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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller
Autoren: Denise Mina
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sprechen wir immer nur in Gegenwart eines zweiten Polizeibeamten. Um die Beweislage abzusichern.«
    Der Anwalt meldete sich zu Wort: »Ich fürchte …«
    Danny ließ ihn mit einer Handbewegung verstummen. »Ich habe Informationen, die Sie interessieren dürften.«

    »Oh.« Gobby klang überrascht. »Sie möchten Informant werden?«
    »Nein.«
    »DCI MacKechnie«, der Anwalt klang unglaublich wortgewandt, »es tut mir außerordentlich leid, doch ich muss gestehen, dass ich den Vorschlag meines Klienten nicht nachvollziehen kann, könnten Sie uns einen Augenblick alleine lassen?«
    Gobby nahm jetzt das Heft in die Hand. »Nein. Warum sind Sie hergekommen? Sind Sie jetzt bereit, uns etwas über die gestohlenen Fahrzeuge zu erzählen oder nicht?«
    Danny wirkte plötzlich unsicher. »Was, wenn nicht?«
    »Gar nichts«, sagte Morrow.
    »Verhaften Sie mich dann, weil ich Zündkerzen gekauft habe?«
    »Mr McGrath«, sagte sie, »warum sind Sie freiwillig hergekommen? Warum haben Sie einen Anwalt dabei, der Sie eine Stange Geld kosten dürfte?«
    Danny lehnte sich zurück, warf beide Armen hinter die Stuhllehne, streckte ihr Brust und Kinn entgegen. »Wie kommt es, Alex, dass ich weiß, wo du wohnst? Und woher weiß ich«, er zögerte bevor er die nächste Drohung aussprach, »woher weiß ich, welchen Kindergarten dein Kleiner besucht?«
    Morrow lehnte sich zurück und sah ihn an. Er dachte, er würde sie kennen, hatte gerüchteweise Einzelheiten aus ihrem Leben gehört, aber von den wirklich wichtigen Dingen hatte er keine Ahnung. Er wusste nichts über Gerald, und das war das Einzige, was zählte. Danny gehörte nicht zu ihrer Familie.
    Sie sah ihn lange an und als sie endlich wieder etwas sagte,
war sie sehr ruhig. »Mr McGrath, Sie wissen gar nichts über mich.«
    Gobby stand auf. »Wenn Sie hier nochmal auftauchen«, sagte er in sehr ernstem Tonfall zu dem Anwalt, »zeige ich Sie an, wegen sinnloser Irreführung von Staatsbeamten.«
    Der Anwalt nickte seine Aktentasche an und packte ein. Erst jetzt machte sich Danny die Mühe, zur Videokamera hochzusehen und entdeckte, dass Kabel und Stecker lose herunterbaumelten.
    Morrow eilte vor allen anderen nach unten und traf Routher am Empfang. »Ma’am, Ihr Mann wartet draußen im Hof. Er will sie sehen.«

    Aleesha stand unter dem Einfluss von Medikamenten, das stimmte. Paracetamol. Die Operation war gut verlaufen, zwei Tage waren vergangen und das Morphium hatte sie bereits vor vierzehn Stunden abgesetzt. Sie tat immer noch, als wäre sie nicht ganz da, als wäre sie noch wacklig auf den Beinen, machte langsame Schritte, nahm Sachen aus der Vitrine der Selbstbedienungskantine und stellte sie wieder hin, als hätte sie vergessen, dass sie schon einen Löffel und Zucker auf ihrem Tablett hatte. Sie tat das aus gutem Grund. Es war eine Art Test.
    Roy wirkte wie ein Beschützer. Er trat zur Seite, wenn jemand mit einem Wagen vorbeieilte, schirmte sie ab. Das zweite Tablett stellte er sachte zurück, tat den Zucker wieder ins Fach und sprach ruhig mit ihr. Als er ihre Flasche Wasser und den Tee für sich selbst bezahlte, beobachtete sie sein Gesicht. Er trauerte, die Trauer saß so tief in seinen Augen, dass oberflächliche Regungen wie das Lächeln, das er den Kantinenfrauen zuwarf, sie nicht erschüttern konnten.

    Als er das Wechselgeld für seine Fünfpfundnote entgegennahm, sah sie, dass er einen Blick auf die Spendenbox des Krankenhauses warf, auf sein Geld schaute und wusste, dass er es hineinstecken sollte, sich dann aber doch dagegen entschied. Sie sah ihm an, dass er ein schlechtes Gewissen hatte. Das gefiel ihr.
    Er führte sie vorsichtig an einen Platz in einer Ecke, fernab von der Geschäftigkeit in der Nähe des Gangs, bot ihr den Stuhl an, der am geschütztesten stand und wählte selbst den Platz ihr gegenüber. Er setzte sich, stellte die Flasche Wasser vor sie auf den Tisch, den Tee an seinen Ellbogen und lehnte das leere Tablett gegen das Tischbein. Er sah zu ihr auf, sein Blick wanderte über ihr Gesicht, startete an ihrem Kinn, vorbei an den Lippen, über den Nasenrücken, schwelgte über ihren Augenbrauen und dann endlich sah er ihr in die Augen. Sie sah wie alle Trauer verflog, der Schmerz aus ihm wich und sie wusste, dass dies ihr Verdienst war.
    »Roy?«
    »Ja, ich bin Roy.«
    »Äh, Roy, warum bist du traurig?«
    Er zuckte mit den Schultern, sah weg und versank erneut in Trauer. »Hab jemanden verloren, der …« Er schien vergessen zu haben, was er
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