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In der Südsee

Titel: In der Südsee
Autoren: Robert Louis Stevenson
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ist in der Tat das Krankenhaus von Apemama. Der Medizinmann und ich betraten allein den heiligen Platz. Die Kästen und die Matte wurden entfernt, und ich wurde stattihrer auf den Stein gesetzt, das Gesicht wieder nach Osten gerichtet. Eine Weile blieb der Zauberer hinter mir, ohne daß ich ihn sehen konnte, und beschrieb Figuren in der Luft mit einem Palmenzweig. Dann schlug er leicht auf den Rand meines Strohhutes, und dieses Schlagen wiederholte er von Zeit zu Zeit, indem er statt dessen manchmal meinen Arm und meine Schulter streifte. Ungefähr zwölfmal haben Leute versucht, mich mit Mesmerismus zu behandeln, aber niemals mit dem geringsten Erfolg. Bei der ersten Berührung jedoch – an einer so wenig bedeutsamen Stelle wie dem Rande meines Hutes und mit nichts Wesentlicherem als einem Palmwedel, der von einem Manne geschwungen wurde, den ich nicht einmal sah – überfiel mich der Schlaf mit tausend Gewalten. Meine Muskeln erschlafften, meine Augen schlossen sich, mein Kopf summte vor Schläfrigkeit. Ich widerstand zunächst instinktiv und dann wie mit einem verzweifelten Ruck und schließlich erfolgreich, wenn man noch von Erfolg reden kann, da ich mühsam auf die Beine gelangte, schlafwandelnd nach Hause wankte, mich sofort aufs Bett warf und sofort in traumlose Betäubung versank. Als ich erwachte, war meine Erkältung verschwunden. Ich will diese Sache, die ich nicht verstehe, hiermit verlassen.
    Indessen hatte sich mein Appetit auf Kuriositäten, der im allgemeinen nicht sehr groß ist, sonderbar verstärkt durch die heiligen Kästen. Sie waren aus Pandanusholz, länglich, an den Seiten wie Strohgeflecht, mit dünnen Säulchen versehen, an den Rändern mit Haar oder Fasern leicht besetzt und standen auf vier Füßen. Das Äußere war zierlich wie Spielzeug, dasInnere ein Geheimnis, das ich entschlossen war zu enträtseln, aber der Weg dahin war von einem Löwen bewacht. Ich wollte Terutak' nicht darum angehen, weil ich versprochen hatte, auf der Insel nichts zu kaufen; ich wagte meine Zuflucht nicht zum König zu nehmen, denn ich habe von ihm schon mehr Geschenke erhalten, als ich erwidern könnte. In diesem Dilemma kamen wir schließlich auf einen Plan, da der Schoner endlich zurückgekehrt war. Kapitän Reid machte statt meiner einen Vorstoß, behauptete ein ungezügeltes Verlangen nach den Kästen zu empfinden und bat und erhielt die Erlaubnis, mit dem Zauberer einen Kaufvertrag abzuschließen. Am selben Nachmittag eilten der Kapitän und ich zum Krankenhaus, betraten den umzäunten Platz, hoben die Matte auf und hatten gerade begonnen, die Kästen eingehend zu betrachten, als Terutak's Frau aus einem der nächsten Häuser stürzte, über uns herfiel, den Schatz an sich riß und verschwand. Eine größere Überraschung hatten wir nie erlebt. Sie kam, nahm und verschwand, ohne daß wir wußten wohin, und wir blieben mit dummlächelnden Gesichtern auf dem Schlachtfeld zurück. Das war ein würdiger Anfang unseres denkwürdigen Handels.
    Bald darauf erschien Terutak', brachte Tamaiti mit sich, beide lächelten, und wir vier hockten nieder auf dem Geländer. In den drei Maniap's des Krankenhauses war eine ansehnliche Zuhörerschaft versammelt: die Familie eines kranken Kindes, das in Behandlung war, die Schwester des Königs beim Kartenspiel und ein entzückendes Mädel, das schwor, ich sei das Ebenbild ihres Vaters – im ganzen ungefähr zwanzig Personen.Terutak's Frau war ebenso unbemerkt, wie sie verschwand, zurückgekehrt und saß nun atemlos und wachsam an der Seite ihres Gatten. Vielleicht hatte sich das Gerücht unseres Verlangens verbreitet, oder wir hatten die Leute alarmiert durch unser unziemliches Benehmen: jedenfalls waren die Gesichter aller Anwesenden von Erwartung und Besorgnis erfüllt.
    Kapitän Reid verkündete ohne Vorrede oder Verschleierung, daß ich gekommen sei, die Kästen zu kaufen; Terutak' weigerte sich, plötzlich sehr ernst, zu verkaufen. Wir drangen auf ihn ein, aber er blieb hartnäckig. Wir erklärten, daß wir nur einen Kasten wünschten: das mache nichts, zwei seien notwendig, um die Kranken zu heilen; wir fingen an zu spotten, suchten ihm durch Vernunftgründe näherzukommen: vergebens. Er saß ernst und still da und weigerte sich. Alles das war nur ein vorbereitendes Geplänkel, bis jetzt hatten wir noch keine Summe genannt, aber nun fuhr der Kapitän schweres Geschütz auf. Er nannte ein Pfund, dann zwei, darauf drei. Aus den Maniap's kam einer nach dem andern herbei;
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