Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
sich um. Sie würde sich ihrem Schicksal stellen. Eine der Kreaturen hockte auf dem Dach des Bv. Ihre langen Klauen kratzten über das Metall, als sie sich festzuhalten versuchte. Sie war nicht einmal einen halben Meter von Sara entfernt. Und so groß. So groß.
    Mit ihren gefletschten Zähnen, dem Haar, das ihr nass im Gesicht klebte und den zu hasserfüllten Schlitzen zusammengekniffenen Augen wirkte sie kein Stück weniger wie ein Tier als die Bestie, die gerade dazu ansetzte, ihrem Leben ein Ende zu bereiten.
    Na komm schon, du Scheißer. Bringen wir’s hinter uns.
    Die Kreatur riss das Maul auf und beugte sich vor.
    Sara schloss die Augen.
    Fünf Schüsse ertönten.
    Die Kreatur zuckte zurück, Blut spritzte aus der Augenhöhle, aus seinem Maul, aus seiner Nase. Die großen Klauenfüße rutschten über das nasse Dach, das Wesen taumelte über Bord und krachte in das eisige Wasser wie ein Felsblock aus einer Höhe von zehn Stockwerken.
    Sara drehte sich um. Sie konnte nicht begreifen, dass sie noch am Leben war.
    In eine dicke Decke gewickelt stand Gary Detweiler am Bug seines Bootes. Er hielt eine rauchende Beretta in seiner ausgestreckten Hand.
    »Scheiße, das wurde auch langsam Zeit.« Claytons Stimme aus dem Nuge. »Wo zum Teufel bist du gewesen, Junge?«
    7:29:45 Uhr
    Colding ließ die letzte Portion Plastiksprengstoff fallen, wandte sich mit seinem Schneemobil in Richtung der Otto II und riskierte einen kurzen Blick auf seine Uhr.
    Zwölf Sekunden.
    Er hatte nur eine Chance. Er riss den Gashebel auf, beugte sich nach vorn und hielt sich mit aller Kraft fest, als das Ski-Doo auf das Boot zuraste.
    7:29:49 Uhr
    Sie hatten keine Zeit, ordentlich anzulegen. Die Backbordseite des Bv krachte gegen das Otto II und brach das Eis weg, das hartnäckig auf der Steuerbordseite des Bootsrumpfs hing. Sara und Tim stolperten an Bord, während Gary seinen Vater aus der Luke zog. Clayton schrie vor Schmerz auf, doch mit der Unterstützung seines Sohnes schaffte er es in das Boot.
    Sara sah sich nach Colding um, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. »Gary! Wo ist Colding?«
    Gary rannte zu der kurzen Leiter, die zur Laufbrücke des Bootes führte. Er kletterte hoch und deutete nach backbord.
    Sara sah in die Richtung. Peej raste auf sie zu. Das Ski-Doo rumpelte über das gebrochene Eis wie ein Jeep durch eine zerklüftete Schlucht.
    Sie sah auf ihre Uhr. Zwei, eins …
    7:30:00 Uhr
    Vierundzwanzig Klumpen Demex-Plastiksprengstoff explodierten gleichzeitig. Eisbrocken und Splitter wirbelten wie
gefrorene Schrapnells durch die Luft; einige landeten gut eineinhalb Kilometer weit entfernt im Schnee.
    Um die Otto II gab es eine sternförmige Detonation, deren Druckwelle sich nach innen fortpflanzte. Sie war so mächtig, dass sie die Kreaturen, die dem Boot am nächsten waren, umriss und ins eisige Wasser schleuderte. Sara und Tim warfen sich auf das Deck, während aus allen Richtungen Eis über das Boot flog.
    Colding befand sich auf halber Strecke zwischen dem ringförmig angeordneten Sprengstoff und dem Boot, als es zur Detonation kam. Die Druckwelle erfasste ihn von hinten. Sie war so mächtig, dass sie das Ski-Doo unter ihm wegriss und fortschleuderte wie ein launisches Kind sein Spielzeug. Er flog durch die Luft, das Schneemobil überschlug sich, krachte ins Eis und wurde in Dutzende Teile zerrissen.
    Er landete gut vier Meter von der Backbordseite des Bootes entfernt. Sein schlaffer Körper überschlug sich mehrfach und schlidderte noch drei Meter weiter, bevor er anderthalb Meter vom Boot entfernt in das gerade erst freigelegte Wasser stürzte.
    Entsetzt beobachtete Sara, wie P.J.s Körper in der Tiefe versank.
    »Seil!« Sie riss sich die Jacke vom Leib. »Ich brauche ein verdammtes Seil!«
    Die Motoren der Otto II erwachten zum Leben. Gary sah von der Laufbrücke nach unten und deutete auf eine Kiste.
    Sara öffnete sie und nahm ein langes zusammengerolltes rot-weiß gemustertes Nylonseil heraus. Gleich darauf stand Gary neben ihr. Die notdürftig angebrachten Verbände über seiner Brust zeigten an mehreren Stellen große, rote Flecken; einige waren frisch und noch feucht.

    Sie reichte ihm ein Seilende. »Binde mir das um die Hüfte! « Sie zog ihren Pullover aus und riss sich die Stiefel von den Füßen, während er das Seil um ihren Körper führte.
    Sie sah Gary an. »Du wirst mich erst dann hochholen, wenn ich am Seil ziehe, verstanden?«
    Gary schüttelte den Kopf. »In dem Wasser bleiben dir nur ein paar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher