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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht
Autoren: Anne Perry
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ungeheuerlich. Am Ende dachte er, jedermann müsste seinen Talenten dienen. Dies zerstörte sein Mitgefühl und sein Urteilsvermögen, ja sogar seine Ehre.«
    »Wie tragisch«, hauchte Judith leise. »Ich freue mich, dass Robert Sie gefragt hat. Ihre Antwort war aufschlussreicher, als ich erwartet hatte.« Sie warf ihrem Mann einen Blick zu, dessen Gesichtsausdruck ihre Meinung bestärkte.
    »Danke, meine Liebe.« Casbolt schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, dann wandte er sich erneut Monk zu.
    »Erzählen Sie uns doch, wie stellten Sie ihn? Wenn er klug war, müssen Sie doch noch klüger gewesen sein!«
    Monk antwortete ein wenig blasiert. »Er machte Fehler – längst vergangene Machenschaften, alte Feinde. Ich entdeckte sie. Es war eine Frage, Loyalitäten und Betrügereien zu verstehen, alles genau zu beobachten und niemals aufzugeben.«
    »Sie haben ihn also förmlich gejagt?«, fragte Breeland mit Abscheu in der Stimme.
    »Nein!«, erwiderte Monk scharf. »Ich habe die Wahrheit gesucht, ob sie mir nun gefiel oder nicht. Auch wenn sich das herausstellt, was man am allermeisten fürchtet, was dem, woran man glauben will, den tiefsten Schnitt verpasst, man darf nie lügen, nichts verdrehen, nicht davonlaufen und niemals aufgeben.«
    Er war über die Vehemenz erstaunt, mit der er das meinte, was er sagte. Er vernahm sie in seiner Stimme, und es erschreckte ihn.
    Er sah die Zustimmung auf Hesters Gesicht und spürte, dass er errötete. Er war sich nicht bewusst gewesen, wie wichtig ihm ihr Respekt war. Niemals hatte er die Absicht gehabt, so verletzlich zu werden.
    Merrit starrte ihn mit plötzlichem Interesse an, als ob er sich binnen Momenten in einen Mann verwandelt hätte, den sie mögen könnte, und nun wusste sie nicht, wie sie mit dem Wandel umgehen sollte.
    »Da haben wir’s!«, rief Casbolt mit offensichtlichem Vergnügen. »Ich wusste, du hattest einen höchst interessanten Mann eingeladen, meine Liebe«, sagte er zu Judith.
    »Geben Sie sich nie geschlagen, Mr. Monk? Ziehen Sie sich jemals aus dem Kampf zurück und räumen Ihre Niederlage gegenüber dem Bösewicht ein?«
    Monk lächelte mit einer Spur Hintertriebenheit. Jetzt war die Leidenschaft verpufft, und sie heischten danach, unterhalten zu werden.
    »Bis jetzt noch nicht. Ein paar Mal war ich nahe daran. Ich fürchtete, mein eigener Kunde könnte der Schuldige sein, oder die Person, zu deren Schutz ich angeworben worden war, könnte es sein, dann hätte ich am liebsten aufgegeben, wäre gerne gegangen und hätte vorgegeben, die Wahrheit nicht aufdecken zu können.«
    »Und, taten Sie es?«, fragte Alberton und beugte sich ein wenig über den Tisch, wobei er seinen Teller übersah und Monk eindringlich anstarrte.
    »Nein, aber manches Mal mochte ich den Bösewicht lieber als das Opfer«, gestand Monk aufrichtig.
    Judith war überrascht. »Tatsächlich? Als Sie das Verbrechen verstanden, hatten Sie also mehr Sympathien für den Mörder als für die Person, die er tötete?«
    »Ein oder zwei Mal, ja. Da war einmal eine Frau, deren Kind systematisch missbraucht wurde. Sie mochte ich viel lieber als den Mann, den sie deswegen tötete.«
    »Oh!« Sie sog scharf die Luft ein, und ihr Gesicht erblasste vor Schmerz. »Die arme Kreatur!«
    Trace sah sie mit großen Augen an, dann wanderten seine Augen zu Merrit. »War er schuldig?«
    »O ja. Aber er war selbst ein Opfer.«
    »Aber…«, begann Judith, dann verstand sie, und in ihre Augen trat Mitleid. »Oh… ich verstehe.«
    Breeland schob seinen Stuhl vom Tisch zurück und erhob sich langsam.
    »Ich bin sicher, Mr. Monks Abenteuer sind faszinierend, und ich bedauere, mich so zeitig zurückziehen zu müssen, aber da Mr. Trace offenbar aus geschäftlichen Gründen erschienen ist, habe ich das Gefühl, entweder bleiben und meine Überzeugung gegen die seine verteidigen oder mich zurückziehen zu müssen und mir damit Ihr Wohlwollen zu erhalten, indem ich es nicht gestatte, diesen höchst angenehmen Abend in Bitterkeit enden zu lassen.«
    Er hob sein Kinn ein wenig höher. Er war zornig und unsicher, hätte seine Überzeugungen jedoch niemandem zuliebe aufgegeben. »Und da Sie ohnehin bereits jeden Grund kennen, warum die Union darum kämpft, eine Nation zu erhalten, die wir in Freiheit gegründet haben, und damit gegen eine Konföderation antritt, die uns mit Sklaverei umzingeln würde, und ich bereits jedes vernünftige Argument und jede Gemütsbewegung, deren ich fähig bin, vorgebracht habe, danke ich
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