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In Satans Hand

In Satans Hand

Titel: In Satans Hand
Autoren: Vampira VA
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mehr erinnerte es an ein monströs durchblutetes Gehirn.
    Erstmals glaubte Lilith wieder verschwommene Strukturen der Stadt wahrzunehmen. Die Schreie und Schüsse, die eine Zeitlang bis zu ihr herauf gedrungen waren, wurden merklich leiser. So als dämpfe das nun stabiler werdende Feld aus Magie, das von den Rändern der Stadt her in jeden Winkel Jerusalems drang, gnädig die Geräusche und Stimmen.
    »Dieses Licht ... es tut weh«, murmelte Lilith und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
    »Das spürst du?« fragte Gabriel erstaunt. Ihm selbst schien es keine Probleme zu bereiten, hinabzuschauen wie bisher.
    »Was wundert dich daran?«
    »Nichts. Ich vergaß wohl für eine Sekunde, daß du auch menschliche Veranlagung in dir hast.«
    »Und deshalb schmerzt der Anblick?«
    »Dich schmerzt er nur - reinblütige Menschen aber werden nach kurzer Zeit daran erblinden.«
    Lilith ballte die Fäuste. Genug! dachte sie. Ich werde nicht länger von hier oben aus zusehen, wie - In diesem Augenblick schien sich eine Protuberanz aus der bis dahin »glatten« Fläche unter ihr zu lösen. Nein, keine Protuberanz, ein ... Pilz!
    Israel zählte zu den mutmaßlichen Atommächten, und im ersten Moment hielt Lilith es für absolut denkbar, daß zu dem Verderben, mit dem Gabriel die Bewohner der Stadt heimsuchte, noch eine zweite, von Menschen gestrickte Katastrophe kam - eine Nuklearexplosion!
    Welcher nicht Eingeweihte konnte schon verläßlich sagen, wo überall Kernwaffen gebunkert wurden .
    »Sie werden alle verseucht!« schrie Lilith.
    »Und wenn?« fragte Gabriel. »Doch abgesehen davon war das keine Atombombe. Nur ein konventioneller Sprengsatz.«
    Lilith starrte in das aufgerührte, sich aufbäumende Dunkel. Die schwarze »Beule«, die den Zenit ihrer Ausdehnung erreicht hatte und nun wieder langsam nach unten zu sinken begann.
    »Du verdammtes Monster!«
    Lilith verwandelte sich und durchbrach mit peitschendem Flügelschlag das, was sie die ganze Zeit in der Luft festgehalten hatte.
    Kaum fühlte sie sich frei, stellte sie den Flügelschlag ein und fiel, ohne von Gabriel daran gehindert zu werden, der Stelle entgegen, wo die Explosion stattgefunden hatte.
    *
    Emerson Fitzgerald war gerannt wie nie zuvor in seinem Leben.
    Aber er hatte auch nie zuvor im Leben einen solchen Grund gehabt, zu rennen .
    Tränen strömten ihm übers Gesicht; nicht nur, weil der Schweiß in seinen Augen brannte. Er weinte um Leann - und vor Scham, weil er nichts getan hatte, um sie zu retten.
    Aber was hätte er tun können?
    Nichts. Gar nichts .
    Ganz gleich, was er unternommen hätte, alles hätte nur eines zur Folge gehabt: daß er wie Leann ums Leben gekommen wäre.
    Und? fragte eine Stimme, hart wie ein Hammerschlag, der einen Punkt zwischen seinen Schläfen traf. Wäre der Tod nicht besser, als mit diesem Schuldgefühl zu leben? Du wirst es niemals loswerden, nie vergessen - verlaß dich darauf... DU FEIGER HUND!
    Emerson schluchzte, stolperte, stürzte, wie schon ein dutzend Mal oder öfter zuvor. Sein Gesicht schrammte über rissiges Straßenpflaster. Schweiß und Tränen fraßen sich sengend in die Schürfwunden.
    »Ich hab's nicht anders verdient«, wimmerte er kläglich und richtete sich umständlich wieder auf, obwohl er am liebsten liegengeblieben wäre. Er glaubte sich am Ende seiner Kräfte, zu Tode erschöpft von der Flucht, die ihn den Skopus hinunter und bereits ein Stückweit in die Stadt geführt hatte, die nur fragmenthaft von diesem roten Leuchten erhellt wurde.
    Es war so sinnlos.
    Weil es kein Entkommen gab.
    Das Grauen lauerte überall - nein, es lauerte nicht, es eroberte Jerusalem, schlug erbarmungslos zu, wo immer Emerson Fitzgerald hinkam und hinsah.
    Schreckliche Monstren wüteten so hemmungslos, als wollten sie die Stadt in Blut ertränken. Die Schreie Sterbender umtosten Emerson wie ein Chor aus tiefster Hölle.
    Und die Finsternis verhüllte nicht jedes der mörderischen Szenarien gnädig vor seinem Blick. Wie Spotlights rissen die roten Lichtbahnen immer wieder einzelne Schauplätze aus dem Dunkel, so daß Emerson Zeuge werden mußte; weil er nicht wegsehen konnte - denn blindlings in die Schwärze zu starren schien ihm noch schlimmer .
    Ein Schuß krachte. Etwas Heißes sirrte so dicht an Emerson Fitzgeralds Ohr vorbei, daß er unwillkürlich aufschrie. Instinktiv ließ er sich fallen. Weitere Schüsse folgten. Die Kugeln jagten über ihn hinweg.
    Aus den Augenwinkeln erkannte Emerson auf der einen
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