Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In seinem Bann

In seinem Bann

Titel: In seinem Bann
Autoren: Anaïs Goutier
Vom Netzwerk:
glücklich verheiratet und hattest heute Abend etwas zu viel Wein.«
    »Der Wein verleiht mir lediglich den Mut auszusprechen, was ich dir schon längst hätte sagen müssen. Ich begehre dich, Ann-Sophie. Du ahnst nicht, wie lange ich auf diese Gelegenheit gewartet habe. Eine Tagung im Ausland, mit dir allein, das ist wie ein Sechser im Lotto für mich.«
    »Du bist ein guter Freund für mich, ein toller Kollege und ein begnadeter Wissenschaftler und ich bin wirklich gern mit dir hier, Leander. Aber etwas anderes wird zwischen uns nicht sein. Ich habe einen Freund und du solltest nicht einmal darüber nachdenken, Doro zu betrügen. Sie ist eine wundervolle Frau und dein eigentlicher Sechser im Lotto.«
    Ich war froh, dass wir inzwischen den Eingang unseres Hotels erreicht hatten. Hastig trat ich über die Schwelle zur Lobby, doch Leander ergriff meine Hand und hielt mich fest. Seine Hand war heiß und feucht.
    »Du willst mir ein schlechtes Gewissen machen? Ich liebe meine Frau, aber von dir träume ich, Ann-Sophie. Seit Monaten habe ich dieses Wochenende herbeigesehnt, ihm entgegengefiebert.«
    Er versuchte mich in seine Arme zu ziehen und sein heißer Atem roch nach Rotwein. Ich versuchte erneut, mich seiner Umarmung zu entwinden, doch diesmal ließ er mich nicht so einfach gehen.
    »Lass mich, Leander«, fauchte ich und machte mich energisch los. Mein Herz raste, ich fühlte mich tatsächlich bedroht.
    »Es war ein langer Tag. Du solltest zu Bett gehen und deinen Rausch ausschlafen. Morgen sieht die Welt dann anders aus«, sagte ich, um einen abgeklärten Tonfall bemüht, doch meine Stimme zitterte leicht.
    »Du verhöhnst meine Gefühle, Ann-Sophie. Dabei weiß ich doch, dass du es auch willst!«
    Erneut zog er mich an sich und war gleich darauf im Begriff, mich in Richtung Aufzug zu drängen.
    Panik stieg in mir auf.
    »Lass mich los! Nimm endlich Vernunft an, Leander!«
    »Ich würde sagen, die Dame hat sich unmissverständlich ausgedrückt, Herr Professor Sandberg.«
    Ich glaubte im ersten Moment, einer Sinnestäuschung zu erliegen, als ich diese Stimme hörte – volltönend, messerscharf und mit einem feinen britischen Akzent. Ian.
    Er kam aus Richtung der Bar auf uns zu und ich glaube, ich vergaß für einige Augenblicke zu atmen.
    »Was erlauben Sie sich? Wer sind Sie überhaupt?« platzte es empört aus Leander heraus, der vor lauter Schreck von mir abgelassen hatte.
    Im selben Augenblick legte Ian seinen Arm um meine Schulter und ihn ließ ich nur zu gern gewähren. Meine Beine waren im Begriff nachzugeben, doch Ian gab mir Halt.
    »Ian Reed. Ann-Sophies Lebensgefährte«, sagte er kühl und hielt Leander die Hand hin.
    Meinem Kollegen entglitten die Gesichtszüge. Er klappte den Mund mehrmals auf und wieder zu, ehe er wortlos Ians Hand ergriff und dann überstürzt im Aufzug verschwand.

Kapitel 8

    »Alles in Ordnung?« fragte Ian besorgt, nachdem sich die Tür hinter Leander geschlossen hatte.
    Ich nickte.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass du hier bist.«
    Wieder einmal spielte dieses betörend überhebliche Lächeln um seine Mundwinkel, als er mich liebevoll in seine Arme schloss und mich zärtlich küsste.
    »Na, ich muss dich doch vor allzu aufdringlichen Kunsthistorikern beschützen«, entgegnete er schmunzelnd.
    Dann verdüsterte sich seine Miene.
    »Hat er dich schon einmal belästigt? Hat er dir wehgetan?« Ian sprach jetzt durch zusammengebissene Zähne und ich konnte an seiner Körperspannung spüren, wie aufgebracht er war.
    »Nein. Ich weiß nicht, was in Leander gefahren ist. Ich habe ihn noch nie so erlebt.«
    Bei dem Gedanken daran, was wohl passiert wäre, wenn Ian nicht wie aus dem Nichts aufgetaucht wäre, um mich vor meinem lüsternen Kollegen zu retten, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.
    »Aber wie kommst du hierher, woher wusstest du –.«
    »Wo ich dich finden würde?« vervollständigte Ian meine Frage. »Ich bin Hotelier und gut im Recherchieren. Dich in einem Londoner Hotel ausfindig zu machen, gehört zu meinen leichtesten Übungen.«
    »Du bist mir also nach London gefolgt? Warum hast du dann nicht auf meine Anrufe und Nachrichten reagiert, wenn du mich doch auch sehen wolltest?«
    »Ich bin dir nicht gefolgt, Ann-Sophie. Ich war schon ein paar Tage vor dir hier in London. Von der Tagung habe ich erst vorgestern erfahren.«
    »Aber ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Warum konnte ich dich nicht erreichen?«
    »Es tut mir furchtbar leid, dass du dir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher