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In alter Freundschaft - Kriminalroman

In alter Freundschaft - Kriminalroman

Titel: In alter Freundschaft - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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»Bislang glaubt er, dass wir ihn nur wegen der Kinderpornogeschichte packen können. Und wenn er einen geschickten Anwalt hat, sitzt er dafür nicht mal einen Tag im Knast.«
    »Was ist mit tätlichem Angriff und Freiheitsberaubung, begangen an einem Privatdetektiv?«
    »Unglaubwürdige Zeugen«, grinste Stürzenbecher. »Kummer und Hebbel sind selber in die Sache verstrickt, wollen die Schuld nur auf einen Dritten abwälzen, wird sein Anwalt sagen. Im Übrigen denkt Ponti sicher, er kann die Kummer in seinem Sinn beeinflussen, deshalb die Schlafkur.«
    »Oder umbringen«, warf ich ein.
    Stürzenbecher guckte mich von der Seite an. »Ich vergesse nicht, dass du Partei bist. Dein verschwundener Klient steht nach wie vor unter Mordverdacht. Armin Hinz hat nämlich ein besseres Motiv als Ponti. Alles, was gegen Ponti spricht, ist ein Schäferstündchen mit dem späteren Opfer.«
    »Ines hat ihm Vorwürfe wegen der Filme gemacht.«
    »Na und? Bringt man deswegen jemanden um?«
    »Du vergisst seinen Hang zur Gewalttätigkeit.«
    Die Tatsache, dass Kulmbacher auf dem großen Parkplatz des Bad eine Lücke fand, setzte unserer Diskussion ein Ende. Ich bedauerte, dass ich die verdutzten Gesichter der Muskelmänner nicht sehen konnte, aber Stürzenbecher bestand darauf, dass wir den Büroeingang nahmen.
    Die Dame im Tigerfell hatte Feierabend, dafür saß Hajo Gries hinter einem Schreibtisch, ein Glas mit dunkelbrauner Flüssigkeit in der Hand. Als er mich sah, klappte sein Unterkiefer nach unten.
    »Georg! Mensch, das ist aber eine Überraschung. Und das – sind das Freunde von dir?«
    »Mehr oder weniger. Genauer gesagt, unser aller Freunde und Helfer.«
    Kulmbacher zupfte ein Etui aus der Hosentasche und hielt es Hajo vor die Nase: »Kriminalpolizei.«
    Hajo wurde noch grauer im Gesicht.
    »Wo ist Ponti?«, fragte Stürzenbecher.
    »Ponti, äh, ich habe ihn schon länger nicht mehr gesehen.«
    »Wie lange?«
    »Ein oder zwei Stunden, würde ich sagen.«
    »Und wo haben Sie ihn gesehen?«
    »Hier im Bad. Aber er war sozusagen auf dem Weg nach draußen.«
    Stürzenbecher setzte sein Böses-Bullen-Gesicht auf. »Wissen Sie mit Bestimmtheit, dass er das Gebäude verlassen hat, oder erzählen Sie uns Märchen?«
    »Nun ja, ganz genau weiß ich es nicht. Aber er wollte gehen, und so wie ich Carlo kenne …«
    »Okay«, knurrte Stürzenbecher. »Wo geht's hier zur Disco?«
    »Da!« Hajo zeigte auf eine Tür hinter sich. »Aber es ist ziemlich voll. Ein Uhr, Hochbetrieb.«
    »Lassen Sie das mal unsere Sorge sein!«, maulte Stürzenbecher.
    Es war tatsächlich voll. Und die Musik dröhnte, wie immer. Wer noch keinen Partner für die Nacht gefunden hatte, geriet langsam in Panik und verschärfte seine Anstrengungen auf der Tanzfläche. Die ewigen Verlierer standen am Rand und begossen ihre Depression mit Alkohol.
    »Ach du Scheiße«, entfuhr es Stürzenbecher.
    »Soll ich Verstärkung holen?«, schrie Kulmbacher.
    »Blödsinn«, meinte Stürzenbecher. »Für eine Razzia brauchen wir die halbe Bereitschaftspolizei. Und todsicher beschwert sich morgen der Sohn des Oberbürgermeisters, dass er von einem Polizisten schikaniert worden sei.«
    Ich war bereits ein paar Schritte vorausgegangen und hörte Stürzenbecher hinter mir sagen: »Passen Sie doch auf, was Sie mit Ihrem Bierglas machen!« – »Leck mich!«, antwortete eine tranige Männerstimme. Und dann kam eine Frauenstimme: »He, Manni, was will der Alte von dir?«
    Ich drehte mich um. Stürzenbecher wischte wütend über den Ärmel seiner Anzugjacke. Dann schob er einen leicht schwankenden Lederjackentyp zur Seite und stapfte hinter mir her.
    »Hast du Ponti gesehen?«, brüllte er mir ins Ohr.
    Ich schüttelte den Kopf. Wir umrundeten die Tanzfläche und stießen bis zu der Theke vor, an der Sonja arbeitete. Carlo Ponti saß grinsend auf einem Barhocker.
    »Hallo, Schorsch, wie geht's denn so?«
    »Könnte besser sein«, schrie ich zurück.
    »Hast dir wohl Verstärkung mitgebracht?« Ponti nickte in die Richtung von Stürzenbecher.
    Kulmbacher zückte pflichtschuldig sein Etui.
    »Alles klar«, sagte Ponti. »Ich habe schon meinen Anwalt angerufen. Er wird gleich hier sein.«
    »Er wird uns zum Polizeipräsidium folgen müssen«, mischte sich Stürzenbecher ein. »Sie sind verhaftet.«
    »Was denn? Was denn?« Ponti verlor sein überlegenes Lächeln. »Nun machen Sie mal halblang! In die Kinderpornogeschichte hat mich die Kummer reingezogen. Aber das ist doch kein Grund,
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