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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05
Autoren: Lee Child
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ziemlich alles, was ich im vergangenen Monat getan habe. Kreuz und quer durch Westtexas fahren, immer auf der Suche nach Anhaltern.«
    »Wozu?«
    Sie tat seine Frage mit einem Schulterzucken, einer abschätzigen kleinen Bewegung ab.
    »Die Meilen, die ich mit diesem Wagen gefahren bin«, sagte sie. »Einfach unglaublich! Und das Geld, das ich für Benzin ausgegeben habe.«
    »Warum?«, wiederholte er.
    Sie schwieg. Wollte nicht antworten. Verfiel nur in langes Schweigen. Die Armstütze an der Tür drückte in seine Niere. Er machte ein Hohlkreuz, verdrehte die Schultern und änderte seine Position. Wünschte sich, er wäre von jemand anderem mitgenommen worden. Von jemandem, der einfach nur von A nach B unterwegs war. Er sah zu ihr auf.
    »Darf ich Carmen zu Ihnen sagen?«
    Sie nickte. »Klar. Bitte.«
    »Also gut, Carmen«, sagte er. »Erklären Sie mir, was hier vorgeht, okay?«
    Sie machte den Mund auf, dann schloss sie ihn wieder.

    »Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll«, sagte sie. »Wo’s jetzt so weit ist.«
    »Was ist so weit?«
    Sie gab keine Antwort.
    »Erzählen Sie mir lieber, was Sie genau wollen«, sagte er. »Sonst steige ich hier und jetzt aus.«
    »Draußen hat’s weit über vierzig Grad.«
    »Das weiß ich.«
    »In dieser Hitze kann man umkommen.«
    »Das riskiere ich.«
    »Sie können Ihre Tür nicht öffnen«, sagte sie. »Der Wagen liegt zu schräg.«
    »Dann drücke ich die Windschutzscheibe ein.«
    Die Frau machte eine kurze Pause. »Ich brauche Ihre Hilfe«, wiederholte sie.
    »Sie kennen mich überhaupt nicht.«
    »Nicht persönlich«, gab sie zu. »Aber Sie bringen die nötigen Voraussetzungen mit.«
    »Welche Voraussetzungen?«
    Sie schwieg wieder. Lächelte dann ein kurzes sarkastisches Lächeln. »Das ist so schwierig«, sagte sie. »Ich habe diese Rede schon eine Million Mal geübt, aber jetzt weiß ich nicht, wie ich anfangen soll.«
    Reacher sagte nichts. Wartete.
    »Haben Sie je mit Anwälten zu tun gehabt?«, fragte sie. »Die können einem nicht helfen. Sie wollen nur einen Haufen Geld, lassen sich endlos lang Zeit und erzählen einem dann, dass sich praktisch nichts machen lässt.«
    »Dann nehmen Sie sich einen neuen Anwalt«, schlug er vor.
    »Ich habe schon vier gehabt«, sagte sie. »Vier in einem Monat. Die sind alle gleich und alle zu teuer. Dafür habe ich nicht genug Geld.«
    »Sie fahren einen Cadillac.«

    »Der gehört meiner Schwiegermutter. Ich habe ihn mir nur ausgeliehen.«
    »Sie tragen einen großen Brillantring.«
    Sie verstummte wieder. Ihr Blick verdunkelte sich. »Den hat mein Mann mir geschenkt«, sagte sie.
    Er sah zu ihr auf. »Kann er Ihnen nicht helfen?«
    »Nein, er kann mir nicht helfen«, antwortete sie. »Haben Sie je versucht, einen Privatdetektiv zu engagieren?«
    »Hab nie einen gebraucht. Ich war selbst Kriminalbeamter.«
    »Die gibt’s nicht wirklich«, sagte sie. »Jedenfalls nicht wie im Film. Sie wollen nur in ihrem Büro sitzen und am Telefon arbeiten. Oder am Computer mit ihren Datenbanken. Sie denken nicht daran, rauszugehen und wirklich etwas für einen zu tun. Ich bin bis nach Austin gefahren. Dort habe ich einen Kerl aufgetrieben, der gesagt hat, er könnte mir helfen – aber er wollte sechs Männer einsetzen und mir pro Woche fast zehntausend Dollar abknöpfen.«
    »Wofür?«
    »Ich bin immer verzweifelter geworden. Bin in Panik geraten. Dann habe ich mir überlegt, dass der richtige Mann vielleicht unter Anhaltern zu finden sei. Einer von ihnen könnte sich als der Richtige herausstellen und möglicherweise bereit sein, mir zu helfen. Ich habe versucht, eine sorgfältige Auswahl zu treffen, und nur für raue Gesellen angehalten.«
    »Danke, Carmen«, sagte Reacher.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch«, erklärte sie. »Das meine ich nicht abwertend.«
    »Aber es hätte gefährlich sein können.«
    Sie nickte. »Das war es ein paar Mal auch. Aber das musste ich riskieren. Ich musste irgendwen finden. Ich habe gehofft, so einen Rodeoreiter oder Bohrarbeiter kennen zu lernen. Sie wissen schon: einen harten Burschen, einen Raufbold, vielleicht gerade arbeitslos, ohne momentane Verpflichtungen.
Einen Mann, der sich gern ein bisschen Geld verdienen würde. Aber ich kann nicht viel zahlen. Könnte das ein Problem sein?«
    »Bisher ist alles ein Problem, Carmen.«
    Eine kurze Pause. »Ich habe mit allen geredet«, fuhr sie fort. »Ein bisschen mit ihnen geplaudert, über alles Mögliche gesprochen, genau wie mit Ihnen. Ich habe
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