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In Gottes Namen. Amen!

In Gottes Namen. Amen!

Titel: In Gottes Namen. Amen!
Autoren: Simon Rich
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erschienen. Noch zwei weitere und er hätte seinen persönlichen Rekord gebrochen. Er stellte den Fernseher an und schaltete auf NASCAR um.
    Ein Reporter interviewte Trevor Bayne anlässlich seiner jüngsten Erfolgsserie.
    »Ich danke Gott«, sagte er. »Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich heute bin.«
    Gott schüttelte den Kopf und lachte. Er liebte diesen Bayne.
    Als das Rennen begann, hatte er seine Eier fast aufgegessen. Er nahm die Fernbedienung und drehte lauter.
    »Komm schon, Bayne«, sagte er und streute Salz auf sein verbliebenes Rührei. »Konzentrier dich.«
    Leise klopfte es an der Tür. Er hatte um Tabasco gebeten. Ob er das war?
    »Herein«, rief er gut gelaunt.
    Eine junge Frau, die er nie zuvor gesehen hatte, trat ein. Sie war sehr attraktiv, das fiel ihm auf, wirkte aber auch sehr abgespannt. Ihre strahlend blauen Augen waren unter den hängenden Lidern kaum noch zu sehen. Und ihr langer, schlanker Körper war gebeugt wie der eines alten Mannes. Gott schüttelte den Kopf. Er konnte nicht verstehen, warum hübsche junge Frauen so hart arbeiteten.
    »Bringst du mir den Tabasco?«, fragte er.
    »Wie bitte?«
    »Tabasco?«
    »Nein … äh … ich bin hier, um dich über einen Code-Black-Alarm zu informieren. Der Computer sagt, ich muss dich warnen.«
    Gott nickte. Baynes Führung hatte sich um mehr als die Hälfte verringert. Wie war das passiert?
    »Verzeih, dass ich störe«, sagte Eliza. »Aber es hieß, möglicherweise stünden Menschenleben auf dem Spiel.«
    Gott machte ihr ein Zeichen, sich zu setzen, und drehte die Lautstärke am Fernseher höher.
    »Magst du Autorennen?«, fragte er. »Das ist ein großes – Bayne steht kurz vor seinem zweiten Sieg in Daytona.«
    Eliza nickte verlegen. »Wenn du nicht zu viel zu tun hast«, sagte sie, »solltest du dir den Tsunami vielleicht mal ansehen. Die Situation scheint mir doch ziemlich brenzlig zu sein.«
    »Mach schon, Bayne! Los, ins Ziel! Entschuldigung, was hast du gesagt?«
    »Anscheinend ist die Situation sehr brenzlig.«
    Gott nickte. »Da hast du recht. Ich werde eingreifen.«
    Eliza atmete erleichtert aus. »Danke.«
    Gott öffnete seinen E-Mail-Account und schrieb eine Nachricht an Vince, tippte mit zwei gestreckten Zeigefingern. Dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück, schnappte sich die Fernbedienung und drehte den Fernseher auf maximale Lautstärke.
    » Bayne und Collins Kopf an Kopf!«, schrie der Kommentator. » Collins schiebt sich nach vorne … Da steckt Kraft dahinter! Er liegt drei Längen voraus … der Sieg ist ihm sicher … oh, nein! Er wird von der Fahrbahn geschleudert! Sein Wagen überschlägt sich! Er ist dem Wrack entkommen, aber er brennt … wow … er scheint entsetzliche Schmerzen zu leiden. Sieht aus, als wäre Trevor Bayne der Sieger. Wobei ich sicher bin, dass er lieber auf andere Art gewonnen hätte.«
    Gott schmunzelte.
    »Gott«, sagte Eliza. »Als du gesagt hast, du würdest eingreifen … hast du das Autorennen oder den Tsunami gemeint?«
    Zum ersten Mal sah Gott sie jetzt direkt an.
    »Welchen Tsunami?«
    Etwas im Fernsehen beanspruchte seine ganze Aufmerksamkeit. »Hey – gleich gibt’s ein Interview mit Bayne!«
    Der Rennfahrer hob eine Trophäe über den Kopf und beugte sich zu einem Wald aus Mikrofonen herunter. »Ich danke Gott für diesen Sieg«, fing er an. »Ohne ihn hätte ich das nicht geschafft.«
    Gott klatschte in die Hände. »Hast du das gehört? Hast du gehört, was er gerade gesagt hat?«
    Eliza zwang sich zu lächeln. »Ja. Schön.«
    »Oh Mann … ich liebe diesen Bayne.«
    Gott schaltete den Fernseher aus.
    »Okay«, sagte er. »Tut mir leid. Wo ist das Erdbeben?«
    »Es ist ein Tsunami. Und ich weiß nicht, wo er ist – da stand einfach nur ›möglicher Tsunami‹. Die Meldung kam heute Morgen rein, so gegen sieben.«
    Gott strich sich übers Kinn. »Wahrscheinlich zu spät, um ihn noch aufzuhalten. Ich sag dir was: Ich gebe die Info an meinen Propheten weiter.«
    Er schaltete den Fernseher wieder ein und wechselte den Sender. Irgendwo an einem Highway stand ein ausgezehrter, in Lumpen gehüllter Mann mit einem Pappschild in der Hand.
    Eliza starrte ungläubig auf den Bildschirm. »Das ist dein Prophet?«
    Gott nickte. »Ich sag ihm, er soll die Leute warnen. Irgendwas Krasses auf sein Schild schreiben, zum Beispiel ›Das Ende ist nah‹.«
    Eliza starrte weiterhin auf den Bildschirm. Der schmutzige Mann winkte ihr zu.
    »Gott«, flüsterte sie, »bei allem gebührenden Respekt …
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