
    Zu jung.
    Er fing einen Blick des Barkeepers auf, der daraufhin zu ihm geschlendert kam. Teddy nannte er sich. Ein großer Kerl, mehr Mumm als Muskeln, mehr Pose als Haltung. Stachelig gegelte Haare, Hawaiihemd, Röhrenhose, gelangweilter Ausdruck. Er dealte nebenbei, und Bud hatte auch schon die Kollegen von der Drogenfahndung informiert. Nächste Woche um die Zeit würde der gute alte Teddy im Zeugenstand sitzen und singen wie eine Nachtigall.
    Bud interessierte das nicht. Die Drogenfahnder kümmerten sich um die Dealer, er kümmerte sich um die Mörder. Zurzeit war er den Scheißkerlen auf der Spur, die in Moldawien zehn kleine Mädchen entführt und per Schiff um die halbe Welt verschickt hatten, um sie als Jungfrauen an den Meistbietenden zu verkaufen, der sie dann als Prostituierte verpachtete. Der zahlte hunderttausend Dollar für ein Mädchen, das ihm eine coole Million pro Jahr einbrachte. Die Mädchen waren dazu bestimmt gewesen, gnadenlos ausgebeutet zu werden und früh zu sterben. Die meisten hätten das achtzehnte Lebensjahr nicht erreicht, sondern wären an einer Krankheit oder durch Selbstmord oder von der Hand eines Freiers gestorben, der Gewalt zum Aufgeilen brauchte.
    Jedoch waren die Mädchen beim Transport im Frachtraum des Schiffes erstickt. Das fuhr unter panamaischer Flagge für eine Reederei, die Carson gehörte, die Frachtpapiere waren jedoch durch fünf Länder gegangen und die Verbindung zu Carson unmöglich herzustellen. Da wären Finanzsachverständige nötig, um bei Gericht die Inhaberschaft zu beweisen.
    Drogenhandel war schlimm. Kleine Mädchen zu verkaufen und
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