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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase
Autoren: Pauline Gedge
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stießen sie zum Heer und empfingen Hor-Ahas Bericht, kaum dass sie von Bord gegangen waren. Die Divisionen nahmen Gestalt an, waren aber noch weit davon entfernt, die feste Kampfeinheit zu bilden, die Hor-Aha und Intef vorschwebte. Der Stolz auf ihre Zusammengehörigkeit wuchs bereits und das Gemurre ließ nach. Drei Tage lang waren sie gedrillt und gegen einen nicht vorhandenen Feind geschickt worden, »aber bislang hat ihnen keiner gesagt, dass sie nicht nur gegen Setius, sondern auch gegen ägyptische Landsleute kämpfen müssen«, stellte Hor-Aha klar, der im Schatten eines Binsenschiffes vor Kamose hockte. »Wenn das erforderlich wird, müssen sie so weit geschult sein, dass sie Befehle ohne nachzudenken ausführen. Eine harte Lektion, die sie da lernen müssen.« Kamose äußerte sich nicht dazu.
    »Wir haben Botschaften von den Fürsten von Badari und Djawati«, sagte Intef. »Sie sind mit der Aushebung fertig und möchten wissen, wann du eintriffst. Mesehti berichtet, dass im Norden von Djawati alles ruhig ist. Qes und Daschlut haben bislang noch nichts von uns mitbekommen.«
    »Morgen haben wir den ersten Tag im Pachons«, meinte Ahmose, und bei seinen Worten verstummten alle. Der Schemu hatte begonnen, die heißeste Zeit des Jahres, wenn die Ernte heranreifte und Ägypten außer Atem auf die Überschwemmung wartete. Kamose stand jäh auf.
    »Schickt mir Ipi«, sagte er. »Ich möchte eine Rolle an alle in Waset diktieren.« Ein überwältigendes Verlangen, sich mit den Frauen der Familie auszutauschen, hatte ihn gepackt, er musste von seiner Großmutter bestärkt und von seiner Mutter bestätigt werden, die Wurzeln berühren, aus denen er entstanden war. »Ich bin in der Kabine«, warf er über die Schulter zurück, als er auf die Laufplanke zuging. »General, gib an die Hauptleute weiter, dass wir in ein paar Stunden losmarschieren.«
    Als er dann in der Abgeschiedenheit der Kabinenvorhänge war, seufzte er vor Enttäuschung, schnürte seine Sandalen auf und warf sie neben sich. Die Stadt Qes lag um einiges entfernt vom Fluss an die Felsen geschmiegt. Ob sie sich bei Nacht unbemerkt daran vorbeistehlen konnten? Dann verschwendeten sie keine noch benötigten Energien, da Daschlut sie zweifelsohne feindselig empfangen würde. Ipi klopfte höflich an den Sturz der Kabinentür und Kamose rief ihn herein. Er trat ein, begrüßte seinen Gebieter und machte Palette und Pinsel zum Diktat bereit.
    Ich schreibe auch an meine Heimat, dachte Kamose. An die Ranken am Spalier, die schwer von Trauben sind, an den Fischteich, auf dem trockene Sykomorenblätter schwimmen, an die warme Rundung der Säulen am Eingang, die meine Hand so gern geliebkost hat, wenn ich in den kühlen Dämmer des Empfangssaals getreten bin. Hört mich an, ihr alle, und vergesst mich nicht, denn ich liebe euch, und gewiss ist der bessere Teil meines Wesens bei euch geblieben. Er machte den Mund auf und begann zu diktieren.
    Zweites Kapitel
    Am achten Tag schob sich die Flotte drei Stunden nach Sonnenuntergang leise an dem festgetretenen Pfad vorbei, der vom Fluss nach Westen zu der Stadt Qes führte. Die Flotte hatte sich vergrößert, denn eine kunterbunte Mischung von Booten hatte alle Berufssoldaten aufgenommen, die die Fürsten zur Verfügung stellen konnten. Hinter Kamose fuhren Anchmahor und zweihundert Angriffskrieger auf dem Floß, das einst zum Transport von Granit benutzt worden war, gefolgt von den Medjai in ihren Binsenschiffen. Der Rest der Flotte folgte schwerfällig. Fürst Machu von Achmin hatte vierhundert Mann ausgehoben und Fürst Iasen von Badari weitere achthundert. Mesehti von Djawati hatte erstaunliche dreitausend zum Fluss getrieben, sodass sich das Heer nun fast auf vier Divisionen belief. Der Großteil jedoch wand sich als Heerwurm drei Tage hinter den Schiffen her, und seinen Schwanz konnten nicht einmal die Hauptleute an der Spitze sehen.
    Seine Unterhaltungen mit den Fürsten von Achmin, Badari und Djawati, mit denen er sich der Reihe nach vereinte, waren ungefähr nach dem gleichen Muster abgelaufen wie seine Begegnung mit Intef, nicht wie die mit Anchmahor. Sie hatten ihn ehrerbietig gegrüßt und ihre Bereitschaft gezeigt, ihr Versprechen, ihm zu helfen und treu zu folgen, zu erfüllen, doch es war ihnen deutlich anzumerken, dass sie die Verantwortung nicht mit einem schwarzen Wilden aus Wawat teilen oder, schlimmer noch, Befehle von ihm entgegennehmen wollten.
    Vergebens und mit zunehmender Ungeduld, aus der Wut
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