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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Monica Kristensen
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Vorschlaghammer mit einem alten, rostigen Eisenkopf. Er fotografierte die Werkzeuge, die Leiter und die Rückseite des Mischers.
    »Wo ist der Tote? Sie haben ihn woanders hingebracht?« Knut stellte die Frage, bevor er hinter dem Betonmischbehälter wieder auftauchte – er zählte seine Schritte und schätzte einen Umkreis von ungefähr acht Metern. Als er den Behälter ganz umrundet hatte, sahen die Russen ihn ungläubig und empört an.
    Wieder antwortete der Dolmetscher: »Selbstverständlich ist der Tote längst abtransportiert worden … man wusste doch nicht … Ich muss Ihnen noch erklären, wie er gefunden wurde. Einige Bergleute, die gestern am späten Abend hier vorbeigingen, bemerkten, dass der Mischer sich drehte und Beton über den Rand schwappte. Einer der Arbeiter kletterte die Leiter am Gerüst hinauf und drückte den Notknopf. Vom Ende der Leiter aus sah er einen Schuh in der Masse schwimmen. Die Bergleute alarmierten die Werksleitung und gossen den Beton aus. So wurde der Tote gefunden. Sie zogen ihn heraus und brachten ihn sofort ins Krankenhaus. Aber er war bereits tot. Man konnte nichts mehr für ihn tun.«
    Knut nickte, aber er hatte das Gefühl, dass irgendetwas an der Geschichte nicht stimmte. Er wusste nicht was, vielleicht lag es nur an der Stimmung oder der Körpersprache der drei Russen. Sie wirkten merkwürdig entspannt und schienen mit ihren Erklärungen ausgesprochen zufrieden zu sein.
    »Wann ist der Unfall passiert? Und wieso war der Verstorbene hier allein?«
    Der Direktor persönlich antwortete über den Dolmetscher. Der Tote hatte Mechaniker gelernt. Er war Steiger und arbeitete viele Jahre für Trust Arktikugol. Beim Bau des neuen Gebäudes war er ebenfalls als Vorarbeiter eingesetzt. Auf dem Bauplatz wurde in lediglich einer Schicht gearbeitet, von acht Uhr morgens bis sechs Uhr abends. Nach der Schicht hatte der Verstorbene mit seiner Frau in der gemeinsamen Kantine gegessen. Als sie in ihre Wohnung gehen wollten, hatte er gesagt, er hätte noch etwas an seinem Arbeitsplatz zu erledigen. Der Beton würde bei diesem kalten Wetter so schlecht aushärten, er wollte die Mischung der Chemikalien in dem Sand- und Zementpulver ändern. Und zwar sofort, damit es nicht vergessen würde. Heute Morgen sollte alles bereit sein. Die Übersichtstabelle für das Mischungsverhältnis befand sich oben auf dem Gerüst neben der Steuereinheit. Er hatte gesagt, es würde nicht mehr als eine halbe Stunde dauern, dann käme er nach Hause.
    »Furchtbar für seine Frau.« Der Konsul murmelte dem Dolmetscher irgendetwas Ernstes zu und fing an, von einem Fuß auf den anderen zu stampfen. Sie froren, alle vier. Der Dolmetscher ging einen Schritt auf den Weg zu, den sie gekommen waren. Er schlug den Kragen hoch bis an die Ohren und steckte beide Hände in die Taschen seiner Jacke. Der Konsul und der Direktor setzten sich ebenfalls in Bewegung.
    Knut schaute auf die Uhr. Er war bereits über zwei Stunden in Barentsburg. Als er sich umdrehte, um den anderen zu folgen, wusste er, was ihn irritierte. »Kann diese Mischmaschine wirklich von allein losgehen?«
    »Nein, absolut nicht.« Dolmetscher und Direktor schüttelten die Köpfe. »Außerdem gibt es den roten Notknopf, groß und deutlich sichtbar auf der Steuereinheit. Wird der Betonmischer durch einen unglücklichen Zufall gestartet, kann man ihn damit innerhalb von Sekunden anhalten. Der Verstorbene muss gestolpert sein, dann hat er mit den Armen gerudert und dabei den Schalter getroffen, mit dem die Maschine in Gang gesetzt wird. Er befindet sich an der Tafel, an der auch die Mischungsverhältnisse programmiert werden. Aber es war ja niemand da, der den Notknopf drücken konnte.«
    Die drei Russen sahen Knut an. Er erwiderte nichts. Schließlich schlug der Konsul vor, hinaufzusteigen und sich die elektrische Steuertafel anzusehen.
    Der Holzschuppen am Ende des Gerüsts stand knapp zwei Meter über dem Boden. Zur Mischmaschine gab es keine Wand, festhalten konnte man sich nirgends. Die Steuereinheit hing gut sichtbar an der Wand neben der Öffnung, unter einer Neonröhre, die bläulich schimmerte. Die Texte an den Knöpfen und Schaltern ließen sich ohne Probleme lesen – wenn Knut kyrillische Buchstaben hätte lesen können. Auch der Notknopf war nicht zu übersehen, rot und zentral angebracht. Ansonsten war der Holzschuppen leer. Der Boden war gefegt, es gab weder Schnee noch Staub. Worüber hätte der Steiger stolpern können?
    Knut trat an die
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